05.06.2023

Nachruf

Zum Tod von Blick-Redaktor und TV-Kritiker Peter Padrutt

Nach langer, chronischer Krankheit ist der Journalist am Sonntag verstorben. Als People-Redaktor nahm er fast 30 Jahre lang vor allem das Fernsehen kritisch unter die Lupe. Sein engster Arbeitskollege erinnert sich.
Nachruf: Zum Tod von Blick-Redaktor und TV-Kritiker Peter Padrutt
Peter Padrutt (1963 – 2023) (Bild: zVg)
von Nick Lüthi

Er gehörte zu den ältesten lebenden Patienten der Schweiz, die an zystischer Fibrose leiden. Blick-Redaktor Peter Padrutt litt an dieser Erbkrankheit, die vor allem die Lunge und den Magen-Darm-Trakt angreift, wie er vor vier Jahren in einem persoenlich.com-Interview erklärte. Die letzten Jahre (über)lebte er dank einer transplantierten Lunge. Am Sonntag ist Peter Padrutt im Alter von 60 Jahren gestorben, wie ein Blick-Sprecher auf Anfrage bestätigt. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Ihn interessierten die Menschen 

Padrutt war ein Blick-Urgestein. Seit 1994 schrieb er für das Ringier-Blatt und widmete sich vornehmlich dem Fernsehen. Ob SRG oder Privatsender, ob In- oder Ausland: Er schaute stets genau auf den Bildschirm und kritisierte, wo es etwas zu kritisieren gab, lobte aber auch, wenn ihm etwas gefiel.

Am Fernsehen interessierten Padrutt vor allem die Menschen, schliesslich war er nicht nur TV-Kritiker, sondern auch und vor allem People-Redaktor. Ob Moderatorinnen, Redaktoren, prominente und weniger prominente Gäste, die im Rampenlicht der TV-Kameras standen: Padrutt wollte wissen, was sie bewegt, und bot ihnen eine zweite Bühne beim Blick.

Fünf Jahre im Gespann mit Jean-Claude Galli

Seit 2017 las man seinen Namen in der Autorenzeile selten allein. Zumeist stand jener von Jean-Claude Galli daneben. Die beiden entwickelten sich zu einem Zweigespann, das in rund fünf Jahren gegen 150 Artikel gemeinsam realisierte. «Am Mittwoch haben wir noch zusammen gelacht wegen Thomas Gottschalk», erinnert sich Jean-Claude Galli an das letzte Gespräch mit seinem Kollegen. Bis zuletzt beschäftigte Peter Padrutt das Fernsehen. «Überhaupt beeindruckte mich die Art, wie heiter er mit seiner Krankheit umging», sagt Galli im Gespräch mit persoenlich.com.

Padrutt machte keinen Hehl aus seinem Schicksal und sprach offen darüber. Auch mit seiner journalistischen Arbeit sensibilisierte er die Öffentlichkeit für Lungenkrankheiten und schrieb über Menschen, die wie er an zystischer Fibrose litten oder mit einer transplantierten Lunge lebten.

«Er glaubte an die Kraft des Journalismus»

Jean-Claude Galli verliert nicht nur einen kongenialen Ko-Autor, sondern auch jemanden «der wirklich an die Kraft des Journalismus glaubte.» Davon gebe es leider immer weniger, bedauert Galli. «Peter glaubte fest daran, dass er etwas bewirken kann mit seiner Arbeit – aber nur dann, wenn die Geschichte gut geschrieben und auch verständlich und unterhaltsam war.» Und wehe, wenn die Produktionsabteilung ein Adjektiv in die Texte von Padrutt und Galli einfügte, das sie nicht geschrieben hatten. «Dann konnte sich Peter grün und blau ärgern», erinnert sich Jean-Claude Galli. Aber unter dem Strich blieb die Bilanz ausgeglichen. «Er konnte toben und loben», sagt Galli in bester Boulevard-Schlagzeilendiktion.

Nach all den Jahren als Beobachter und Kritiker hätte Padrutt gerne einmal die Seite gewechselt. «Wir hatten eine ganze Liste mit Ideen für ein Drehbuch zu einem Spielfilm», sagt Galli. Daraus wird nun nichts. Dafür bleibt Padrutt als einer der fleissigsten und begabtesten Fernsehkritiker der letzten drei Jahrzehnte in bester Erinnerung.



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Kommentare

  • Guido Felber, 06.06.2023 13:01 Uhr
    mit stillen grüssen, er bleibt mir als Vorbild..als Mensch..als CF-Patient und als Journalist guido CF-53
  • Andreas Dietrich, 05.06.2023 22:13 Uhr
    Wir haben einen wunderbaren Kollegen verloren. Sein Glaube an die Kraft des Journalismus ist eine Inspiration, die wir gern in uns weitertragen, im innigen Gedenken an Peter.
  • Fibo Deutsch, 05.06.2023 22:01 Uhr
    Danke Nick Lüthi - bis zum Schluss, schreiben, was ist. Das kann am besten einer, der die Szene kennt...
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