31.08.2023

Digimig-Zahlen

UKW-Nutzung so tief wie noch nie

Vier von fünf Radiominuten werden digital gehört, und nur noch acht von hundert Personen nutzen Radio ausschliesslich über UKW. Das zeigen die aktuellen DigiMig-Zahlen zur digitalen Radionutzung in der Schweiz.
Digimig-Zahlen: UKW-Nutzung so tief wie noch nie
War schon vor 14 Jahren die Zukunft: Eine ältere Frau bedient einen Digitalradio-Emfpänger. Archivbild von 2009. (Bild: Keystone/Martin Ruetschi)

Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird UKW tatsächlich erst dann abgeschaltet, wenn niemand mehr diese Technologie nutzt. Denn während der Abschalttermin weiter nach hinten rückt (persoenlich.com berichtete), nimmt die UKW-Nutzung kontinuierlich ab. Anlässlich des SwissRadioDay präsentierte die Arbeitsgruppe Digitale Migration DigiMig von Bakom und Branche die neusten Zahlen. Und die zeigen alle in die gleiche Richtung: Die UKW-Ära neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Derweil steigt die digitale Radionutzung immer weiter an.

DAB+ bei Älteren beliebter

Mittlerweile sind 81 Prozent der gehörten Radiominuten digital. Dazu zählt sowohl die Nutzung über DAB+ Digitalradio also auch über Internet via Streaming. Diese beiden Technologien liegen inzwischen praktisch gleichauf bei je 40 Prozent. Wobei DAB+ bei Älteren beliebter ist, während jüngere mehr Internetradio hören. Insgesamt hat DAB+ in den letzten drei Jahren stagniert und zwischenzeitlich sogar Anteile verloren. Die Nutzung von Radioprogrammen via Internet (wozu auch TV-Plattformen zählen, die Radioempfang ermöglichen) konnte im gleichen Zeitraum um 8 Prozentpunkte zulegen.

Das Verschwinden von UKW zeigt sich nicht nur bei der Nutzung, sondern auch bei bei der Reichweite. Hier wird gemessen, welcher Anteil der Bevölkerung mit welcher Empfangstechnologie Radio hört. Zuerst einmal fällt auf, dass die Gruppe der Radioabstinenten immer grösser wird. Seit der ersten DigiMig-Messung im Herbst 2015 verdoppelte sich die Zahl jener, die kein Radio hören von 5 auf 11 Prozent der Bevölkerung (und von 2 Prozent weiss man es nicht). Von den übrigen 87 Prozent hören 48 ausschliesslich digital, 31 digital und UKW gemischt, und 8 Prozent vertrauen ausschliesslich dem analogen Empfang. Das ist der tiefste je gemessene Wert. Zu Beginn der Messungen vor acht Jahren lag die UKW-Nutzung noch bei einem Viertel der Bevölkerung.

Die Furcht der Abschaltungsverzögerer

Eine Zahl, die besonders mit Blick auf die politische Diskussion um einen Abschalttermin für UKW interessiert, ist die Radionutzung im Auto. Die Gegner einer baldigen Abschaltung bringen immer wieder Sicherheitsbedenken als Argument in die Diskussion: Ohne UKW-Verbreitung würden ganz viele Autos, die kein Digitalradio haben, von der Notfallkommunikation abgeschnitten.

Die DigiMig-Zahlen zeigen folgendes aktuelles Bild: Rund 12 Prozent der Gesamtnutzung finden im Auto statt. Dort hören 54 Prozent via DAB+. Mit 30 Prozent ist die UKW-Nutzung jedoch weiterhin recht hoch, gerade auch im Vergleich mit dem Radiokonsum zuhause oder auf der Arbeit. Gleichzeitig ging die UKW-Nutzung nirgends so stark zurück in den letzten acht Jahren wie im Auto. Ganze 42 Prozentpunkte weniger sind es als noch Ende 2015.

Auf die politische Diskussion werden diese Zahlen keinen unmittelbaren Einfluss haben. Hier ist der Weg eingeschlagen mit einem nächstens zu erwartenden Bundesratsentscheid, der eine UKW-Abschaltung per Ende 2026 festlegen wird, zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Der spätere Zeitpunkt führt zwar für die Sender zu Mehrkosten, weil sie bis dann zwei Mal zahlen, um ihre Programme über UKW und DAB+ auszustrahlen. Dafür vergrault man weniger Hörerinnen und Hörer, deren geliebte Geräte dereinst verstummen werden, wenn man noch etwas zuwartet.


Newsletter wird abonniert...

Newsletter abonnieren

Wollen Sie Artikel wie diesen in Ihrer Mailbox? Erhalten Sie frühmorgens die relevantesten Branchennews in kompakter Form.

Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Jörg Jagel-Bächtold
01.09.2023 09:32 Uhr
Norwegen hat als erste UKW abgeschafft. Zahlen aus Norwegen belegen seit Einführung von DAB ist die Nutzung spektakulär geschrumpft, vor allen bei den Jungen. Und hier? 81% digitaler Nutzung, wers glauben mag. In den vielen Tälern der Schweiz, vorwiegend Tessin, Graubünden und Wallis, je weiter hinten, ist DAB reine Zukunftsmusik. In den meissten längeren Tunneln kein Ton. Natürlich sieht das die angebliche Studie anders. Es sind mal wieder die Älteren und Pensionierten, die müssen in dem Land für alles her halten. Auch die Jungen werden älter und damit kommt auch das Umdenken, ist nun mal eine Tatsache. So oder so, die Verantwortlichen werden früh oder später einsehen, dass die Abschaltung von UKW ein Jahrhundertfehler war....
Beat Fux
31.08.2023 20:56 Uhr
Kein Wunder ist DAB+ bei den Älteren beliebt - die BAKOM-SRG-Kampagne mit etlichen "Hauptpreisen" bei Radio-Gewinnspielen auf Radio SRF 1 trägt Früchte... Ich gehe davon aus, dass die Quote mit diesen m.M.n. unlauteren Methoden, da am Ende gebührenfinanaziert, gepusht werden sollte. DAB+ ist eine unnötige Zwischentechnologie, die nicht extra gefördert werden soll. Die Zukunft, besser: Gegenwart! ist die Distribution übers Internet mit dem Backup des UKW. Ich gebe meine Hoffnung nicht auf, dass beim UVEK und beim BAKOM die Vernunft einkehren wird und dass das solide UKW lange Zeit Bestand haben wird!
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Die Branchennews täglich erhalten!

Jetzt Newsletter abonnieren.