19.01.2023

Indiskretionsaffäre

Weltwoche nimmt Christian Dorer in Schutz

Der Chefredaktor der Blick-Gruppe habe nicht gewusst, wer die «sprudelnde Quelle» von Ringier-CEO Marc Walder gewesen sei. Jedoch habe Walder Druck auf Dorer ausgeübt, so Kurt W. Zimmermann.
Indiskretionsaffäre: Weltwoche nimmt Christian Dorer in Schutz
«Blick-Chefredaktor Dorer aber wusste nicht, dass hinter Walders Insiderwissen Bersets Kommunikationschef Peter Lauener steckte», heisst es in der Weltwoche. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Die Drähte zwischen Alain Bersets Kommunikationschef Peter Lauener und Ringier-CEO Marc Walder sollen während der Coronapandemie heissgelaufen sein. Die Medien berichten seit Samstag davon (persoenlich.com berichtete). «Wenn Laueners Briefings journalistisch attraktiv waren, rief Marc Walder dann Blick-Chefredaktor Christian Dorer an», so Medienjournalist Kurt W. Zimmermann in der aktuellen Weltwoche vom Donnerstag. Immer wieder mal sei Walders Information ein Primeur, also eine exklusive Geschichte, gewesen.

«Blick-Chefredaktor Dorer aber wusste nicht, dass hinter Walders Insiderwissen Bersets Kommunikationschef Peter Lauener steckte», glaubt Zimmermann zu wissen. «Walder verschwieg im eigenen Hause stets, wer seine sprudelnde Quelle war.» Zugleich habe aber Walder Druck auf Blick-Chef Dorer ausgeübt, «sich kompromisslos hinter den Coronakurs von Berset zu stellen». Dorer habe die Pandemie eher gelassen genommen, «Walder hingegen war während der Pandemie in einen geradezu hysterischen Zustand verfallen», so Zimmermann.

Weil die Blick-Redaktion von diesem Informationsfluss zwischen Büro Berset und Büro Walder nichts gewusst hätte, könne man auch nicht von einem direkten Tauschgeschäft von News gegen Hofberichterstattung reden. «Es war eher ein Dreiecksverhältnis», heisst es in der Weltwoche. «Ringiers Boulevardblatt schrieb positiv über Bundesrat Berset, und das motivierte Bersets Pressechef Lauener, den Ringier-CEO Walder mit immer neuen Primeurs aus dem Bundeshaus zu versorgen. Walder verkaufte die gouvernementalen good news dann intern weiter.» Fairerweise müsse man aber auch sagen, so Zimmermann, dass nicht alle diese Primeurs aus Bersets Departement ferngesteuert gewesen seien.

In einer internen E-Mail an die Blick-Mitarbeitenden vom Montag hiess es, dass die Primeurs während der Coronapandemie von Quellen aus der Redaktion stammten, CEO Walder sei in keiner Weise involviert gewesen. Tags darauf schrieb Dorer auf der Blick-Front: «Niemand beeinflusst Blick!» (cbe)


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KOMMENTARE

Victor Brunner
20.01.2023 09:34 Uhr
Dorer wusste nicht wer der Informant war, aber die News hat er gerne von Walder entgegen genommen und an die Redaktion weiter gegeben. Um dann im BLICK zu behaupten die entsprechenden Artikel seien Resultate von Recherchen. Geradezu erheiternd.
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