20.09.2023

Radio

SVP-Nationalrat Aeschi will UKW-Abschaltung stoppen

Der SVP-Politiker fordert den Bundesrat in einer Motion auf, per 1. Januar 2027 neue UKW-Funkkonzessionen zu vergeben. Heute ist eine Abschaltung auf spätestens Ende 2026 geplant.
Radio: SVP-Nationalrat Aeschi will UKW-Abschaltung stoppen
Thomas Aeschi fordert. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Zuerst 2024, dann 2022, danach wieder 2024, jetzt vielleicht 2026. Und geht es nach dem Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi, am liebsten gar nie. Die geplante Abschaltung der UKW-Radioverbreitung entwickelt sich zu einer Geschichte ohne Ende. Das neueste Kapitel schreibt Aeschi mit einer Motion, die er vergangene Woche eingereicht hat. Darüber hat zuerst Zentralplus berichtet. In einem Vorstoss formuliert der Zuger Politiker den Auftrag an den Bundesrat, per 1. Januar 2027 neue UKW-Funkkonzessionen zu vergeben.

Drei bekannte Argumente

Der SVP-Nationalrat begründet seine Forderung mit den bekannten Argumenten für eine Verlängerung des UKW-Betriebs: Wenn die Schweiz abschalte, könnten weiterhin ausländische Sender in der Schweiz empfangen werden, da keines der Nachbarländer derzeit plant, aus UKW auszusteigen. Ferner verweist Aeschi auf die weiterhin grosse Zahl an Autos, die Radio nur via UKW empfangen können. Und schliesslich würden bei einer Abschaltung Millionen von funktionierenden Geräten zu Elektroschrott.

Die Motion Aeschi bringt insofern einen neuen Aspekt in die Diskussion um die UKW-Abschaltung ein, als dass sie nicht einfach eine Verlängerung der bisherigen UKW-Konzessionen verlangt, sondern eine Neuvergabe. Damit würde das System zementiert, das eigentlich abgelöst werden sollte. Radiounternehmen müssten sich um eine Frequenz bewerben.

Westschweizer Sender setzen weiter auf UKW

Vor neun Jahren hatte sich die Radiobranche auf eine Abschaltung von UKW per 2024 geeinigt. Je näher der Termin rückte, desto mehr Stimmen erhoben sich, die von diesem Plan abrücken wollten. Neben Roger Schawinski, der UKW mittels Petition am Leben erhalten wollte, sind es vor allem Sender in der Westschweiz, die länger als ursprünglich geplant an UKW festhalten wollen. Sie fürchten, dass nach einer Abschaltung die lokale Bevölkerung Sender aus Frankreich hören würde.

Diese Argumente hat der für Medien zuständige Bundesrat Albert Rösti offenbar erhört. Er will dem Gesamtbundesrat «eine letzte Verlängerung» des Abschalttermins auf Ende 2026 beantragen (persoenlich.com berichtete).

Digitalradios protestieren

Kritik an diesem Vorgehen kommt vor allem von jenen Sendern, die schon heute ihr Programm ohne UKW und via DAB+-Digitalradio verbreiten. 41 dieser Radios forderten im Mai in einem offenen Brief ein Festhalten an der ursprünglich geplanten UKW-Abschaltung per Ende 2024. Sie erhoffen sich davon, dass von der Radiowerbung, die heute immer noch «ganz überwiegend» an UKW-Radioveranstalter geht, künftig vermehrt auch Digitalradio-Veranstalter profitieren. Sollte UKW länger als 2024 betrieben werden, müssten die Frequenzen neu ausgeschrieben werden, so eine weitere Forderung. 

Unabhängig von der Diskussion um den richtigen Abschalttermin nimmt in der Schweiz die Nutzung von UKW kontinuierlich ab, während immer mehr digital Radio gehört wird. Erst kürzlich zeigten aktuelle Forschungsergebnisse (persoenlich.com berichtete), dass mittlerweile 81 Prozent aller gehörten Radiominuten digital sind.


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