Der in die Jahre gekommene Softwarepionier Microsoft fällt im Wettlauf der wertvollsten US-Technologieriesen weiter zurück: Erstmals seit 15 Jahren ist der Windows-Hersteller an der Börse wieder weniger wert als sein einstiger Geschäftspartner und Rivale IMB. Damit rutscht der seit elf Jahren von Steve Ballmer geführte Konzern aus Seattle auf Platz drei ab. Bereits vergangenes Jahr zog Apple an Microsoft vorbei. IBM kam zum New Yorker Börsenschluss am Montag auf einen Marktwert von 203,8 Mrd. Dollar und Microsoft mit 203,7 Mrd. auf 100 Mio. Dollar weniger. Apple bleibt mit derzeit 309,2 Mrd. Dollar das gemessen am Börsenwert unangefochten teuerste US-Technologieunternehmen.
Die Entwicklung markiert eine weitere glücklose Etappe in Microsofts jüngerer Geschichte: Dem Marktführer gelingt es nicht, die Investoren davon zu überzeugen, dass er wie in der Vergangenheit auch in Zukunft mit technologischen Neuerungen trumpfen kann.
Der Tausch der Plätze in der Tabelle ist zugleich der nächste Wendepunkt in der gemeinsamen Geschichte der beiden Grossunternehmen: IBM dominierte über Jahrzehnte die Computerbranche und heuerte dann Anfang der 1980er Jahre die kleine, unbekannte Softwareklitsche Microsoft an, um sich für seinen neuen Personal Computer ein anständiges Betriebssystem entwickeln zu lassen. Dem langjährigen Microsoft-Chef und Gründer Bill Gates ist es gelungen, diesen Durchbruch in eine Marktführerschaft umzuwandeln. Seine Theorie, wonach Software mehr wert sei als Hardware, schien sich zu bestätigen, als Microsoft bis Ende 1999 an der Börse etwa dreimal so viel wert war wie IBM. Damals war Microsoft sogar das teuerste US-Unternehmen überhaupt.
IBM auch als Marke Wertvoller
Der Aufstieg von Microsoft liess IBM zunehmend als altmodisches und schwerfälliges Unternehmen dastehen, das mit den rasanten Veränderungen in der Branche nicht mithalten kann. Anfang der 1990er Jahre verbrannte das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat New York jedes Jahr mehrere Mrd. Dollar. IBM- Chef Louis Gerstner gelang es dann aber, das Ruder herumzureissen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 wurden die Karten neu gemischt. Trotz des steten Gewinn- und Umsatzanstiegs bei Microsoft in den vergangenen zehn Jahren, kommt die Aktie unter Ballmer nicht in Schwung. Zwar dominiert Microsoft noch immer den Markt für Betriebssysteme, den neuen Markt für Internetwerbung hat aber Google fest im Griff, bei Smartphones und Tablet-PCs wiederum weist Apple den Weg.
Auch mit den neuen Online-Netzwerken wie Facebook oder Twitter tut sich Microsoft schwer. Den Marken-Forschern von Millward Brown zufolge ist Microsoft nur noch die fünftwichtigste Marke weltweit - nach Apple, Google und IBM sowie McDonald's. IBM dagegen hat in der Zwischenzeit eifrig sein Profil geschärft und sich als Spezialanbieter für Geschäftssoftware, Server und Beratung positioniert. IBM ist nun das viertgrösste Unternehmen der USA - auf Basis des Börsenwertes nach dem Ölmulti Exxon Mobil, Apple und General Electric. (sda)