Herr Schaeppi, wie haben Sie sich auf Ihre letzte Medienkonferenz als Swisscom-CEO vorbereitet?
Ich habe mich gefreut, mit «Swisscom blue» ein neues Produkt vorzustellen, das viel Potenzial hat. Dies, weil es an der verstärkten Verschmelzung der physischen und digitalen Welt ansetzt – und somit einem Bedürfnis von Kundinnen und Kunden entspricht.
Können Sie ein Beispiel machen, inwiefern das neue Angebot dieser Verschmelzung nachkommt?
Am einfachsten lässt sich «Swisscom blue» mit der My Swisscom App steuern, auf Wunsch auch den Support dank einer neuen digitalen Assistenz, «Sam». Dank künstlicher Intelligenz hat sie auf sehr viele Anliegen eine Antwort und zieht bei Bedarf direkt die Expertinnen vom Kundensupport bei. Und wir bleiben natürlich weiterhin mit unseren Shops landesweit präsent.
Lassen Sie uns zu Ihrem letzten Medienauftritt zurückkommen. Hat Sie das nervös oder wehmütig gemacht?
Nervös war ich nicht. Wehmut? Nein, auch das kam nicht auf. Ich habe zwei Herzen in meiner Brust: Einerseits ist die Swisscom ein tolles Unternehmen, für das ich immer gerne gearbeitet habe – und dies werde ich weiterhin bis zu meinem Abschluss tun. Andererseits ist nach so langer Zeit der Moment gekommen, etwas Neues in Angriff zu nehmen.
Sie sprechen Ihre Zukunft an. Die SonntagsZeitung spekulierte nach Aussagen von Ihnen, dass Sie sich dem Swisscom-Verwaltungsrat als neues Mitglied «andienen würden». Wollen Sie tatsächlich VR-Mitglied werden?
Als erstes möchte ich betonen, dass ich mich darauf freue, mehr Zeit für mich und mehr Freiheiten zu haben. Zweitens wechsle ich nicht in den Verwaltungsrat der Swisscom, das ist kein Thema.
«Es sind oft die gleichen Themen, mit denen man von Medienschaffenden konfrontiert wird»
Auch nicht, wenn Ihre Zeit als CEO beendet ist?
Nein. Meine Zeit als CEO endet zwar Ende Mai, aber ich werde die Swisscom bis Ende Jahr noch in gewissen Projekten unterstützen.
Im Zuge der Netzpannen in den letzten zwei Jahren haben einige Medien Ihren Rücktritt gefordert. Sind die Medien zu hart mit Ihnen ins Gericht gegangen während Ihrer neunjährigen Zeit als CEO?
Nein. Es ist schliesslich auch die Aufgabe von Medien, eine kritische Berichterstattung zu gewährleisten. Wünschen würde ich mir aber, dass sie ausgewogener ist. Aufgrund des Strukturwandels ist die Medienbranche aktuell stark unter Druck, und vieles muss sehr schnell gehen.
Wie ist Ihnen das bewusst geworden?
Es sind oft die gleichen Themen, mit denen man von Journalistinnen und Journalisten konfrontiert wird. Gerade auch für die Telekom- und ICT-Branche, die sich so rasant verändert, wünsche ich mir von Medienschaffenden mehr Hintergrundinformationen und Einordnung.
Zum Beispiel?
Etwa beim Ausbau des Mobilfunks mit 5G, wo viele Fake News kursieren. Da haben die Medien eine wichtige Rolle, etwa um Fakten klarzustellen sowie Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzeigen. Dies geschieht aus meiner Sicht zu wenig.
«Netze zu bauen, ist keine exakte Wissenschaft»
Medien haben Sie auch als «zuverlässigen Verwalter» bezeichnet sowie als CEO, der «kaum als Macher wahrgenommen» worden sei. Hat Sie das getroffen?
(lacht). Ich habe in meinem Leben gelernt, nicht alles persönlich zu nehmen. Aber ich würde mir von den Medien wünschen, dass sie gerade auch bei Wirtschaftsthemen das Glas öfter mal «halb voll» sehen statt «halb leer» und wie erwähnt ausgewogener berichten. Das meine ich nicht nur als Swisscom-CEO, sondern generell als Medienkonsument.
Auch der Glasfaserausbau war ein beliebtes Thema der Medien. Was war für Sie frustrierender: die Netzpannen oder der Marschhalt beim Glasfaserausbau?
Die Netzpannen haben mich persönlich sehr betroffen gemacht, weil dies überhaupt nicht zur Swisscom passt. Wir bieten eine sehr gute und stabile Netzqualität, für die wir stets von unabhängigen Stellen ausgezeichnet werden. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat selbstredend eine andere Sicht beim Glasfaserausbau. Netze zu bauen, ist allerdings auch keine exakte Wissenschaft. Wir sind aber optimistisch, dass sich in den nächsten Monaten eine Lösung mit der Weko abzeichnet.
Sie haben an der MK Bilder mit Ihrem Smartphone gemacht – und dies mit einem Schmunzeln im Gesicht sichtlich genossen …
… es ist doch eine coole Sache, wie wir die Medienkonferenz auf diesem Bildschirm inszenieren konnten. Wie wir beispielsweise zeigen konnten, wie eine App mit dem Bot «Sam» funktioniert. Unglaublich, was man heute mit dem Handy alles machen kann – das finde ich faszinierend. Nach dem Parkieren kann man schnell und unkompliziert über Twint zahlen, das ist doch super.
Zum Schluss: Sie sind noch rund einen Monat als CEO tätig. Was wollen Sie in dieser Zeit unbedingt noch anpacken?
Wichtig ist, dass ich meine Aufgaben so übergeben kann, dass es danach reibungslos weiterläuft.