30.05.2017

Tourismus

Keine Ferienfotos mehr aus Bergün

Im Bündner Bergdorf darf nicht mehr fotografiert werden. Das Verbot gilt ab sofort. Der Grund: Menschen, die nicht gerade dort sind, sollen mit den Bildern nicht unglücklich gemacht werden. Sie sollen selber vorbeikommen und die 500-Seelen-Gemeinde erleben.
Tourismus: Keine Ferienfotos mehr aus Bergün
Solche Bilder aus dem idyllischen Bergdorf Bergün wird es künftig nicht mehr geben. Das Fotografierverbot gilt ab sofort. (Bild: Keystone)

Das Ganze ist ein weiterer origineller Werbegag aus Graubünden. Einer aber, der in aller Konsequenz durchgezogen wird: Das «herzliche» Fotografierverbot gilt tatsächlich, wie die 500-Seelen-Gemeinde Bergün/Bravuogn am Dienstag mitteilte. Die Gemeindeversammlung hat am Montagabend beschlossen, mit einem neuen Gesetz ein «gemeindeweites und herzliches Fotografierverbot» zu erlassen. Das Verbot wurde mit 46 zu 2 Stimmen überaus klar verabschiedet.

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Ausgedacht haben sich diesen marketingmässigen Schachzug die Gemeindebhörde Bergün, Bergün-Filisur-Tourismus und Graubünden Tourismus, wie Gemeindepräsident Peter Nicolay auf Anfrage von persoenlich.com sagt. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass schöne Ferienfotos auf Social Media die Betrachter unglücklich machten, wenn diese gerade nicht am abgebildeten Ort sein könnten, so Nicolay. «Wir möchten die Menschen ausserhalb der Gemeinde nicht mit Fotos unglücklich machen und laden sie herzlich ein, Bergün selbst zu besuchen und zu erleben.»

Busse bei Zuwiderhandlung

Offenbar ist man in Bergün gewillt, das Verbot durchzusetzen. Die Gemeinde behalte sich vor, bei Zuwiderhandlungen eine Busse von fünf Franken zu erheben, heisst es. Das Bussgeld soll vollumfänglich dem Alpenschutz im Albulatal zufliessen.

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Eine private Sicherheitsfirma, welche heute schon als Dorfpolizei tätig ist, wird die Bussen erheben. Im malerischen Dorf mit seinen grossen Engadinerhäusern steht bereits ein halbes Dutzend Fotografier-Verbotsschilder.

Fotos von Social Media entfernt

Selbst Bergün-Fillisur-Tourismus befolgt das Verbot und wollte auf Anfrage keine Fotos von Dorf und Landschaft an die Medien senden. «Das Verbot ist rechtskräftig. Wir halten uns daran», sagte Tourismusdirektor Marc-Andrea Barandun der Nachrichtenagentur SDA. Von den Twitter-, Instagram- und Facebook-Accounts der Tourismusorganisation seien alle Fotos schon entfernt, als nächstes werde die Homepage bereinigt.

Barandun kann mit dem Verbot gut leben. «So müssen die Leute selber herkommen, um zu sehen, wie schön es hier ist», sagt er. Und wenn die Besucher dann vor Ort seien, hätten sie ein viel schöneres Erlebnis, wenn sie nicht dauernd Fotos schiessen würden. (sda/lom)

 



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Kommentare

  • Beatrice Mächler, 31.05.2017 11:35 Uhr
    Wie sieht denn das rechtlich aus? Panoramafreiheit gilt doch eigentlich überall?
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