03.02.2021

Sharingjobs.ch

Mitarbeitende ausleihen statt entlassen

Auf einer neuen Plattform können sich Unternehmen aller Branchen vernetzen. Die Nutzung ist kostenlos.
Sharingjobs.ch: Mitarbeitende ausleihen statt entlassen
Anstatt in der Krise Leute zu entlassen oder Kurzarbeit zu beantragen, können Unternehmen ihre Mitarbeitenden anderen Unternehmen ausleihen, die einen Personal-Engpass haben. (Bild: VSD)

Stellen Sie sich vor, Unternehmen würden ihre Leute bei zu wenig Arbeit nicht entlassen, sondern an andere Unternehmen ausleihen, die gerade viel Arbeit und dadurch einen Personal-Engpass haben. Der Verband Schweizer Druckindustrie (VSD) hat mit Sharingjobs eine gemeinnützige B2B-Plattform ins Leben gerufen, auf der sich Unternehmen aller Branchen für den Mitarbeitertausch vernetzen können.

«Wir wollen Unternehmen die Möglichkeit geben, sich für das Mitarbeiter-Sharing zu vernetzen und ihre Mitarbeitenden auch während einer Krise weiter zu beschäftigen», wird Projektleiter René Theiler vom VSD in einer Mitteilung zitiert. «Es ist uns wichtig, dieses Angebot für alle Unternehmen zugänglich zu machen.»

Deshalb richtet sich das kostenlose Angebot nicht nur an VSD-Mitglieder oder die Druckindustrie, sondern an Unternehmen aller Branchen. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos. Sharingjobs ist keine Jobbörse, kein Stellenvermittler und kein Temporäranbieter, wie es in der Mitteilung heisst.

Eigene Plattform für Unternehmen und ihre Region 

Unternehmen sollen sich auch ganz spezifisch in ihrer Region für das Mitarbeiter-Sharing vernetzen können. Deshalb erstellt der VSD auf Wunsch eine Sharingjobs-Subdomain für Unternehmen, gebrandet mit ihrem Logo und in ihrem Corporate Design. Als Sharingjobs-Anbieter können sich diese in ihrer Region, in ihrem Netzwerk und bei potenziellen Kunden als verantwortungsvolle Arbeitgeber positionieren.

Der VSD arbeitet diesbezüglich an einem Pilotprojekt, um Learnings zu sammeln und das Subdomain-Angebot 2021 breiter anzubieten. Das Angebot soll kostenlos sein für VSD-Mitglieder. Für Nichtmitglieder entsteht eine einmalige Unkostengebühr.

Unternehmen, die Mitarbeiter verleihen anstatt zu entlassen 

Dass Mitarbeiter-Sharing funktioniert, hat Victorinox bereits 2001 bewiesen. Nach den Anschlägen von 9/11 sackten die Umsätze des Unternehmens auf einen Bruchteil zusammen, weil es an Flughäfen und in Flugzeugen keine Taschenmesser mehr verkaufen konnte. Doch anstatt Leute zu entlassen, lieh Victorinox unter anderem bis zu 80 Mitarbeitende an andere Unternehmen aus – für zwei bis acht Monate. Am Ende ging Victorinox gestärkt, ohne eine einzige Entlassung und ohne Kurzarbeit aus der Krise. In diesem Referat spricht der HR-Verantwortliche von Victorinox über das Mitarbeiter-Verleihen.

Auch andere Unternehmen haben den Weg, den Victorinox eingeschlagen hatte, entdeckt: Digitec lieh im Frühling Mitarbeitende von anderen Unternehmen aus, die zu wenig Arbeit für ihre Leute hatten. Swiss International Airlines verlieh während der zweiten Corona-Welle Flight Attendants an den Kanton Zürich, der mit dem Contact Tracing an seine Grenzen stiess. (pd/cbe)



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