17.10.2018

Mipcom

Fernsehproduktionen werden immer teurer

Der weltweite Serienboom ist ungebrochen. Und: Die Budgets für die entsprechenden Produktionen steigen. Das hat jetzt die grösste TV-Messe der Welt Mipcom gezeigt.
Mipcom: Fernsehproduktionen werden immer teurer
Hinter den Kulissen von Ben Stillers (r.) neuer Serie «Escape at Dannemora», die an der Mipcom vorgestellt wurde. (Bild: Mipcom)

Fernsehsender, Videoplattformen, Pay-TV – sie alle brauchen und wollen Filme und Serien. Der Bedarf an guten fiktionalen Stoffen ist deutlich gestiegen, wie es der Fernsehmarkt Mipcom im südfranzösischen Cannes in dieser Woche zeigte.

Für manche Stoffe scheint inzwischen kein Preis zu hoch. Für die Romanverfilmung «Der Schwarm» von Frank Schätzing im ZDF-Auftrag etwa planen die Macher ein Budget von vier Millionen Euro pro Folge ein. Im Vergleich zu einer Episode von «Babylon Berlin» – der bisher teuersten deutschen Serie – wären damit die Kosten doppelt so hoch.

Hollywoodstar Ben Stiller sieht hier eine Verlagerung: «Anders als in den 70er Jahren hat man im Mainstream-Kino kaum noch die Möglichkeit, vielschichtige, kompliziertere Geschichten zu zeigen», sagte der 52-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Die Filme laufen nur einige Wochen und müssen in dieser Zeit ihr Geld einspielen.»

Der Wettbewerb durch die gestiegene Anzahl von Fernsehanbietern bringe da mehr Möglichkeiten, betonte Stiller, der jetzt auch als Produzent auftritt und auf der Mipcom seine Serie «Escape at Dannemora» vorstellte.

Extremer Wettbewerb um Talente

Auch Moritz von Kruedener von der in München ansässigen Produktionsfirma Beta Film bestätigte diese Sicht: «Bei solchen Projekten kommen mittlerweile Partner aus allen Bereichen zusammen, um die hohen Budgets zu finanzieren.» Damit würde sich auch das finanzielle Risiko verringern.

Kehrseite der Medaille: Durch den gestiegenen Bedarf ist ein extremer Wettbewerb um die besten Talente entbrannt: Gute Schauspieler, Regisseure und vor allem Autoren werden dringend gesucht.

Wie sehr das heimische Wohnzimmer auch von der technischen Ausstattung her zum Kino geworden ist, machte auf der Messe Marktforscher Paul Gray klar: Laut seiner Untersuchung beträgt die Durchschnittsgrösse von Fernsehbildschirmen in Westeuropa aktuell 45 Zoll. Und allein in diesem Jahr werden voraussichtlich 60 Prozent aller in Westeuropa verkauften TV-Geräte UHD-fähig, also besonders hochauflösend, sein.

Die Mipcom im südfranzösischen Cannes, die am Donnerstag zu Ende geht, zeigt, was schon bald in Millionen Wohnzimmern über die Bildschirme flimmert. Mehr als 11'000 Verantwortliche von Sendern, Produktionsfirmen, Programmvertrieben, Internetplattformen und Medienkonzernen aus aller Welt kamen an der Côte d'Azur zusammen.

Von Wilfried Urbe (DPA)



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