06.09.2001

René Lüchinger

Als Senior Consultant zu Kienbaum

Der ehemalige Facts-Chefredaktor René Lüchinger (Bild) steigt als Senior Consultant in die Unternehmens- und Managementberatungsfirma Kienbaum ein. "persoenlich.com" wollte von dem 42-Jährigen wissen, warum er der schreibenden Zunft den Rücken kehrt und wie sich seine neue Aufgabe definiert. Das Interview:

Herr Lüchinger, warum kehren Sie dem Journalismus den Rücken?

Alles in allem war ich während 15 Jahren im Wirtschaftjournalismus tätig. In den Printmedien habe ich alle Kadenzen durchlaufen – von den Presseagenturen zur Tageszeitung zum Wochen- bis zum Monatsblatt. Ich bin in dieser Zeit als Stellvertretender Chefredaktor bei der Bilanz und als Facts-Chefredaktor zweimal in Chefposition tätig gewesen. Und mit 42 Jahren bin ich nun zum Schluss gekommen, dass es an der Zeit ist, nochmals etwas neues zu wagen. Wobei ich das nicht als endgültigen Entscheid ansehe, da es ohne weiteres möglich ist, dass ich irgendwann wieder einmal in den Journalismus einsteige.

Ich muss Sie mir jetzt also als klassischen Headhunter vorstellen?

So gesehen ja. Ich bin ab sofort im Bereich Executive Search tätig und somit tatsächlich ein Headhunter...

Konkret heisst das also, dass wenn ich zum Beispiel einen Chefredaktor suche, ich mich dann an Sie wenden kann?

Die Medien- resp. die Kommunikationsbranche ist natürlich meine Homebase. Und hier besteht zur Zeit ein riesiger Bedarf an qualifizierten Leuten. Nicht nur in den Verlagen, sondern insbesondere auch in den Kommunikations- und Internetabteilungen grosser Unternehmen. So gesehen ist das sicherlich ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Andererseits habe ich während der 15 Jahre im Wirtschaftsjournalismus auch ein grosses Netzwerk in anderen Branchen wie der Konsumgüter- und Markenartikelindustrie, der Industrie im Allgemeinen und in der New Economy geknüpft. Andererseits gibt es aber auch Branchen, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe und von denen ich folglich die Finger lassen werde (lacht).

Was fasziniert Sie an Ihrer neuen Aufgabe?

Es gibt sehr viele Berührungspunkte zum Wirtschaftsjournalismus, zum Beispiel in Sachen Recherche, der Suche von geeigneten Führungskräften. Als Executive Search-Berater habe ich vor allem mit Menschen zu tun, sei das auf Auftraggeberseite oder im Arbeitsmarkt. Als Wirtschaftsjournalist habe ich ja immer über Unternehmen geschrieben und über deren Management. Der jüngste Fall ist die Serie über den Niedergang der Swissair in der Bilanz.

Wie hätten Sie sich entschieden, wenn Ihnen zum Beispiel der Chefredaktorenposten bei der Weltwoche angeboten worden wäre?

Es ist nicht so, dass ich keine interessante Angebote aus der Medienbranche gehabt hätte. Ich habe mich aber tatsächlich schon seit einem Jahr mit dem Gedanken beschäftigt, ins Executive Search Business einzusteigen. Mein Einstieg bei Kienbaum ist somit ein gereifter Entschluss.

Meines Wissens haben Sie ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, sich im Bereich des Headhuntings selbstständig zu machen.

Die Information ist falsch. Es ging mir von Anfang an darum, bei einer Firma zu starten, die in der Branche einen guten Ruf und einen guten Namen hat. Mit einem guten Brand im Rücken ist ein Markteintritt machbar – als Einzelfigur hingegen kaum.

(Interview: Almut Berger).

Kienbaum AG:



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