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27.12.2019

TV-Kritik

Gewinner und Verlierer 2019

Auch 2019 gab es bei SRF und privaten Schweizer Sendern eine Reihe von Gewinnern und Verlierern. Ich stelle je fünf von ihnen vor.
von René Hildbrand

Auch 2019 gab es beim SRF und den Schweizer Privatsendern eine Reihe von Gewinnern und Verlierern. Ich stelle je fünf von ihnen vor. Hier die Gewinner:

Dominic Deville

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SRF hat endlich wieder eine fixe Late-Night-Show. Bei «Deville» mögen die Zuschauer nach dem «Tatort» aus vollem Halse lachen. Das kann das Immunsystem stärken – und tut vor dem Start in eine neue Woche besonders gut. Falls er und seine Crew mögen, wird Dominic Deville dem Schweizer Fernsehen länger erhalten bleiben. Lesen Sie dazu auch unser Interview zum Jahresende mit dem Talk-Master.

Sandro Brotz

Im Frühjahr hatte Sandro Brotz die «Arena» von Jonas Projer übernommen (persoenlich.com berichtete). Dieser wechselte zu Ringier und wird in Bälde mit Blick-TV starten. Brotz hatte solide begonnen und agierte bislang ohne nennenswerte Pannen. Allerdings: Seitdem er fest im Sattel sitzt, zeigt der Moderator mitunter einen kleinen Hang zur Überheblichkeit. Das muss er wieder ablegen, wenn er bei den Gewinnern bleiben will.

Meta Hiltebrand

Die Zürcherin Meta Hiltebrand hat es mit vielen TV-Auftritten zur bekanntesten Schweizer Köchin in Deutschland gebracht. Im neuen Jahr wird sie Jurorin bei «MasterChef Celebrity» (Sky). Sie kann prima damit umgehen, dass sie polarisiert. Und das ist gut so. Warum sich Hiltebrand seit Jahren «weigert», ihr miserables Hochdeutsch zu optimieren, ist ihr Geheimnis.

Dominik Kaiser

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Mit seiner 3-Plus-Gruppe hatte Dominik Kaiser bewiesen, dass Privatfernsehen in der Schweiz funktionieren kann. Im Herbst verkaufte der Zürcher sein Unternehmen für rund 150 Millionen Franken an CH Media. Ein Superdeal. Für Kaiser. Der Multimillionär geniesst eine Auszeit. Jede Wette: Von diesem cleveren TV-Macher werden wir auch künftig noch viel hören.

Fabienne Bamert

Vorschusslorbeeren muss man zwar durch Taten rechtfertigen. Doch wer Fabienne Bamert von ihren Moderationen bei Tele 1 kennt, ist sehr optimistisch, dass sie die Erwartungen auch bei SRF locker erfüllen kann. Am 18. Januar wird die 31-jährige Zugerin als Nachfolgerin von Reto Scherrer erstmals den «Samschtig-Jass» präsentieren. Bamert war beim Zentralschweizer Fernsehen als schlagfertige und bodenständige Moderatorin beliebt.

Und hier die Verlierer:

Michael Elsener

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Dieser Zuger hatte 2019 weniger Glück. SRF stellte «Late Update» mit Michael Elsener ein. Richtig so. Der Comedian war im Januar zwar ganz gut gestartet, hatte es schlussendlich aber doch nicht gepackt. Seine Vorbilder von der «Heute Show» (ZDF) sind im Längen besser. Elseners letzte Folgen wurden immer blasser. Konkurrent Deville ist viel witziger, frecher und spektakulärer. Und darum auch beim jüngeren Publikum beliebter.

Barbara Lüthi

Lüthi ist eine gute Journalistin. Doch beim «Club»? Am Leutschenbach wird erzählt, dass die frühere China-Korrespondentin selbst nicht davon überzeugt ist, auf dem richtigen Platz zu sitzen. 2019 fing es schon im Januar schlecht an: Der Moderatorin war es nicht gelungen, zwei streitende, selbsternannte Männerexperten zu bändigen. Zum Thema «Aus dem Rampenlicht – was nun?» lud sie die falschen Gäste ein. Eine Diskussion über den CS-Skandal wurde zur richtigen Zeit verpasst. Wie soll das weitergehen?

SRG und Dynastie Knie

Mit einem über dreistündigen Zweiteiler feierte die SRG zur besten Sendezeit auf allen Kanälen 100 Jahre Dynastie Knie. Es war eine unbezahlbare, langatmige Werbeveranstaltung statt eine mitreissende Doku-Fiktion. Rolf Knie, immer noch grösster Alleinaktionär des Millionen-Unternehmens, durfte bei der Produktion weder mitreden noch dabei sein. Das zeigte einmal mehr eindrücklich, wie es bei der Knie-Family zu und her geht. Und wie verhärtet die Fronten sind.

Dominik Meier

dominik meier


Nach der Sommerpause hatte Dominik Meier die «Rundschau» von Sandro Brotz übernommen. Der Neue bekam von Publikum und Kritikern reichlich Kredit. Doch der frühere Radiomann konnte sich nicht steigern. Meier wirkt nach vier Monaten farbloser und milder als bei seinem Start. Der freundliche Berner will offensichtlich nicht anecken und niemandem weh tun. Das mögen nette Tugenden sein, aber nicht die besten Voraussetzungen für den Moderator eines Polit-Magazins.

Roger Schawinski

Der Medienpionier und nach wie vor beste Talker des Landes steht nicht wegen mangelnden Leistungen auf der Verliererliste. Sondern einzig darum, weil im Frühjahr seine Talkshow gekillt wird. Die wirklichen diesbezüglichen Verlierer sitzen auf Chefsesseln am Leutschenbach. Weder Ruedi Matter noch seine Nachfolgerin, TV-Direktorin Nathalie Wappler, hatten sich je nur im Ansatz bemüht, «Schawinski» einen besseren Sendeplatz zur Verfügung zu stellen. Am Montagabend ab 23 Uhr, nach dem quotenschwachen Wirtschaftsmagazin «Eco» und einem langen Werbeblock, hat kein Format eine wirkliche Chance. Doch jetzt geht es plötzlich: Urs Gredig, der liebend gerne vom serbelnden CNNMoney Switzerland in den sicheren Hafen SRF zurückgekehrt ist, bekommt eine Talkshow. Am Donnerstagabend. Um 22:25 Uhr.


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