von Christian Beck
«Lernen Sie, die Geschwindigkeit zu lieben», forderte Dominique von Matt in seiner ersten Eröffnungsrede als Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Marketing (persoenlich.com berichtete). Die ausverkaufte 27. GfM-Marketing-Trend-Tagung am Mittwoch stand unter dem Motto: «Marketing-Agilität – schnell und flexibel zum Erfolg».
Michel Péclard, Zürcher Gastronom
«Wir sind alles ein bisschen Fachidioten, davon gehe ich mal aus. Deshalb lautet mein Konzept: Ich schaue meinen Kunden an und frage mich: Was wollen meine Gäste überhaupt? Es geht nicht darum, was ich selber will. Das vergessen leider viele oft. Ich unterrichte an der Hotelfachschule in Luzern. Dort lernt man, wie es sein sollte. Auch das ist super. Ob man aber mit dem, wie es sein sollte, auch auf dem Markt erfolgreich sein kann – da setze ich ein grosses Fragezeichen. Manchmal braucht es einfache Ideen, die schnell umgesetzt werden: Letztes Jahr fragte ich beim Gstaad Palace an, ob wir in unseren ‹Billigrestaurants› ihren Hauswein servieren dürften. Ich rechnete mit einem klaren Nein. Das Gegenteil war der Fall. Mittlerweile servieren wir Hausweine von mehreren Fünf-Sterne-Hotels in unseren Restaurants und konnten den Weinumsatz verdreifachen. Oft getraut man sich nicht, die Hürde zu überspringen: Ich ‹Würstlibeiz›, er Fünf-Sterne-Hotel – aber: Why not?»
Reto Meissner, Leiter Marketingkommunikation SBB
«Wir befinden uns in einem extremen Wandel. Es braucht gewisse Prozesse, die gefestigt sein müssen, so dass man die geistige Agilität überhaupt haben kann. Man muss auf Kundenfeedbacks hören. Dank den digitalen Kanälen hat man heute auch die Möglichkeit, Dinge, die die Kunden beschäftigen, überhaupt zu hören. Gleichzeitig muss man aber auch abstrahieren, weil es ja meist nur einzelne Stimmen sind, die sich äussern. Gerade in einem Massenmarkt, wie wo wir tätig sind, ist das wichtig. Das bekannteste Beispiel seitens der SBB, wo wir agil reagiert haben, sind die aktuellen App-Entwicklungen. Da haben wir mit einer Community zusammengearbeitet und haben Fehler und Ideen unmittelbar in die Entwicklung einfliessen lassen.»
Petra Dreyfus, Co-CEO Wirz Communications
«In unserer Branche ist Agilität natürlich sehr wichtig. Wir werden aber durch die wahnsinnig engen Timings auch dazu gezwungen. Da haben wir oft gar keine andere Wahl, als hyperschnell und agil zu sein. Die Zeit wird immer kürzer und viel Zeit kostet auch viel Geld – nur das dieses oft beiden Seiten fehlt. Deshalb ist es manchmal besser, in einer kurzen Zeit etwas zu entwickeln, ‹on air› zu setzen und einfach mal schauen, wie es funktioniert. Daraus kann man seine Lehren ziehen und es das nächste Mal besser machen. Für Melectronics machten wir mal eine Aktion, wo wir Feedbacks der Kunden abholen wollten. Unser Ziel war, jede Frage zu beantworten. Nur: Wir wurden total überflutet, damit hätten wir nie gerechnet. Wir mussten zusätzliches Personal einstellen, um all die Fragen zu beantworten. Da mussten wir wirklich sehr schnell reagieren. Das alles war so nicht geplant, hat aber schliesslich wunderbar funktioniert.»
Fabian Plüss, CEO und Gründer Kingfluencers
«Da wir auf den Social-Media-Plattformen unterwegs sind, wie Facebook, Instagram, Snapchat et cetera, sind wir sehr agil. Wenn heute etwas passiert, dann können das unsere Influencer noch am gleichen Tag aufnehmen und über ihre Profile ausspielen. Das Gute daran ist: Man muss als Brand nicht mehr die eigene Community aufbauen, sondern kann in ‹no time› auf bestehende Communities zugreifen. Das aktuellste Beispiel: Zum Frühlingsanfang haben wir ganz spontan für unseren Kunden Evian auf Influencer-Marketing gesetzt. Diese Idee entstand aus dem Tag heraus.»
Christoph Marty, CEO Clear Channel Schweiz
«Mein Rezept ist, persönlich schnell und agil zu bleiben. Man muss sich selber hinterfragen und seine eigenen Gewohnheiten immer wieder auf den Kopf stellen. So kann man Neues anpacken. Bei uns sind das ganz trivial neue Verkaufsansätze, mit denen wir auf Lokalkunden zugehen. Auch wie wir uns selber in der Schweiz positionieren, was unsere Marke ist – da gingen keine langen Studien voraus. Auch haben wir unsere ‹Elevator Story› selber entwickelt, um so unseren Leuten eine Identität zu geben. Wir haben viele Beispiele, wie wir immer wieder agil reagieren.»
Mitarbeit Umfrage: Tim Frei.