11.02.2023

#MediaToo

Tamedia wusste seit Jahren von Vorfällen

Die Personalabteilung von Tamedia war mindestens seit 2014 über das Fehlverhalten auf der Redaktion des Magazins informiert. Dies zeigen Recherchen der SRF-Sendung «Medientalk» und der NZZ am Sonntag.
#MediaToo: Tamedia wusste seit Jahren von Vorfällen
Tamedia sass offenbar nicht so im Dunkeln wie behauptet: Die Büros des TX-Group-Unternehmens in Zürich. (Bild: (Keystone/Ennio Leanza)

Die Vorwürfe der ehemaligen Magazin-Journalistin Anuschka Roshani an die Adresse ihres ehemaligen Vorgesetzen Finn Canonica sowie Arbeitgeber Tamedia schlagen hohe Wellen. Nun zeigen Recherchen von SRF und der NZZ am Sonntag, dass Tamedia offenbar schon länger über das Fehlverhalten auf der Magazin-Redaktion informiert war.

Tamedia erfuhr laut eigenen Angaben im Frühjahr 2021 von Roshanis Vorwürfen. Der SRF-Medientalk hat nun mit mehreren früheren Mitarbeitenden vom Magazin gesprochen. Die Sendung zitiert zudem aus Notizen einer Sitzung mit der Personalabteilung vom Mai 2014. Dabei soll es um die Frage gegangen sein, ob die damalige Chefredaktion noch fähig sei, das Magazin zu führen. Die NZZ am Sonntag schreibt von fünf Journalistinnen und Journalisten, die sich ab 2014 gegen das Verhalten Canonicas wehrten.

Die Quellen von SRF zeichnen ein Bild eines «toxischen Klimas», «von hartem Mobbing», «Ausgrenzung», «Willkür» und «sexualisiertem Verhalten». Demnach waren über Jahre mehrere Personen betroffen. Die Personalabteilung sowie die Chefredaktion waren offenbar informiert.

Der Medientalk stellt die Frage, warum Tamedia in all den Jahren zwar zuhörte, aber es unterliess zu handeln. Und warum das Unternehmen in der aktuellen Stellungnahme so tut, als ob es sich beim jetzigen Fall um einen Einzelfall handelt.

Tamedia sagt in der Sendung dazu: «Im aktuellen Fall rund um zwei ehemalige Mitglieder der Magazin-Redaktion, in dem es leider zu einem Gerichtsverfahren gekommen ist, vertrauen wird darauf, dass der teilweise lang zurückliegende Sachverhalt nochmals geklärt und darauf gestützt eine gerechte Lösung gefunden wird. Falls sich auch unabhängig von dem Gerichtsverfahren zu dem aktuellen Fall neue Fakten ergeben, wird Tamedia diese selbstverständlich untersuchen.»

Der ehemalige Magazin-Chefredaktor Finn Canonica bestreitet die Vorwürfe vehement. In einem Brief schilderte er die Vorgänge aus seiner Sicht. Tamedia liess die Vorfälle im Zusammenhang mit der Journalistin Anuschka Roshani untersuchen (persoenlich.com berichtete). (wid)


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