07.04.2019

Campaigning Summit Switzerland

Was Künstliche Intelligenz im Marketing leistet

KI-Marketing-Pionier Steffen Konrath referierte am Freitag in Zürich. Anhand von Beispielen zeigte er, wie Künstliche Intelligenz in Kampagnen eingesetzt wird, so dass die Zielgruppe besser erreicht wird.
Campaigning Summit Switzerland: Was Künstliche Intelligenz im Marketing leistet
Am Campaigning Summit zeigte Steffen Konrath, wie Künstliche Intelligenz schon seit einigen Jahren nützlich ist für Marketing-Kampagnen. (Bilder: Adrian Bitzi)
von Loris Gregorio

Am Campaigning Summit vom Freitag referierte Steffen Konrath darüber, wie Künstliche Intelligenz (KI) Kampagnen intelligenter macht. Der CEO von Liquid Newsroom hilft beispielsweise Politikern mithilfe von Datenforschung die Interessen der Bevölkerung zu erkennen.

Ex-«10vor10»-Sprecher Stephan Klapproth moderierte den Anlass, bei dessen siebter Durchführung Referate von Lucero Oyarzun oder Harnaam Kaur auf dem Programm standen (persoenlich.com berichtete). Klapproth zitierte bei seiner Eröffnungsrede Albert Einstein: «Es sind dieselben Fragen, doch die Antworten haben sich geändert.» Gemäss Steffen Konrath ist das auch im Marketing der Fall. Etwa dann, wenn man feststellt, dass die Klickrate einer Werbung nur 0,014 Prozent der Pageviews entspreche. Diesen Fall habe es gegeben, als er beim Süddeutschen Verlag tätig war. «Vieles vom Werbekuchen geht zu Google und Facebook, das ist frustrierend», so Konrath.

Massgeschneidertes Marketing

Wer einen grösseren Budget-Anteil effizient in Targeted Advertising investieren will, müsse die Interessen der Leute kennen. KI würde dann helfen, die Zielgruppe einer Organisation anhand deren Interessen zu erreichen und so den Fokus gezielt zu legen. Bei der anschliessenden Fragerunde betonte Konrath nochmals, dass Transparenz eine wichtige Rolle spiele. Verfälschungen könnten vermieden werden, indem man die Herkunft und Erfassungsweise der Daten offenlege.

Auch Werbung können Organisationen mit den Möglichkeiten von KI optimieren. Auf Sozialen Medien komme es zum Beispiel nicht auf die Anzahl Follower an. Ob ein Account zwei oder tausend Follower hat, sei gleichgültig. Wer diese Follower sind, sei viel wichtiger. Konrath sagt: «Die Qualität wird hier höher gewichtet als die Quantität.»

Der Forscher sammelte in einem Fall Daten vom Kanton Aargau. Anhand von Stichworten in Zeitungsartikeln stellte er zusammen, welche Themen die Leute dort interessieren. Zum Thema Umwelt sei der meist gebrauchte Begriff der Abfall, im Bereich Sicherheit die Polizei, bei Familien und Kindern die Schule. «KI ist eine Demokratisierung, weil man etwas zurückbekommt», meint Konrath zu den offen zugänglichen Daten. Gemäss Forschungen und Befragungen von Journalisten bestehe zwischen dem, was Medien berichten und dem, was die Bevölkerung interessiert eine Diskrepanz. Künstliche Intelligenz könne diesen Unterschied verkleinern.

Ereignisse vorhersehen

Es spiele also eine Rolle, wie man die Daten auswertet. Von seiner Zeit beim Süddeutschen Verlag erzählte er dazu eine Anekdote: Bei der Auswertung von Audiodateien aus Spanien konnte er vorhersagen, wo es zu den 15-M-Protesten kommt, obwohl er hunderte Kilometer davon entfernt war. Der Verlag entsandte darum schon im Voraus Journalisten an den Ort, wo diese Dateien herkamen. Zu den Vorteilen dieses Vorgehens sagt Konrath: «Ich verstehe nicht, warum News-Organisationen keine KI benutzen.» Wie bei Ereignissen könne man so auch Personen und deren Persönlichkeit einschätzen, um die Interessen dann aufs Marketing zu übertragen. Somit sei es besser möglich, ein Produkt oder eine Organisation mittels Targeted Advertising der richtigen Zielgruppe näherzubringen.


Impressionen vom Event finden Sie in der persoenlich.com-Fotogalerie.



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Kommentare

  • Steffen Konrath, 07.04.2019 23:22 Uhr
    Um es noch etwas genauer zu sagen. Natürlich setzen Nachrichtenorganisationen Künstliche Intelligenz ein. Es geht aber überwiegend um Optimierung der Werbeausspielung, Thementrends oder um Experimente mit Chatbots und Robojournalismus. Was ich seit 2012 vermisse ist der Mut die Technologie auch im Investigativen Journalismus zu nutzen. 2012 hatte ich mit Predictive Analytics erste Tests im Umfeld von Moviemento M15 in Spanien gemacht, um Proteste vorherzusagen und entsprechend die Berichterstattung darauf abzustimmen. Zu der Zeit sagte Raju Narisetti, Ex-Digitalchef von News Corp. bei einem Besuch beim Wall Street Journal London, ich wäre 3-4 Jahre dem Newsroom voraus. Das war 2012. Es hat sich in dem Bereich nichts geändert. Ich würde behaupten ich bin inzwischen 9-10 Jahre voraus. Es gibt genug intelligente Technologie, die man hier im Interesse der Gesellschaft einsetzen könnte. Wenn sich die Schweizer Medien oder sogar der SRF dafür öffnen, bin ich gerne bereit, das Instrumentarium dafür zu entwickeln.
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