15.07.2004

Tages-Anzeiger plant Ausgaben für Zürcher Unterland und "Pfnüselküste"

Als PubliGroupe und Neue Zürcher Zeitung vor einer Woche ihre Kooperation bekanntgaben, bei der die "alte Tante" die Zürichsee-Zeitung und den Zürcher Unterländer in ihre Familie aufnahm, da machten die Kommentatoren vor allem eine Verliererin aus: Tamedia. Nun holt man an der Werdstrasse zum Gegenschlag aus.
Tages-Anzeiger plant Ausgaben für Zürcher Unterland und "Pfnüselküste"

Dass der "Tagi" strategisch auf die "regionale und lokale Berichterstattung für das Millionen-Zürich" setzen will und dazu bei einem Marktanteil im Kanton Zürich von nur gerade 35 Prozent expandieren muss, war bekannt. Kolportiert worden waren zudem Kontaktversuche von CEO Martin Kall mit den Landverlegern, was offiziell aber niemand bestätigen wollte. Hingegen behaupteten die "Lokalfürsten" der Zürcher Regionalblätter unisono, dass sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Tages-Anzeiger nur schlecht vorstellen könnten. Der Einstieg der NZZ in Stäfa und Dielsdorf war hierfür nur die letzte Bestätigung.

Doch so schnell gibt sich ein Kall, der zur Abschreckung von 20 Minuten schon mal eine ganze Phantom-Zeitung aufgebaut und damit Belegschaft und Branche genarrt hatte, nicht geschlagen. Bereits im April hatte der Tamedia-CEO "Entscheidendes" angekündigt, die Auguren rechneten mit einer Aufmischung des Zürcher Lokal-Zeitungsmarkts mit "Tagi"-Splitausgaben.

Genau das geschieht nun gemäss Recherchen von "persoenlich.com": die Lancierung je einer regionalisierten Ausgabe für das linke Zürichsee-Ufer und das Zürcher Unterland. Damit hat Kall, dessen derzeitige Gemütslage gemäss Branchenkennern mit dem Wort "zornig" noch moderat beschrieben sein soll, nun just jene Regionen im Visier, in denen die NZZ eingedrungen ist. Ein Racheakt?

Tamedia hält sich bedeckt, es sind offiziell weder Bestätigungen, noch Details zu erhalten. So lässt Franziska Hügli als Leiterin der Unternehmenskommunikation wissen, sie äussere sich nicht "zu solchen Spekulationen". CEO Kall wiederum war am Donnerstagnachmittag wegen Abwesenheit nicht zu sprechen. Und "Tagi"-Chefredaktor Peter Hartmeier lässt sich nur folgendes entlocken: "Wir wissen seit der Annäherung von NZZ und PubliGroupe, dass wir nur aus uns selber heraus wachsen können. Dank unserer Stärke im Leser- und im Anzeigenmarkt und dank unseren Erfahrungen in der Region sind wir dafür in einer ausgezeichneten Ausgangslage. Der Tages-Anzeiger ist entwicklungsfähig!"

Offen bleibt damit, ob es bei den geplanten Regionalausgaben um Wechselseiten geht, oder ob ein ganzer Zeitungsbund regionalisiert werden soll. Unklar ist des weiteren, inwiefern und wie die Redaktion gestärkt wird und welche Mittel budgetiert sind. Offen ist alsdann, welches die nächsten Gebiete der "Tagi"-Regionalisierung sind. Und unbekannt ist auch der Zeitpunkt, an dem die Projekte starten. Immerhin rechnet ein Insider mit einem baldigen Termin. Man ist gespannt.


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