14.05.2023

#MediaToo

«Das übertrifft all meine Erwartungen»

Am Montag erscheint «Anuschka und Finn – Die Geschichte eines Medien-Skandals». Autor und Medienunternehmer Roger Schawinski veröffentlicht das Buch im Eigenverlag. Ein Gespräch über die Recherche und erste Reaktionen.
#MediaToo: «Das übertrifft all meine Erwartungen»
«Finn Canonica hat bis heute noch keine Zeile gelesen», so Roger Schawinski über sein neues Buch. (Bild: Silas Zindel)
von Matthias Ackeret

Herr Schawinski, warum haben Sie dieses Buch geschrieben?
Der Fall hat mich von Beginn weg fasziniert. Und je mehr ich im Laufe der Recherche darüber erfahren habe, desto spannender und unglaublicher wurde er.

Der Spiegel-Artikel von Frau Roshani, der den ganzen Fall auslöste, erschien am 3. Februar, also vor drei Monaten. Ist das nicht sehr kurz für eine umfassende Wertung der Ereignisse?
Absolut. Aber es handelt sich um brandheisse Aktualität. Deshalb wusste ich, dass es nicht den üblichen gemächlichen Gang von Buchprojekten gehen darf. Daher habe ich auch alles selbst gemacht. Kein Verlag hätte es in dieser Zeit geschafft.

«Schweizer Verlage scheinen vor kontroversen Themen zurückzuschrecken»

Geben Sie deshalb das Buch im Eigenverlag heraus?
Erstens aus Aktualitätsgründen. Zweitens scheinen Schweizer Verlage vor kontroversen Themen zurückzuschrecken. Vor Kurzem hat dies auch Michèle Binswanger erlebt. Damit machen sie sich bald einmalig überflüssig. Und die wichtigste Aufgabe – die Promotion – bewältigen sie meist nicht zufriedenstellend, wie ich bei meinen letzten Büchern erfahren habe. Das mache ich besser selber.

Mit Finn Canonica haben Sie gesprochen, mit Frau Roshani nicht. Ist dies nicht ein Makel für Ihre Recherche?
Anuschka kommt im Buch ausführlich zu Wort. Zuerst natürlich mit ihrem Gastbeitrag im Spiegel. Dann mit ihren Artikeln und Büchern. Und zudem mit ihren Aussagen im Rudin-Cantieni-Bericht. Dass sie sich als langjährige Journalistin bis heute nicht nur mir, sondern auch allen anderen Journalisten verweigert hat, überraschte mich.

Wie hat Herr Canonica auf Ihr Buch reagiert?
Er hat bis heute noch keine Zeile gelesen. Ich bin gespannt, wie er reagieren wird.

Wie geht es ihm?
Seine Erfahrung mit dem für ihn verheerenden Spiegel-Artikel ist wirklich aussergewöhnlich. Im Buch gehe ich ausführlich darauf ein.

Welche Reaktionen kamen von Ihren Journalistenkollegen, als bekannt wurde, dass dieses Buch nun erscheint?
Alle sind extrem gespannt. Ich werde überall darauf angesprochen.

Sie schreiben von einer Omertà bei diesem Themenkomplex Roshani-Canonica. Ist dieser Mafia-Vergleich nicht zu hart?
Die Redaktion vom Magazin hat sich einer Schweigepflicht verordnet. Die meisten Medien haben zwar die Spiegel-Geschichte kritiklos aufgenommen, dann aber neue Informationen ignoriert. Das ist schon bemerkenswert.

Sie nennen alle Akteure namentlich. Gab es bereits juristische Klageandrohungen?
Möglich ist alles. Wobei mein Buch im Vergleich zum Roshani-Artikel im Spiegel dann doch ein harmloses Gesäusel ist.

«Ich habe 3000 Bücher drucken lassen»

Wie reagiert der Buchhandel auf Ihr Buch?
Grossartig. Ich habe 3000 Bücher drucken lassen. Das Buchzentrum hat aufgrund der grossen Nachfrage bereits am ersten Tag der Information der Buchhandlungen sofort 2000 davon bestellt. Das übertrifft all meine Erwartungen, weil die Medien – mit der löblichen Ausnahme von persoenlich.com – bis zu diesem Wochenende noch gar nicht über dieses Buch berichtet haben.

Sie erwähnten die Promo. Welche Aktionen planen Sie zur weiteren Promotion des Buches?
Bei Radio SRF sucht man noch jemand, der sich an dieses Thema wagt, wie mir mitgeteilt wurde, obwohl dort MeToo-Themen sonst hoch gehängt werden. Aber da man befürchtet, dass mein Buch nicht dem üblichen Narrativ entspricht, hält man sich offenbar zurück. Ähnliches erlebe ich bei mehreren Medien. An diesem Wochenende werden wohl Schweiz am Wochenende, SonntagsZeitung und NZZ am Sonntag auf das Buch eingehen – alle mit einem eigenen, speziellen Approach. Am Montag bin ich im «TalkTäglich» bei TeleZüri. Deutsche Medien sind ebenfalls sehr interessiert. Als Erstes die Süddeutsche, aber auch die FAZ und andere. Zurzeit gibt es ja auch in den dortigen Medien eine Häufung von brisanten Medienthemen.



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Kommentare

  • Claude Bürki, 12.05.2023 15:12 Uhr
    Der Scoop scheint gelungen zu sein!
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