08.02.2018

Swiss Music Awards

«Der Sponsoring-Markt ist herausfordernd»

Am Freitag werden im Hallenstadion die diesjährigen Swiss Music Awards durchgeführt. Im Interview sprechen die Initianten Oliver Rosa und Ivo Sacchi über die Entwicklung des Events und des Musikmarkts – und über die No-Billag-Initiative.
Swiss Music Awards: «Der Sponsoring-Markt ist herausfordernd»
Oliver Rosa (Executive Producer Swiss Music Awards, l.) und Ivo Sacchi (Managing Director Universal Music Switzerland). (Bild: Mathieu Guirard)
von Matthias Ackeret

Herr Rosa, die Swiss Music Awards wurden 2008 erstmals durchgeführt. Was hat sich seit der ersten Austragung im Zürcher Kaufleuten geändert?
Oliver Rosa: Die Idee ist die gleiche geblieben: Wir wollen der Schweizer Musikindustrie eine Plattform bieten, die von vielen Menschen beachtet wird. Selbstverständlich hat sich die Art und Weise des Anlasses grundlegend verändert: Er ist grösser und komplexer geworden.

Was heisst das konkret?
Rosa: 2008 hatten wir im Kaufleuten knapp 400 Gäste und keine Fernsehübertragung. Mittlerweile verfolgen über 5000 Zuschauer die Swiss Music Awards live im Hallenstadion, es sind über 200 akkreditierte Medien vor Ort, während die ganze Veranstaltung live in alle Landesteile übertragen wird. Unser Budget beträgt mittlerweile zwei Millionen Franken. Drei Mitarbeiter sind während des ganzen Jahres mit der Organisation und der Vermarktung des Anlasses beschäftigt, am Abend selber sind über 500 Personen in deren Durchführung involviert.

Ist es für Sie schwierig, Sponsoren zu finden?
Rosa: Der Sponsoring-Markt im Allgemeinen ist herausfordernd. Umso schöner, dass es uns gelungen ist, zwei neue Main Partner zu gewinnen. Nebst der laufenden Partnerschaft mit Schweizer Fleisch sind 2018 erstmals auch die Bank Cler und Coop bei den SMA engagiert. Darüber freuen wir uns sehr!

Das Hallenstadion ist das Höchste, was in der Schweiz möglich ist. Gibt es für die Swiss Music Awards überhaupt noch eine Steigerung?
Rosa: Eine Steigerung ist am Abend selber schwer zu erreichen. Doch wir wollen uns mit den Swiss Music Awards Schritt für Schritt von einem Event zu einem Format entwickeln. Dies ermöglicht uns, die SMA auch während des ganzen Jahres zu bespielen. Dadurch wollen wir unter anderem in verschiedenen Regionen vor Ort präsent sein. Wir prüfen nun diverse Möglichkeiten, wie dies am besten zu bewerkstelligen wäre. Beispielsweise mit einer erhöhten Präsenz an Musikfestivals oder der Aktivierung einer Kategorie mittels Vorausscheidungen.

Herr Sacchi, wie hat sich die ganze Situation für die Schweizer Musikindustrie vor zehn Jahren dargestellt?
Ivo Sacchi: Der Branche ging es schlecht. Wir hatten die ganze Internetproblematik überhaupt nicht im Griff, es gab auch keine legalen Streamingdienste oder sie waren erst im Aufbau. Dies hat sich vollkommen geändert. Heute herrscht in unserer Branche wieder eine Aufbruchstimmung: Dieses und auch das letzte Jahr sind die Verkaufszahlen angestiegen, was sich auf das ganze Business befruchtend auswirkt. Von 2016 gegenüber 2015 um ein Prozent gewachsen, für das abgelaufene Jahr gehe ich von einer Steigerung von 3 bis 4 Prozent aus.

Aber profitieren die Schweizer Musiker überhaupt von dieser Entwicklung?
Sacchi: Das Businessmodell in der Musikbranche hat sich in den letzten Jahren verändert. CDs gibt es immer weniger, und auch die Downloads nehmen ab. Schlussendlich ist es eine einfache Rechnung: Wir brauchen noch mehr Bezahlabonnenten für Streamingdienste wie Spotify oder Apple Music. Doch die Zeichen stehen gut: In hoch entwickelten Streamingländern wie Schweden haben heute über 2,5 Millionen Haushalte ein Streamingangebot abonniert.

Und davon profitiert der Künstler letztendlich?
Sacchi: Davon profitiert der erfolgreiche Künstler künftig. Und zwar auch langfristig. Für einen Download oder eine CD gibt es beim Kauf zwar einen höheren Geldbetrag als bei einem Song, der gestreamt wird, dafür ist der Beitrag auch einmalig. Beim Streaming erhält der Künstler jedes Mal, wenn gestreamt wird, einen Anteil. Auch in zwanzig Jahren.

Gilt dies auch für Schweizer Künstler?
Sacchi: Die Problematik ist bekannt. Die Schweizer Künstler bekommen bei bestimmten Streamingdiensten noch nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Die ersten Partner haben die ersten Schritte in die richtige Richtung genommen. Was es letztendlich braucht, sind total lokalisierte Seiten, die vollkommen auf den Schweizer Markt fokussiert sind.

SMA2

Welche Rolle spielt SRF bei den Swiss Music Awards?
Sacchi: Eine sehr wichtige. Wir betreiben zusammen mit SRF eine gemeinsame Redaktion, die den Ablauf der Show festlegt. SRF ist auch für die Fernsehübertragung aus dem Hallenstadion zuständig. Dies garantiert uns eine grosse Reichweite und eine hohe Qualität. Zudem kürt SRF 3 während des Jahres jeden Monat ein «SRF 3 Best Talent». Der Jahressieger wird an den SMA ausgezeichnet.

Würde eine Annahme der No-Billag-Initiative auch das Ende der Swiss Music Awards bedeuten?
Rosa: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Was klar ist: Für eine erfolgreiche Schweizer Musikszene ist eine vielfältige Medienlandschaft eminent wichtig. Auch die Bereitschaft, neuen Künstlern Reichweite zu bieten und Programminhalte zu wagen, die sich nicht in erster Linie rechnen müssen.

Sacchi: In dieser Form ganz bestimmt. Die Initianten verkennen, dass beispielsweise der Schweizer Musikmarkt zu klein und sprachregional zu fragmentiert ist, als dass ein Sender solche Nischen sowohl qualitativ überzeugend als auch wirtschaftlich gewinnbringend abdecken könnte.

Herr Sacchi, Sie sind Geschäftsführer des Schweizer Ablegers von Universal, dem grössten Musiklabel der Welt. Die digitale Revolution schlägt in der Musikbranche stark durch. Was macht Ihnen am meisten Kopfweh?
Sacchi: Im Gegenteil, ich bin eigentlich sehr optimistisch. Die Musikindustrie wurde im Verlauf der letzten hundert Jahre einige Male totgesagt, erstmals als das Radio aufkam, zuletzt bei der Erfindung des Internets. Doch die Branche war immer sehr flexibel und hat sich den Veränderungen angepasst. Ich glaube sogar, dass die Musikindustrie in Zukunft mehr Umsatz machen wird als zu ihren besten Zeiten. Es ist ein Fakt, dass jeder Mensch Musik gern hat und diese auch konsumiert, wobei wir in den nächsten Jahren noch einige Herausforderungen meistern müssen.

Sie sprechen die Gratiskultur an.
Sacchi: Ich weiss nicht, ob wir diese Mentalität verändern können. Bei den Gratisangeboten, die mit Werbung finanziert werden, braucht es einfach eine faire Lizenzierung für alle involvierten Parteien.

Was war für Sie in den vergangenen zehn Jahren der absolute SMA-Höhepunkt?
Sacchi: Ich fand jeden Anlass einen Höhepunkt. Als wir 2008 die Swiss Music Awards auf die Beine stellten, war die Schweiz das einzige Land in Europa, das keine solche Veranstaltung kannte. Unser primäres Ziel war es nicht, jedes Jahr eine grössere Veranstaltung auf die Beine zu stellen, sondern wir wollten immer professioneller werden, damit die jungen Künstler auch davon profitieren können. Es ist für uns jedes Mal beeindruckend, zu beobachten, wie sich die Karrieren der Gewinner entwickeln.



Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des «persönlich»-Magazins. «persönlich» ist Medienpartner der Swiss Music Awards.

 



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