20.11.2018

MCH Messe Zürich

«Bald feiern wir wieder mit»

Ein Jahr vor dem 70. Geburtstag kommt für die Züspa das Aus. Die Veranstalterin Messe Schweiz stellt den Traditionsanlass ein. Christoph Kamber, Standortleiter Messen Zürich, über veränderte Besucherbedürfnisse und Messen im Wandel.
MCH Messe Zürich: «Bald feiern wir wieder mit»
«Das Marketinginstrument ‹Messe› ist die Champions League im Marketing-Mix», sagt Christoph Kamber, Standortleiter der Messen Zürich bei der MCH Group. (Bild: zVg/Nicola Pitaro)
von Christian Beck

Herr Kamber, was ist eigentlich los mit den klassischen Messen? Warum kämpfen alle ums Überleben?
Das kann ich so nicht bestätigen. Wir stellen fest, dass insbesondere in urbaner Umgebung die Veranstaltungsdichte in den vergangenen Jahren zugenommen und sich das Konsum- und Freizeitverhalten der Besucher verändert hat. Aus diesem Grund müssen einige Formate, welche in die Jahre gekommen sind, überdacht werden. Von einem Überlebenskampf würde ich bestimmt nicht sprechen – eher von einem Bereinigen der Portfolios. Wir haben viele «klassische» Messen mit Themenfokus, welche hervorragend funktionieren, wie zum Beispiel die Giardina oder Swiss-Moto.

Die Züspa gab es seit 1949. Hat sie sich zu wenig stark weiterentwickelt?
Die Züspa hat sich in den 69 Ausgaben sehr verändert. Viele Teilbereiche haben sich verselbstständigt und sind heute veritable und gut funktionierende eigene Veranstaltungen – wie zum Beispiel die Berufsmesse Zürich. Ab den 70er-Jahren hat sich die Züspa von einer eigentlichen «Leistungsschau der Industrie und dem Handel» zu einer Verkaufsmesse gewandelt. In den vergangenen 40, 50 Jahren und insbesondere in den letzten paar Jahren haben sich aber die Rahmenbedingungen stark verändert. Das stellt natürlich auch ganz andere Anforderungen an ein solches Produkt.

«Die wirtschaftliche Entwicklung der Züspa ist eine schleichende»

Publikumsmessen seien seit einigen Jahren defizitär, hiess es in der Mitteilung vom Dienstag (persoenlich.com berichtete). Warum wurde nicht früher reagiert?
Die wirtschaftliche Entwicklung der Züspa ist eine schleichende. Verschiedene Faktoren spielen hierbei eine Rolle. In der Summe haben wir aber zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Erträge stagnierten oder sich rückläufig entwickelten, währenddem die Aufwendungen an das Format gestiegen sind. Die Bedürfnisse der Besucher haben sich gewandelt – das hat Mehrkosten verursacht, welche nicht vollumfänglich mit neuen Erträgen abgedeckt werden konnten.

Ewa Ming, Geschäftsführerin der Emex Management, sagte zu persoenlich.com: «Messen werden als eher altmodische Marktplätze für Produktepräsentationen an ‹Ständen› angesehen und scheinen für viele Marketers in der digitalen Welt als Marketingmassnahme nicht mehr sehr zeitgemäss.» Würden Sie diese Aussage unterstreichen?
Ich teile die Aussage von Ewa nur teilweise. Bezüglich der Wahrnehmung des Marketinginstrumentes «Messe» durch Marketingfachleute identifiziere ich ebenfalls ein Defizit. Die Messeveranstalter und Messeplätze haben sich hierzu über den Expo-Event.Live Communication Verband Schweiz zusammengesetzt und erarbeiten einen Massnahmenplan, um den Marketers die Vorteile des Instrumentes «Messen» wieder vermehrt aufzuzeigen. Aus meiner Sicht ist das Marketinginstrument «Messe» die Champions League im Marketing-Mix. Insbesondere an Messen können alle Sinne angesprochen werden, eine intensive, nachhaltige Kundenbeziehung aufgebaut und zeitgleich effizient und bestenfalls direkt gewinnbringend Geschäfte abgewickelt werden. Das bedarf viel Fachwissen und gute Planung – richtig gemacht, zahlt es sich aber aus. Hierzu könnte ich von vielen Erfolgsstorys berichten, die ich selber mitbegleitet habe.

«Messen werden sich wandeln und den gesellschaftlichen Trends anpassen müssen»

Ming ist überzeugt, dass Messen wieder ein Revival feiern werden. Wann feiern Sie mit?
Hier teile ich die Meinung von Ewa voll und ganz! Je mehr Digital, desto mehr wird das Bedürfnis nach Analog steigen. Der Mensch bleibt analog – und so wird es auch bleiben. Messen werden sich wandeln und den gesellschaftlichen Trends anpassen müssen – auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Hier passen wir uns an und entwickeln aktiv auch digitale Lösungen. Diesem Prozess widmet sich die Messe Schweiz seit einiger Zeit und bald feiern wir wieder mit (lacht).

Erst 2020 soll ein neues Format kommen. Was machen Sie als Züspa-Direktor bis dann?
Ich leite den Standort Zürich und verantworte auch mehrere andere Produkte – somit wird mir nicht langweilig (lacht). Die Konzeption der neuen Formate braucht Zeit und Raum. Die frei werdenden Termine werden wir genau so investieren, sodass wir zeitnah neue, interessante Konzepte entwickeln können. Es gibt genug zu tun…

 



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