24.01.2018

#MeToo

Esther Gemsch klagt Dieter Wedel an

Die Schweizer Schauspielerin erhebt schwere Vorwürfe gegen den deutschen Starregisseur. Er soll sie misshandelt haben.
#MeToo: Esther Gemsch klagt Dieter Wedel an
Esther Gemsch, hier 2002 in «Haus ohne Fenster», hat sich erst jetzt getraut, ihre Geschichte zu erzählen. (Bild: SRF/Klaus Rózsa)
von René Hildbrand

Seit dem Start der #MeToo-Kampagne melden sich immer mehr Schauspielerinnen, die von Kollegen, Produzenten und Regisseuren sexuell gedemütigt und misshandelt worden sind. Dieter Wedel («Der grosse Bellheim», «Der König von St. Pauli», «Der Schattenmann») ist der bislang prominenteste Fall in Deutschland.

Seit Wochen werden dem TV-Regisseur von Schauspielerinnen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Nach neuen Klagen, welche die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit» am Mittwoch bekannt machte, wird gegen den 75-Jährigen ermittelt. Eine der Klägerinnen ist die 61-jährige Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch (damals Christinat). In der «Zeit» berichtet sie, Wedel habe sie im Dezember 1980 unter einem beruflichen Vorwand in sein Hotelzimmer mitgenommen und angegriffen. Gemsch (war damals 24 Jahre alt): «Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante. Ich dachte, jetzt ist es aus.» Gemsch («Lüthi und Blanc», «Tatort») erlitt laut Attest eine akute Halswirbelverletzung und musste in die Klinik.

Der massive Übergriff soll am Rande der Dreharbeiten für die Produktion «Bretter, die die Welt bedeuten» (Saarländischer Rundfunk) stattgefunden haben. Die Dreharbeiten mussten unterbrochen und die Hauptrolle neu besetzt werden. In einem Bericht des Senders von 1981 steht: «Nach Auskunft von Frau Christinat (bzw. ihres Anwaltes) handelte es sich bei ihrer Verletzung um die Folge einer gewaltsamen sexuellen Annäherung durch Herrn Dr. Wedel». Der Saarländische Rundfunk hat nun eine Untersuchung des schwerwiegenden Falles angekündigt.

Dieter Wedel war jahrzehntelang einer der mächtigsten Regisseure im deutschen Fernsehen. Er hat Stars gemacht und konnte Karrieren vernichten. Nach ersten Vorwürfen von Schauspielerinnen in den letzten Wochen trat er als Intendant der Hersfelder Festspiele zurück. Er beteuerte immer wieder seine Unschuld. Zu den neuen Vorwürfen könne er aus «gesundheitlichen Gründen» keine Stellung nehmen.

 



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