13.09.2018

Beobachter

Fotograf Hannes Schmid erhält «Lifetime Award»

Der 72-jährige Fotokünstler wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die mit 10'000 Franken dotierte Spezialauszeichnung erhält Schmid im Rahmen des 21. «Beobachter Prix Courage» in Zürich. Neue Jury-Präsidentin ist Aargauer Alt-Regierungsrätin Susanne Hochuli.
Beobachter: Fotograf Hannes Schmid erhält «Lifetime Award»
Fotograf Hannes Schmid wird am «Beobachter Prix Courage» für sein Lebenswerk ausgezeichnet. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Schmid, einer bedeutendsten Fotokünstler der Schweiz, stecke seit bald sechs Jahren seine ganze Kraft in sein Hilfsprojekt «Smiling Gecko» in Kambodscha, heisst es in einer Mitteilung des «Beobachter Prix Courage». Ausserhalb der Slums von Phnom Penh habe er eine Farm aufgebaut, auf der Hunderte Kambodschaner Gemüse anbauen und Nutztiere züchten: die Smiling-Gecko-Farm. Mit seiner visionären Überzeugung, seiner unbändigen Tatkraft und seinen Macher-Qualitäten habe der 72-jährige «Nimmermüde» mehr erreicht als viele teure Hilfsprogramme.

Hannes Schmid erhält den «Beobachter Prix Courage Lifetime Award» am 2. November in Zürich, eine Auszeichnung, die der «Beobachter» erst letztes Jahr ins Leben gerufen hat. Am gleichen Anlass wird Jury-Präsidentin Susanne Hochuli auch bekannt geben, wer von den folgenden acht nominierten «Helden des Alltags» mit dem Hauptpreis, dem 21. «Beobachter Prix Courage», ausgezeichnet wird:


Beatrix «Trix» und Wendelin Marthy aus Flumserberg SG

Sie retteten eine junge Familie vor einem Amokläufer. Ein 17-Jähriger hatte sie mit einem Beil angegriffen. Der Vater lag schwer verletzt am Boden, der Täter schlug mit dem Beil auf die Mutter ein. Wendelin und Trix Marthy, die zufällig vorbeikamen, griffen ein und versuchten, den Täter in Schach zu halten und Hilfe zu organisieren. Dabei wurden sie schwer verletzt. Der Angreifer wurde später von der Polizei angeschossen und ins Spital gebracht – wie die acht Menschen, die er verletzt hatte.

Adam Quadroni aus Ramosch GR

Er hat das Engadiner Baukartell auffliegen lassen. Jahrzehntelang hatten die Firmen Preise abgesprochen und damit die Allgemeinheit und Private um etliche Millionen betrogen. Sie wurden diesen Frühling von der Wettbewerbskommission zu Millionenbussen verurteilt. Quadroni stieg schon 2006 aus dem Kartell aus. Kartellmitglieder schwärzten ihn in der Folge bei Kunden und Lieferanten an. Er ging Konkurs und seine Familie verliess ihn. 2009 machte er den Fall öffentlich. Heute hilft Quadroni für ein Taschengeld auf einem Bauernhof und kämpft dafür, seine Töchter wieder zu sich nehmen zu können.

Natalie Urwyler aus Brig

Sie kämpft gegen die Diskriminierung von Ärztinnen. Sie arbeitete elf Jahre lang als sehr erfolgreiche Anästhesieärztin im Berner Inselspital. Nach der Geburt ihrer Tochter im Juni 2014 wurde ihr gekündigt. Lange bevor sie Mutter wurde, hatte sie wiederholt den ungenügenden Schutz von Schwangeren am Inselspital kritisiert. Nach der Kündigung machte Urwyler vor Gericht eine systematische Diskriminierung geltend. Ende August akzeptierte das Inselspital das Urteil des Obergerichts. Es ist das erste Mal, dass eine Frau vor Gericht mit Berufung auf das Gleichstellungsgesetz gegen einen Konzern gewann.

Markus Zangger aus Embrach ZH

Er hat Jürg Jegge, den «Lehrer der Nation», als pädophil entlarvt. Zangger war 13 Jahre alt, als der Missbrauch begann. Ein Vierteljahrhundert hat er geschwiegen. Erst nach dem Tod seiner Frau öffnete er sich. Er erzählte seiner Tochter vom sexuellen Missbrauch, machte eine Traumatherapie und schrieb ein Buch. An einer Medienkonferenz outete er Jürg Jegge. Ein Dok-Film enthüllt später, dass Markus Zangger nicht das einzige Missbrauchsopfer des Pädagogen war.

Morena Diaz aus Aarburg AG

Sie zeigt ihren Körper mit allen Pölsterchen und Dellen auf Social Media. Damit machte die Primarlehrerin Schlagzeilen: «Lehrerin postet in Unterwäsche». Sie liess sich nicht beirren. Die Botschaft hinter den «sexy Bikinibildern» ist ihr zu wichtig: Jeder Körper ist schön. Sie selbst hatte noch vor wenigen Jahren mit einer Essstörung zu kämpfen. Heute ist Morena Diaz ein Aushängeschild der Body-Positivity-Bewegung und hält zusammen mit einer Präventionsstelle des Berner Inselspitals Vorträge.

Xhevahire Balaj aus Bern

Sie hilft traumatisierten Kriegsopfern im Kosovo. In den 90er-Jahren war sie zusammen mit einem Bruder in die Schweiz geflohen. Sie fand sich in Bern schnell zurecht. Ihre Gedanken aber blieben im Kosovo bei den Frauen und Kindern, die wie sie Vertreibung, Verlust und Gewalt erleben mussten. 2001 kehrte sie ins kriegsversehrte Land zurück. Schon während des Psychologiestudiums hatte sie begonnen, mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Seit 2012 leitet die inzwischen 39-Jährige das erste und einzige Traumatherapie-Zentrum des Kosovo.

Thomas Walther aus Courgevaux FR

Er deckte Missstände bei der Bundespolizei auf. Im vergangenen März hat er nach 23 Dienstjahren seine Kündigung eingereicht. Gleichzeitig verschickte er intern einen 140-seitigen Bericht. Darin dokumentierte er, wie er als Chef der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) über Jahre hinweg sabotiert wurde, und wie die Cyber-Behörde wegen unklarer Kompetenzen, Umstrukturierungen und frustrierter Mitarbeiter monatelang praktisch handlungsunfähig war. Seither musste sich Walther viele juristische Anschuldigungen gefallen lassen. Beruflich steht er vor dem Nichts.

Pascal Erlachner aus Wangen bei Olten SO

Er outete sich als schwul – und das im Spitzenfussball. Er sprach im vergangenen Dezember in der Sonntagspresse erstmals über seine Homosexualität, später in einer TV-Dokumentation. Das Coming-out löste ein breites Echo aus. Denn: Schwul und Fussball – das ist auch im Jahr 2018 noch eine explosive Kombination. Erlachner war hierzulande der erste Aktive, der sich dazu bekannte, Männer zu lieben. Auch international gibt es kaum Vorbilder. Genau sie wären aber nötig, damit ein normaler Umgang mit Schwulen auch im Spitzensport überhaupt möglich wird.

 

Die Wahl des Preisträgers erfolgt sowohl durch das Publikum als auch durch die Jury unter der Leitung von Aargauer Alt-Regierungsrätin Susanne Hochuli. Der «Beobachter Prix Courage» ist mit 15’000 Franken dotiert. (pd/as)



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