Seit einigen Tagen schmückt der Hafenkran das Zürcher Limmatquai. Für die einen ein Hingucker, ein Kunstwerk, ein Symbol, für die anderen eine Verschwendung sondergleichen. "Hafechäs" statt Hafenkran, sozusagen. Am späten Mittwochabend haben sich die Zürcher Beleuchtungskünstler von Projektil des rostigen Politikums angenommen. Von der Schipfe aus beleuchteten sie kurz nach 23 Uhr das 600'000 Franken teure Kunstprojekt mit etlichen verschiedenen Sujets. Eine Guerilla-Aktion zu Eigenwerbungszwecken. Und auch einfach zum Spass für ihr verspieltes Gemüt, wie Roman Beranek vom Visual-Art-Entertainment-Büro Projektil gegenüber persoenlich.com betonte.
Die Sujets - darunter Motive, die an Mondrian oder Jean Tinguely erinnerten - verzierten während rund 30 Minuten das Politikum und leisteten damit einen ironischen Beitrag zu der Frage, die sich derzeit etliche Steuerzahler und Steuerzahlerinnen stellen: "Ist das jetzt Kunst oder nicht?". Das prägnanteste Motiv zeigte den Holzfäller von Ferdinand Hodler der zum Fällen des "Hafechäs" ausholte. Dutzende von Passanten und Schaulustigen verfolgten das Geschehen.
Beranek und sein Geschäftspartner Jonas Staub bestrahlen normalerweise Gebäude, Wände und Theaterkulissen in der ganzen Welt (persoenlich.com berichtete). Ihre Vereinigung von Grafik, Video und 3D-Animation will Emotionen wecken und den Betrachter in das Geschehen mit einbeziehen.
Zuletzt begleiteten sie Anlässe wie TonhalleLATE, die Ausstellung Grafik14, die Cityfox Experience New York oder die Swiss Football League Award Night. In den kommenden Wochen und Monaten wird das kleine, agile Unternehmen einige grössere Aufträge im Raum Zürich in Angriff nehmen.
Text: Adrian Schräder //Bilder: Projektil