10.02.2013

"Weltwoche"

Angriff auf "Tagi"-Chefredaktor Strehle sorgt für Aufruhr

Presseratspräsident stellt aktuellen Zusammenhang in Frage.
"Weltwoche": Angriff auf "Tagi"-Chefredaktor Strehle sorgt für Aufruhr

Die Titelgeschichte der "Weltwoche" über den "Tages-Anzeiger"-Chefredaktor Res Strehle sorgt für Aufruhr. Darin wird Strehle in die Nähe gewaltbereiter Linksextremisten gerückt. Nun schaltet sich der Präsident des Schweizer Presserats, Dominique von Burg, in die Debatte ein. Er verurteilt die Publikation von Polizeifotos durch die "Weltwoche". Sie zeigen Strehle nach einer Verhaftung im Jahr 1984. Gegenüber der Zeitung "Der Sonntag" sagt von Burg: "Es ist völlig unverhältnismässig, Res Strehle derart an den Pranger zu stellen, wie das die 'Weltwoche' auf ihrer Frontseite getan hat. Für mich ist das nicht zulässig." Über den Artikel selbst könne man streiten, sagt von Burg. "Wenn man eine jahrzehntealte Geschichte über angebliche Jugendsünden ausgräbt, muss ein aktueller Zusammenhang gegeben sein. Ob dieser Zusammenhang hier besteht, scheint mir sehr fraglich.“

Auch Peter Studer, ehemaliger Chefredaktor des "Tages-Anzeigers" und früherer Präsident des Presserats, beurteilt den "Weltwoche"-Artikel ebenfalls kritisch. Gegenüber der Zeitung "Der Sonntag" sagt er, er sehe Parallelen zur Veröffentlichung von polizeiinternen Fotos Hannibal Gaddhafis durch die "Tribune de Genève" im Jahr 2009. Damals urteilte das Genfer Gericht, dass die Persönlichkeit des Diktatoren-Sohns durch die Publikation der Fotos verletzt worden sei. Strehle wies die Vorwürfe der "Weltwoche" in einem Beitrag in der Samstagsausgabe des "Tages-Anzeigers" zurück. In seinem Kommentar hält der "Tagi"-Chefredaktor fest, dass er an keiner der im Artikel erwähnten Gewalttaten beteiligt gewesen sei, auch nicht am Rande. Mit einzelnen der im Beitrag erwähnten Personen habe er wissentlich nie ein Wort gewechselt. “Der Artikel”, so Strehle,  “ist mit einem dreissig Jahre alten Polizeibild illustriert und dramatisiert meine politische Vergangenheit auf eine Weise, die mit der Realität wenig, mit politischem Kampagnenjournalismus aber viel zu tun hat.” Er überlegt sich nun, vor den Presserat zu gehen oder eine Zivilklage einzureichen (persoenlich.com berichtete). Deutliche Worte fand der "Tagi"-Chefredaktor am Freitagabend an einem Branchentreffen der Zeitschrift "Schweizer Journalist" in Zürich. Den Artikel über ihn bezeichnete Strehle dort als "eine Form von Suggestivjournalismus, die in der Schweiz einzigartig ist." Bereits am Freitag hatte die "Weltwoche" auf ihrer Website eine kurze Richtigstellung zu dem Artikel veröffentlicht. (Der Sonntag/ads/ma)

Karikatur in der Zeitung "Der Sonntag": "Weltwoche"-Chefredaktor Roger Köppel als "Der letzte Kreuzritter".



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