06.11.2001

"Wir müssen mehr Emotionalität ins Spiel bringen"

Am 1. November hat Ursula Dubois (Bild) ihre neue Stelle als Leiterin Kommunikation des Bundesamtes für Kultur (BAK) angetreten. Dubois leitete u.a. die Kulturzeitschrift Stehplatz und das Medienmagazin Klartext. Zuletzt war sie als Zentralsekretärin der SP Schweiz für Medien und Kommunikation tätig. Gegenüber "persoenlich.com" äussert sich die neue BAK-Kommunikationschefin über ihre Aufgaben und die kulturelle Breite in der Schweiz. Das Interview:
"Wir müssen mehr Emotionalität ins Spiel bringen"

Ursula Dubois, das BAK lässt nur alle Schaltjahre von sich hören. Es gibt wohl kaum ein Bundesamt, das so wenig Pressekonferenzen veranstaltet wie dieses. Wieso eigentlich?

Sehen Sie, das BAK arbeitete bis anhin einfach ruhig vor sich hin. Es war sicher nicht so oft in den Medien wie andere Bundesämter. Es ist leider schon so, dass die vielfältigen Aufgaben des BAK nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen würden. Da sehe ich schon einen grossen Handlungsbedarf in der Öffentlichkeitsarbeit. Themen gibt es genug, wenn Sie nur schon an den Kulturgüterschutz, die verschiedenen Museen, aber auch an die anderen kulturellen Facetten unseres Landes denken. Diese reichen von Filmförderung, angewandter Kunst, neuer Musik bis hin zur Volksmusik. Das Spektrum, welches das BAK abdeckt, ist also immens.

Wo wollen Sie persönlich bei Ihrer neuen Aufgabe Akzente setzen?

Mir ist es ein grosses Anliegen, die Kommunikation im Bundesamt zu verbessern - und zwar gegen innen als auch gegen aussen. Das BAK besteht aus einer Vielzahl von Abteilungen. Die Strukturen sind sehr komplex. Demzufolge sind auch die Koordinationsaufgaben relativ aufwändig. Doch diese Koordination der einzelnen Abteilungen ist sehr wichtig, wenn wir stark auftreten wollen. Denken Sie nur an die Aktionen der rund 20 Museen, die das BAK kontrolliert. Allein schon die Aktionen der zwei Landesmuseen oder auch der Landesbibliothek sind sehr vielfältig.

Als ehemalige Journalistin haben Sie hervorragende Kontakte zu Medienschaffenden. Glauben Sie, dass Sie davon profitieren können?

Ich werde bestimmt versuchen, mit Direktkontakten die Verbindung zur Presse zu verbessern. Dies kann zum Beispiel in Form von Veranstaltungen, an denen wir über unsere Tätigkeiten informieren, geschehen. Ebenso wichtig ist aber auch der Kontakt zur Bevölkerung - sprich den Museums- und Veranstaltungsbesuchern. Und sei es nur durch attraktiv produziertes Material in Form von Prospekten. Ich war ja nicht nur Journalistin, ich habe auch Erfahrungen im Verlagswesen und Marketing. Und ich denke, beim BAK gibt es noch einiges, das besser vermarktet werden könnte.

Sie wollen das Bundesamt für Kultur also ein bisschen entstauben?

(lacht) Das haben Sie gesagt, nicht ich. Nein, ich denke, die Themen, um die sich das Bundesamt für Kultur kümmert, müssen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, so dass auch Debatten in der Öffentlichkeit ausgetragen werden können. Nehmen Sie das Beispiel Kulturgütertransfer. Das BAK hat ein Gesetz ausgearbeitet, durch welches der Transfer von Kulturgütern beispielsweise aus afrikanischen Ländern in die Schweiz nicht mehr so einfach durchführbar ist. Da werden Kunstschätze zu Dumpingpreisen erschlichen und in der Schweiz mit einer Marge von 200 bis 300 Prozent verkauft, teils mit gravierenden Folgen für die Herstellungsländer. Kunsthändler in der Schweiz wehren sich natürlich gegen ein solches Gesetz. Die ganze Dabatte um den Kulturgütertransfer findet praktisch ausserhalb der Öffentlichkeit statt, und das finde ich sehr schade. Ich sehe es auch als meine Aufgabe, Diskussionen zu solchen Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.



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