von Loris Gregorio
Die Medienkolumne in der aktuellen «NZZ am Sonntag» sorgt für Diskussionen. Hintergrund-Ressortleiter Michael Furger beschrieb unter dem Titel «Journalist und überzeugter Nichtwähler», warum er seinen Beruf nicht mit der Rolle als Stimmbürger und Wähler vereinbaren kann. Das sorgte für Unverständnis und Gegenargumentationen, etwa auf Twitter:
Schade, dass Sie diese Chance nicht wahrnehmen, in einem Land, in welchem wir mit-bestimmen können. Ihre Ehrlichkeit ist jedoch eine grosse Stärke, finde ich.
— M. Heimlicher (@enairam15) July 13, 2019
Journalisten seien Informationsvermittler und agierten zwischen politischen Akteuren, schreibt Furger. Daher könne ein Journalist oder eine Journalistin nicht gleichzeitig Vermittler und Akteur in diesem System sein.
Was meint die Wissenschaft zu dieser Sichtweise? persoenlich.com hat bei Guido Keel nachgefragt. Er ist Journalismusforscher und Leiter des Instituts für Angewandte Medienwissenschaften der ZHAW. «Ich kann diese Haltung nicht nachvollziehen», so Keel. Es sei alltäglich, dass Menschen sich in verschiedenen Rollen nach unterschiedlichen Logiken verhalten. Weiter erklärt Keel: «In diesem Sinn finde ich es problemlos, wenn man sich auch als Journalist an politischen Abstimmungen und Wahlen beteiligt, solange man sich seiner unterschiedlichen Rollen bewusst ist und transparent macht, wenn man die Rollen vermischt».
Kommentare
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Thomas Brändli, 21.07.2019 12:05 Uhr
Journalisten sind Bürger wie andere auch, haben Meinungen, Einstellungen und Werthaltungen. Diese kann man nicht ablegen, nur weil man nicht abstimmen geht. Man kann sich ihrer bewusst sein und in die tägliche Arbeit miteinbeziehen. Abstimmen ist daher durchaus denkbar und wünschenswert, auch für Journalisten. -
Robert Weingart , 16.07.2019 12:09 Uhr
Journalisten können neutral schreiben (Gefäss Artikel) und eine Meinung haben (Gefäss Kommentar). Keine Haltung zu haben ist einfach nur schwach.