29.05.2021

Homeoffice

Wie Medien die neue Regelung umsetzen

Laut dem Bundesrat wird die Homeoffice-Pflicht in eine -Empfehlung umgewandelt – jedoch nur für Betriebe, die einmal pro Woche testen. Die neue Regelung klingt verlockend. Doch ist sie in der Praxis umsetzbar? Antworten von SRF, der TX Group, Ringier, NZZ, CH Media und Watson.
Homeoffice: Wie Medien die neue Regelung umsetzen
Bleibt weiterhin weitgehend verwaist: Newsroom der Zentralredaktion von CH Media am Donnerstag. (Bild: zVg)
von Christian Beck

Am Montag wird die seit dem 18. Januar 2021 geltende Homeoffice-Pflicht wieder in eine Homeoffice-Empfehlung umgewandelt. Dies hat der Bundesrat in seinem vierten Öffnungsschritt am Mittwoch entschieden. Allerdings gilt diese neue Regelung nur für Betriebe, die einmal pro Woche testen.

«Um die Impfung der Belegschaft nicht zu gefährden, soll die Rückkehr ins Büro schrittweise erfolgen», heisst es in einer Medienmitteilung des Bundesrats. Sobald alle Personen geimpft seien, die dies möchten, soll die Homeoffice-Regel ohne Vorgaben zum repetitiven Testen gelockert werden. Die Regelung zum Schutz besonders gefährdeter Personen am Arbeitsplatz wird verlängert, so der Bundesrat.

Die Homeoffice-Pflicht wurde im Januar dank eines grossen Interpretationsspielraums unterschiedlich umgesetzt. Zwischen zehn Prozent und gut einem Drittel der Mitarbeitenden arbeiteten immer noch vom Büro aus, wie eine persoenlich.com-Umfrage zeigte. Der Grossteil der Belegschaft arbeitete aber von zu Hause aus.

Doch wie setzen nun die Medienhäuser die neuen bundesrätlichen Vorgaben um? Kehren alle wieder zurück?

Ringier

«Generell begrüssen wir Lockerungsschritte, insofern es die Corona-Situation zulässt und die Mitarbeitenden optimal geschützt sind und bleiben», so Johanna Walser, Chief Communications Officer bei Ringier, auf Anfrage.

Wie diese Lockerungsschritte bei Ringier konkret umgesetzt werden, ist noch nicht klar. «Wir sind aktuell in Abstimmung mit unseren Schweizer Tochterunternehmen über eine Lockerung unseres Corona-Regelwerks gemäss den Vorgaben des Bundes», so Walser. Die Details dazu würden «in den nächsten Tagen» erarbeitet und den Mitarbeitenden kommuniziert.

TX Group

«Wir sind froh, dass sich die epidemiologische Lage in der Schweiz weiter entspannt, und können die gewählten Öffnungsschritte des Bundesrates nachvollziehen», so Michele Paparone, Leiter Kommunikation Corporate Services bei der TX Group. Da noch nicht alle Personen, die dies wünschen, geimpft seien, habe der Bundesrat die Hürden für eine Rückkehr ins Büro «relativ hoch» gesetzt. «Es gelten weiterhin die Hygiene- und Abstandsregeln, was eine Rückkehr in sogenannten Split-Teams zur Folge hätte.»

Und eben: Die Betriebe sind angehalten, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu testen. Selbsttests kommen hierfür nicht in Frage, sondern – je nach Kanton – entweder wöchentliche gepoolte PCR-Speicheltests oder Nasen-Rachenabstrich-Schnelltests. Diese müssen durch medizinisch geschultes Personal durchgeführt werden. Der Aufwand für die TX Group mit all den unterschiedlichen Standorten wäre also sehr gross. «In der Folge werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TX Group, wo es betrieblich möglich ist, weiterhin im Homeoffice arbeiten», sagt Paparone.

Doch untätig will man im Mutterhaus von Tamedia und 20 Minuten nicht bleiben. Die TX Group will Erfahrungen bezüglich der Sammeltests gewinnen. Deshalb werde, so Paparone, «die Durchführung eines Pilotes an einem kleineren Standort» geprüft.

Neue Zürcher Zeitung

Am Donnerstag kurz vor Mittag wurden die Mitarbeitenden der NZZ informiert. «Die Aussicht auf eine Rückkehr ins Büro scheint auf den ersten Blick verlockend», so Karin Heim, Stv. Leiterin Unternehmenskommunikation, zu persoenlich.com. Der Öffnungsschritt werde grundsätzlich begrüsst.

Aber: Die vorgegebene «Pool»-Testmethode ist mit grossem Aufwand und vielen Unsicherheiten verbunden. «Für die betroffenen Mitarbeitenden hätte sie erhebliche Umstände und Einschränkungen zur Folge, und wir verlieren als Unternehmen unverhältnismässig viel Planungssicherheit», sagt Heim weiter. «Aus diesen Gründen bleiben wir vorerst beim aktuellen Arbeitsmodus, der sich in allen Bereichen bewährt und gut etabliert hat.»

CH Media

«Bei CH Media ist es weiterhin unser oberstes Ziel, die Gesundheit unserer Mitarbeitenden bestmöglich zu schützen», sagt Kommunikationschef Stefan Heini. «Deshalb werden wir sicher bis zum Ende der Sommerferien an unserer bestehenden, bewährten Regelung festhalten: Alle Mitarbeitenden, die ihre Aufgabe von zu Hause aus erledigen können, arbeiten wenn immer möglich im Homeoffice.»

CH Media erachte die Limitierung der Kontakte «nach wie vor als den effektivsten Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung», dies nebst der strikten Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. «Aus diesem Grund haben wir auch bereits im vergangenen Jahr, als der Bund eine Homeoffice-Empfehlung, aber keine -Pflicht ausgesprochen hatte, auf die möglichst flächendeckende Arbeit von zu Hause gesetzt», so Heini. Diese Lösung habe sich bewährt und entscheidend zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beigetragen.

Und wie geht es weiter? «Bei einer weiterhin positiven Entwicklung der epidemiologischen Lage streben wir nach den Sommerferien eine geordnete, stufenweise Rückkehr an den Arbeitsplatz an», so Heini.

Watson

Weiter wie bis anhin geht der Betrieb auch beim Newsportal Watson. Doch hier ist ohnehin die Hälfte der Mitarbeitenden bereits auf der Redaktion. «Wir machen weiterhin Split-Office mit wöchentlichem Wechsel und halten weiterhin die Schutzmassnahmen und Maskentragpflicht aufrecht», so Chefredaktor Maurice Thiriet zu persoenlich.com. «Die einzige Lockerung, die wir machen, ist die, dass zweimal Geimpfte ohne Einschränkungen ins Büro dürfen.»

SRF

«SRF begrüsst die Aufhebung der Homeoffice-Pflicht für Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden regelmässige Testings anbieten», sagt Stefan Wyss, Teamleiter der SRF-Medienstelle. Und tatsächlich soll auch getestet werden – im Gegensatz zu anderen Medienhäusern. «Die SRG wird an allen grossen Standorten zweimal die Woche solche Betriebstestungen einführen, entsprechend wird auch bei SRF die Homeoffice-Pflicht per 31. Mai 2021 aufgehoben, allerdings nicht vollständig.»

Nicht vollständig heisst: Die Rückkehr an den Arbeitsplatz erfolge nach einem Phasen-Plan. «Eine vollständige Rückkehr wäre logistisch nicht machbar, da die Schutzmassnahmen vor Ort nach wie vor weiter gelten und einzuhalten sind», so Wyss. «Die Rückkehr ist aus teamdynamischen Gründen sinnvoll, erst recht in der Transformation.» Das schrittweise Vorgehen sei ebenfalls sinnvoll, um die Leute in einem geordneten Aufbauprozess wieder ans gemeinschaftliche Arbeiten unter weiterhin erschwerten Bedingungen – wegen der Schutzmassnahmen – anzugewöhnen. Dabei greife ein sogenanntes Rotationsprinzip, so dass möglichst viele der Mitarbeitenden wieder von der Arbeit im Büro profitieren können.

Die Rückkehr bei SRF erfolgt also stufenweise. Ab Montag sind maximal 40 Prozent der im Homeoffice befindlichen Mitarbeitenden wieder vor Ort. «Je nachdem, wie sich die epidemiologische Lage verbessert, wird die Quote der Rückkehrenden sukzessive erhöht», sagt Wyss weiter. Dabei werde weiter getestet, die Schutzmassnahmen des Bundes würden weiterhin eingehalten.



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