von Matthias Ackeret
Herr Hanan, Sie haben Webrepublic unmittelbar nach der Finanzkrise gegründet. War dies nicht der denkbar schlechteste Zeitpunkt? (Lacht.) Diese Frage ist berechtigt. Meine Freunde haben damals nur den Kopf geschüttelt und mir geraten, bei einer grossen Firma als Chief Digital anzuheuern. Für mich hingegen stimmte das Timing für diesen Schritt. Da ich zum damaligen Zeitpunkt noch keine eigene Familie hatte, konnte ich das Risiko auf mich nehmen. Die Finanzkrise war vielmehr eine zusätzliche Challenge, eine Firma zu gründen. Sollte es uns in einer solch schwierigen Zeit gelingen, Kunden zu gewinnen und ein Geschäft aufzubauen, dann würde das Businessmodell funktionieren.
Was gab den Ausschlag, sich selbstständig zu machen?
Ich war bei Google in Zürich während der Anfangsjahre für das Agency-Business zuständig und habe die grossen Netzwerke betreut. Damals realisierte ich, dass das Verständnis fürs digitale Marketing in der Agenturlandschaft viel zu wenig datengetrieben war. Dies, obwohl die Informationen eigentlich vorhanden gewesen wären. Für viele Kunden stellte aber der effiziente und optimale Gebrauch dieser Daten ein echtes Bedürfnis dar. Dabei reifte die Idee, die Ambition, eine Agentur zu gründen, die eine Passion für Daten hat und diese in effizientere Kampagnen übersetzen kann. Mit einem roten Stern in unserem Logo wollten wir den revolutionären Charakter dieses Ansatzes und Versprechens hervorheben.
«Richtig wahrgenommen wurden wir aber, als wir Migros als Kunden gewonnen hatten»
Inwieweit spielt das Revolutionäre bei Webrepublic heute noch eine Rolle?
Das Revolutionäre ist ein Teil unserer DNA. Damit wollen wir aufzeigen, dass wir nicht den einfachsten Weg wählen, sondern ständig nach neuen Möglichkeiten suchen. Wir verstehen uns als Sparringspartner unserer Kunden. Wir beraten sie in ihren Zielsetzungen und versuchen, ihnen einen neuen Blickwinkel anzubieten. Wer eine Vogelperspektive im digitalen Marketing beansprucht, muss aber wissen, wie die einzelnen Räder ineinander hineinspielen. Da genügt es nicht, eine einzelne Kampagne betreut zu haben.
Webrepublic ist mittlerweile Mitglied von Leading Swiss Agencies. Trotzdem waren nicht alle Mitbewerber von Ihrem Markteintritt begeistert. Wann wurden Sie erstmals ernsthaft als Konkurrent wahrgenommen?
Zu unseren ersten Kunden gehörte Ifolor, ein wenig später auch Tutti. Schon bald kamen Aduno oder UPC dazu. Mit den meisten Kunden von damals arbeiten wir heute noch zusammen. Richtig wahrgenommen wurden wir aber, als wir Migros als Kunden gewonnen hatten. Sobald man als neuer Player in einen Markt drängt, der von grossen Agenturen dominiert wird, ist es entscheidend, dass man über eine klare Vision verfügt. Durch meine jahrelange Google-Erfahrung nahm man mir diese Kompetenz ab.
Spielt die Kreativität noch eine Rolle beim digitalen Marketing?
Ja, aber es ist genauso wichtig, wie und wo die ganze Werbung ausgespielt, analysiert und optimiert wird. Der Kreative muss heute im ständigen Austausch mit den Strategen und dem Analytiker sein, um die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Anschliessend muss man das Ganze auch noch programmieren. Die Dynamik spielt dabei eine wichtige Rolle, sodass für jede Zielgruppe die auf sie zugeschnittenen Werbemittel ausgespielt werden.
Welchen Stellenwert nimmt dann die Kreativität bei Webrepublic ein?
«Die Werbung der Zukunft soll nicht nur überraschen, sondern auch Fragen beantworten»
Das komplette Interview lesen Sie in der Oktober-Ausgabe vom Magazin «persönlich». Darin spricht Tom Hanan unter anderem über seine Zeit als erster Google-Mitarbeiter in der Schweiz.
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