Für einen Bundesrat ist die Zeit danach am schwierigsten. Ruth Metzler wurde Kommunikationsberaterin, Didier Burkhalter schreibt Kinderbücher und Christoph Blocher wurde wieder Christoph Blocher. Moritz Leuenberger aber wählte den ungewöhnlichsten Weg: Er wurde Entertainer.
Mit einer regelmässigen Matinee im Zürcher Bernhard-Theater. Das ist einzigartig: Ansonsten machen Entertainer den umgekehrten Weg, siehe Beppe Grillo oder Donald Trump. Leuenberger ist damit weltweiter Trendsetter. Dass er jetzt mit «seiner» Bernhard Matinée kürzertritt, ist bedauerlich. Denn Leuenberger macht es gut, ausnehmend gut. Bereits Woody Allen erkannte, vor einem Publikum zu stehen und dieses zu begeistern, sei der härteste Job der Welt. Der mittlerweile leider verpönte Regisseur startete seine Weltkarriere als Stand-up-Comedian in Brooklyn, Leuenberger seine im Zürcher Gemeinderat.
Das prägt. Er sei in vielen Bundesratssitzungen gesessen und habe überhaupt nicht zugehört, bekannte Leuenberger kürzlich in einem NZZ-Interview. Aber er habe so reagiert, wie die Leute es wollen. Die Devise «Give the people what they want» ist für einen Showstar unabdingbar.
Am letzten Sonntag empfing Leuenberger bei seinem – vorläufig – letzten Auftritt Adolf Ogi. Das war grosses Theater: urban gegen Land, Zürichberg gegen hochalpin, SP gegen SVP. Doch die beiden Altbundesräte mögen sich: Sowohl Ogi wie Leuenberger, aber auch Blocher und Couchepin kamen 1979 in den Nationalrat. Leuenberger lud Ogi 2001 in den Schiffbau ein.
Und jetzt in den Olymp: das Bernhard-Theater. Es war witzig, melancholisch und – wie immer – ausverkauft. Schade, dass Sie kürzertreten, Herr alt Bundesrat.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.
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Der grosse Entertainer