18.01.2022

Farner International

«Ich werde die internationale Expansion forcieren»

Farner will in den nächsten Jahren im Ausland wachsen und eine europäische Agenturgruppe aufbauen. Roman Geiser, der neue CEO von Farner International, über die Expansionsstrategie, den Partner Waterland und den Führungswechsel in der Schweiz.
Farner International: «Ich werde die internationale Expansion forcieren»
«Wir haben dabei alle Optionen für die Weiterentwicklung der Agentur geprüft»: Roman Geiser, CEO von Farner International. (Bild: zVg)

Herr Geiser, «Farner goes Europe» heisst Ihr neues Motto. Was bewegt Sie zu diesem Schritt?
Ambition und die Überzeugung, dass wir Marktchancen haben im Ausland. Farner durfte sich in den letzten Jahren zur komplettesten Agentur der Schweiz entwickeln und stark wachsen. Die Kombination aus hoher Spezialisierung und Co-Kreation hat Farner an die Spitze der Schweizer Kommunikationsagenturen geführt. Und so ist aus der ehemaligen PR-Ikone Farner in den letzten zehn Jahren eine digitale, kreative und technologisch gut aufgestellte Agentur modernen Zuschnitts geworden. Nach einem solchen Gipfelsturm stellt sich automatisch die Frage «What’s next». Wir glauben an weiteres Wachstum in der Schweiz, sind aber ebenso überzeugt, dass sich für uns Chancen in Europa ergeben. Farner verfügt über eine weit über die Grenzen hinaus strahlende Marke, unser Führungsteam ist international erfahren und unser Modell des integrierten Champions lässt sich ins Ausland exportieren.

Was bedeutet dies konkret für Ihre Agenturgruppe?
Die Agentur Farner wird in den nächsten Jahren im Ausland wachsen. Wir planen Investitionen in neuen geografischen Märkten, im Bereich der Technologie und weiterhin in der Schweiz. Oder in anderen Worten: Wir gehen auf Expansionskurs und bauen eine internationale Agenturgruppe um die Marke Farner. Für die Farner in der Schweiz – bestehend aus Farner, Rod und DU DA – hat das ausgenommen vom Führungswechsel keine direkten Auswirkungen.

«Für die Farner in der Schweiz hat das ausgenommen vom Führungswechsel keine direkten Auswirkungen»

Sie sprechen den Führungswechsel an. Wie sieht der aus?
Als designiertes Führungsteam der Farner Gruppe in der Schweiz konnten Michel Grunder und Pablo Koerfer als Co-CEOs gewonnen werden. Nina Krucker wird zudem ihre Rolle neu als COO ausweiten. Martin Zahner steht dem Verwaltungsrat von Farner Consulting unverändert vor. Um mich ab Herbst dieses Jahres voll auf die europäische Expansion konzentrieren zu können, werde ich meine CEO-Funktion in der Schweiz abgeben.

Also eine Inhouse-Lösung ...
Ich freue mich sehr, dass diese zwei erfolgreichen und erprobten Farner-Partner meine Nachfolge in der Schweiz antreten. Beide sind bestens gerüstet dafür und werden die Erfolgsgeschichte von Farner in der Schweiz weiterschreiben. Pablo hat sich als CEO unserer Tochter Rod in den vergangenen Jahren als unternehmerisch agierender, umsichtiger und motivierender Chef bewiesen und Michel hat eine lange Karriere bei Farner hinter sich, die ihn nach Anfangsjahren an die Spitze des Standorts Bern in die Verantwortung des gesamten Public Affairs-Bereichs der Agentur gebracht hat. Dabei immer fachlich versiert und menschlich top. Dieses Führungsmodell mit den Co-CEOs und einer COO wird es Pablo und Michel erlauben, weiterhin ihre gewohnten Aufgaben auszuüben. Für die Agentur, für die Mitarbeitenden und natürlich auch für die Kundinnen und Kunden ist dies die bestmögliche Aufstellung. Ich bin sehr glücklich darüber.

«Zusammen mit meinen Geschäftspartnerinnen und Partnern bei Farner habe ich im letzten halben Jahr einen intensiven Strategieprozess durchlaufen»

Neu wird sich nun die Investment-Gesellschaft Waterland an Farner beteiligen. Warum haben Sie sich für Waterland entschieden?
Den Ausschlag für Waterland gab die grosse digitale Expertise des Netzwerks, die europäische Ausrichtung, das sehr kompetente Team vor Ort hier in Zürich um die Person von Philippe Moser und die Beweisführung an der Digitalagentur Dept, welche Waterland im Rahmen einer beeindruckenden Internationalisierung als Wachstumsinvestor begleitet hat.

Wie sind Sie bei der Planung vorgegangen?
Zusammen mit meinen Geschäftspartnerinnen und Partnern bei Farner habe ich im letzten halben Jahr einen intensiven Strategieprozess durchlaufen und wir haben dabei alle Optionen für die Weiterentwicklung der Agentur geprüft. Nachdem wir die Ambition entwickelt haben, uns zu internationalisieren, stellte sich die Frage, wie wir einen solchen Plan realisieren können, der neben der strategischen Kernidee auch Kapital und zusätzliches Know-how braucht. So sind wir auf die Suche gegangen nach einem Partner und wir haben ihn in Waterland gefunden.

«Wir wollten das für die Expansion nötige Wachstumskapital auf verschiedene Schultern verteilen»

Wie sind künftig die Besitzverhältnisse aufgeteilt?
Alle bisherigen Aktionärinnen und Aktionäre bleiben im Boot, d.h. die heutigen Partnerinnen und Partner Regula Bührer, Michel Grunder, Markus Gut, Daniel Heller, Daniel Jörg, Pablo Koerfer, Urs Knapp, Nina Krucker, David Schärer, Karin Ryser, Philipp Skrabal, Martin Zahner und ich haben sich voll hinter diesen Wachstumsplan gestellt. Alle bleiben an vorderster Front für das Beratungsgeschäft und die Entwicklung der Farner-Gruppe verantwortlich. Neu ist Waterland ins Aktionariat eingestiegen, da wir das für die Expansion nötige Wachstumskapital auf verschiedene Schultern verteilen wollten. Über die detaillierte Aufschlüsselung der Beteiligungsverhältnisse geben wir wie in der Vergangenheit keine Auskunft.  

Wo ist der künftige Farner-Hauptsitz im Ausland?
In nächster Zeit wird der Sitz von Farner International in der Schweiz sein. Was die Zukunft bringt, weiss man nie. Der Sitz von Farner Schweiz unter der Leitung von Pablo, Michel und dem bisherigen Managementteam bleibt natürlich hier in der Schweiz.

Welche Strategie verfolgen Sie im Ausland?
Der Fokus der Expansion steht auf drei Pfeilern: Investitionen im Bereich Technologie/Digital, geografische Expansion in neuen Märkten, Ausweitung des Serviceangebots in der Schweiz und in Europa. Dieses Wachstum wird Schritt für Schritt erfolgen und die entsprechenden Pläne zur Priorisierung liegen vor und werden weiter vertieft. Es ist naheliegend, dass eine Expansion in die deutschsprachigen Nachbarländer sowie in die Schlüsselmärkte Grossbritannien, Frankreich oder in den Nordics besonderes Augenmerk haben.  

Wieso aus der Schweiz eine europäische Gruppe aufbauen? Agenturen wie GGK oder WHS sind daran gescheitert. Warum kann das Farner?
Wieso nicht? Die Schweiz ist eine der kompetitivsten, internationalsten und innovativsten Volkswirtschaften der Welt. In diesem Umfeld ist Farner zum Swiss Champion geworden. Diese Plattform und die internationale Bekanntheit der Marke Farner bieten eine gute Ausgangslage für eine internationale Expansion. Immer wieder ist es Schweizer Unternehmen gelungen, aus der Schweiz heraus international zu expandieren. Es gibt keinen Grund, warum das im Bereich der Kommunikation nicht auch der Fall sein soll. 
 

«Der Standort Schweiz ist aufgrund der geografischen Lage im Herzen Europas und der vielsprachigen Kultur geradezu prädestiniert»

Aber richtig funktioniert hat es in der Vergangenheit nicht.
Seit den letzten Expansionsschritten von Schweizer Agenturen ist viel passiert. Die Welt ist zwischenzeitlich wesentlich globalisierter. Der Standort Schweiz ist aufgrund der geografischen Lage im Herzen Europas und der vielsprachigen Kultur geradezu prädestiniert. Das Management von Farner ist zudem international erfahren. Ich selbst durfte vor meinem Eintritt bei Farner ja das Europageschäft von Burson-Marsteller als COO leiten. Schliesslich gehen wir das bewusst nicht alleine an, sondern haben mit Waterland einen Partner an Bord, der viel Erfahrung mit europäischem Wachstum mitbringt. 

Sie selber wollen sich nun um das europäische Geschäft kümmern?
Ja, meine Aufgabe wird es sein, die internationale Expansion zu forcieren, und zusammen mit einer schrittweise wachsenden Geschäftsleitung packe ich diese an. Von Beginn weg nehmen darin in Doppelrollen Karin Ryser (CFO), einer der beiden Co-CEOs und Daniel Jörg als Chief Innovation Officer Einsitz. Dazu kommen dann schrittweise die CEOs der neuen Länder oder akquirierten Gesellschaften. 

Was bedeutet dies für das Schweizer Unternehmen?
Das in der Schweiz unvergleichbare Angebot im Zusammenspiel von Kreativität, Technologie, Digital, Content und Verhaltenswissenschaften wird nun schrittweise ergänzt durch neue Agenturpartner in der Schweiz und im Ausland. Dieser Weg garantiert, dass sich unser Angebot laufend entlang der relevanten Trends in der Kommunikationsdisziplin entwickelt. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch mit einer europäischen Perspektive. So bleiben wir immer vorne dabei. Schrittweise wird ein Netzwerk an Agenturen entstehen, das uns ermöglicht, unseren Schweizer Kunden noch besseren Zugang zu den wichtigsten europäischen Kommunikationsmärkten zu bieten.  

Planen Sie später vielleicht auch einen Börsengang?
Die internationale Agenturgruppe um Farner soll in einem Zeithorizont von 5 bis 7 Jahren entstehen. Ein Börsengang einer solchen Gruppe ist dann eine Option unter vielen.

 


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