23.03.2023

Gisler-Gipfel

Die Werbebranche zelebriert den Facettenreichtum

Rund 140 Personen haben am Donnerstag die agenturübergreifende Diversitäts-Initiative Gislerprotokoll gefeiert. Unter anderen war LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser zu Gast. Sie sprach übers Queersein und erklärte den Begriff «Queerbaiting» anhand eines Werbesujets.
Gisler-Gipfel: Die Werbebranche zelebriert den Facettenreichtum
«Wir reden nicht nur über den Genderstern. Wir reden über reale Menschen», so LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser am Gisler-Gipfel. (Bilder: Tobias Stahel)

Vor zwei Jahren haben Annette Häcki und Nina Bieli von Jung von Matt das Gislerprotokoll lanciert. Die Initiative macht sich für eine facettenreiche Repräsentation der Geschlechter in Kommunikation, Marketing und Werbung stark und sagt stereotypen Darstellungen von Geschlechtern den Kampf an. Seit dem Start hat sich viel getan. Seit letztem Sommer ist die Initiative als Verein mit einem achtköpfigen Vorstand organisiert – Präsidentin ist Nina Bieli, Chief People & Culture Officer bei Jung von Matt, als Vizepräsident amtet TBWA/Zürich-CEO Matthias Kiess. Mittlerweile zählen 136 grosse und kleine Agenturen und Unternehmen aus der Schweizer Kommunikationsbranche zum Mitgliederkreis. 

Am Donnerstagabend kamen nun verschiedene Beteiligte im Tanzwerk101 in Zürich zusammen. Das Ziel der Organisatoren: Den Teilnehmenden eine Extraportion Wissen und Inspiration rund um die Themen Diversity, Inclusion und Facettenreichtum mit auf den Weg zu geben. 

«Wir sind auf dem richtigen Weg»

Gislerprotokoll-Präsidentin Nina Bieli begrüsste die rund 140 Teilnehmenden vor Ort. Sie eröffnete die Veranstaltung mit häufigen Stereotypen in der Kommunikation (persoenlich.com berichtete) und schloss ihre Rede ab mit dem Satz: «Es gibt noch einiges zu tun. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.» In diesem Sinne überreichte sie das Mikrofon an die LGBTQ-Aktivistin Anna Rosenwasser. 

«Wir reden nicht nur über den Genderstern. Wir reden über reale Menschen», rief die Autorin und Moderatorin den Zuschauenden in Erinnerung. Sie werde häufig gefragt: «Ist das nicht alles nur ein Trendthema? Ist es nicht so, dass in den letzten zehn Jahren plötzlich viel mehr Menschen bisexuell geworden sind?» Dazu zeigte Rosenwasser eine Grafik aus den USA, die die Entwicklung der Linkshänderinnen und Linkshänder seit 1900 darstellt.

Auf der Grafik zeigte sich plötzlich eine steile Pluskurve. Dies, «weil man erkannt hat, dass Links- und Rechtshändigkeit zwei neutrale Eigenschaften sind und die Menschen am besten funktionieren, wenn man sie lässt», wie Rosenwasser dazu sagte. Wenn die Sichtbarkeit erhöht werde, fühlten sich viele Leute sicherer dabei, sich selbst zu zeigen.

«Queerbaiting»

Später fand Rosenwasser auch kritische Worte für Werbekampagnen und benutzte dafür das Wort «Queerbaiting». Sie erklärte: Vor ein paar Jahren habe eine Versicherung um queere Kundinnen und Kunden geworben. Auf dem Plakat seien zwei sich anlächelnde Frauen dargestellt gewesen, die in der Community klar als lesbisch wahrgenommen worden seien. Ihr etwas älterer Onkel allerdings habe in den beiden Frauen beste Freundinnen gesehen.

Danach trat Nora Keller, Senior Project Manager und Post-Doc Fellow am Competence Centre for Diversity and Inclusion an der Universität St. Gallen (HSG), auf die Bühne. Sie sprach unter anderem darüber, wie sich Vaterschaft und Karriere besser vereinen lassen. Danach hielt der Psychoanalytiker Peter Schneider ein Referat zum Thema «Trans – der Kampf ums Geschlecht».

Zum Schuss holte Nina Bieli mit Karen Schärer vom SonntagsBlick eine Verantwortliche von Equal Voice, einer Initiative, die sich für mehr Sichtbarkeit von Frauen in den Medien stark macht, auf die Bühne. Nach diesen zahlreichen Inputs zum Thema Diversität und Inklusion ging es für die Teilnehmenden zum Networking-Apéro.


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