Herr Bachmann, haben Sie die Champagnerflasche bereits aus dem Kühlschrank genommen?
Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates (KVF) hat am Dienstag deutliche Zeichen gesetzt in eine Richtung, die wir uns als Privatradios wünschen. Die Privatradios haben sich immer für eine leistungsfähige SRG ausgesprochen. Wir arbeiten in manchen Bereichen sehr gut zusammen. Wir wünschen uns aber schon lange, dass die SRG den Privatradios etwas mehr Markt überlässt.
Und wie eng haben Sie diesbezüglich mit Kommissionspräsidentin Natalie Rickli zusammengearbeitet, die wie Sie* bei der Goldbach Group arbeitet?
Wie üblich verschicken Interessenverbände vor Kommissionssitzungen den Kommissionsmitgliedern Briefe und Positionspapiere. Natalie Rickli hat den gleichen Brief erhalten wie ihre 24 Kolleginnen und Kollegen.
Dann tauschen Sie sich nicht jeweils in der hauseigenen Kantine aus?
Dort haben wir genügend Geschäftliches zu besprechen.
Zu den einzelnen Forderungen: Die KVF will «Doppelspurigkeiten» zwischen den SRG-Regionaljournalen und den Nachrichten der privaten Radiosender vermeiden (persoenlich.com berichtete). Ist die Qualität vergleichbar?
Die Privatradios sind sehr nahe an den Themen und den Hörerinnen und Hörern ihrer Region. Sie haben also zweifellos die Kompetenz für eine qualitativ hochstehende regionale Berichterstattung. Sie haben sogar den Vorteil, lokale und regionale Nachrichten während des ganzen Tages und im angemessenen Umfang ins Programm einfliessen zu lassen, sind also nicht an bestimmte Gefässe gebunden. Gerade bei nachrichtenintensiven Zeiten, also bei regionalpolitisch emotionsgeladenen Diskussionen, Wahlen, Abstimmungen oder ausserordentlichen Ereignissen, haben die Privatradios einen enormen Vorteil.
Und was, wenn ich den Begriff «Doppelspurigkeiten» durch «Medienvielfalt» ersetze?
Die Medienvielfalt ist nicht bedroht, wenn Doppelspurigkeiten zwischen der SRG und den Privatradios abgebaut werden. Es gibt ja auch im Printbereich viele lokale Medien bis hin zu Quartierzeitungen und regionalen Onlineportalen, die für den Erhalt dieser Vielfalt sorgen. Zudem verfügt jede Region über ein privates Regionalfernsehen, das nahe an der Bevölkerung ist und mit den Mitteln des bewegten Bildes Regionalberichterstattung macht.
Nur gehören die Zeitungen und Radios meist auch demselben Medienunternehmen.
Die Privatradios der Schweiz gehören verschiedensten Unternehmern, auch Verlegern. Das sichert Medienvielfalt. Dazu kommen die Programme der SRG, die allerdings aus dem gleichen Haus stammen.
Radio-Spartensender, die keinen eigentlichen Service-public-Auftrag wahrnehmen – wie Radio Swiss Pop, Swiss Classic, Musikwelle oder Virus –, sollen eingestellt werden, fordert die Kommission.
Es geht hier um eine ordnungspolitische Frage. Müssen Musiksender, die wenig oder keine Service-public-Leistungen erbringen, wirklich von der Allgemeinheit finanziert werden? Diese Leistungen könnten am Markt erbracht und finanziert werden.
Auch soll die Regel aufgehoben werden, wonach ein Veranstalter maximal zwei Fernseh- und zwei Radio-Konzessionen erwerben kann. Ist das auch in Ihrem Sinn?
Diese Regel hatte von Anfang an wenig Sinn, denn mit ihr sollte der Wettbewerb eingeschränkt werden. Es ist gut, wenn sie aufgehoben wird.
Die möglichen Werbeeinschränkung bei der SRG betreffen Sie weniger. Die SRG kann ja keine Radiowerbung machen…
Aber die SRG generiert über Radiosponsoring circa elf Millionen Franken am Markt. Dieses Geld stünde vermutlich den Privatradios zur Verfügung, wenn die SRG-Radios kein Sponsoring mehr anbieten würden. Es könnte für die Finanzierung privater Radioprogramme, beispielsweise über DAB+, und somit für die Medienvielfalt eingesetzt werden.
* Jürg Bachmann ist Leiter Kommunikation & Marketing und zuständig für Public Affairs bei der Goldbach Group. Natalie Rickli ist Partner Relation Manager bei Goldbach Media.
Lesen Sie hierzu auch den Kommentar der persoenlich.com-Redaktionsleiterin Edith Hollenstein.
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16.02.2017 14:27 Uhr
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