25.08.2019

Studie

Ausgewogene Berichterstattung über Politikerinnen

Von wegen bloss Kleidung und Frisur: Zeitungen berichten nicht klischiert über Politikerinnen. Im Untersuchungszeitraum am häufigsten erwähnt wurde die frühere CVP-Bundesrätin Doris Leuthard, wie eine Analyse der Universität Zürich zeigt.
Studie: Ausgewogene Berichterstattung über Politikerinnen
Massgebend für die Berichterstattung ist das Profil der Politikerinnen: Bundesrätin Viola Amherd bei der Verabschiedung von Alt-Bundesrätin Doris Leuthard im Januar 2019. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Von wegen bloss Kleidung und Frisur: Schweizer Zeitungen berichten ausgewogen über Politikerinnen und stellen diese nicht schlechter dar als Männer. Zu diesem Schluss kommen Forscher an der Universität Zürich in einer Analyse.

Die Studie zur medialen Darstellung von Politikern und Politikerinnen berücksichtigt rund 1,8 Millionen deutschsprachige Medienartikel aus 80 Zeitungen und Magazinen aus dem Zeitraum von 2012 bis 2018. Sie entstand im Rahmen einer studentischen Arbeit unter Leitung von Lucas Leemann vom Institut für Politikwissenschaften an der Universität Zürich. Untersucht wurden alle Zeitungen der Deutschschweiz mit Ausnahme der NZZ. Über die Ergebnisse berichteten die Tamedia-Zeitungen am Samstag.

Die Resultate zeigten weniger geschlechtsspezifische Unterschiede, als man erwarten könnte, schrieben die Forscher. Die Presse berichte über Politikerinnen etwa im Anteil ihrer Sitzanteile. Das heisst, die Frauen kommen in den Zeitungen etwa gleich häufig zu Wort wie ihre männlichen Kollegen.

Doris Leuthard am häufigsten erwähnt

Am häufigsten erwähnt wurde dabei die frühere CVP-Bundesrätin Doris Leuthard. Die einstige Verkehrsministerin kam auf über 62'000 Nennungen. Bei den Männern führte Ex-Bundesrat und SVP-Übervater Christoph Blocher mit knapp 56'000 Erwähnungen die Hitliste an.

Zu welchen Themen Politikerinnen besonders häufig erwähnt werden, folge keinem klischierten Rollenverständnis, bilanzieren die Wissenschaftler. Die Suche nach Erwähnungen von Führungskompetenzen wie «kompetent», «intelligent» oder «strategisch» sowie nach Attributen wie «Blondine», «schlank» oder «charmant» ergab, dass Frauen gar mehr Integrität, Vertrauenswürdigkeit und Ehrlichkeit attestiert wird als Männern. Der Unterschied sei jedoch unbedeutend, schreiben die Autoren.

Äusserlichkeiten selten ein Thema

Vielmehr massgebend für die Berichterstattung ist den Forschern zufolge das persönliche Profil der Politikerinnen. Äusserlichkeiten wie Figur oder Haare werden laut der Untersuchung allgemein selten thematisiert. Eine gewisse Diskrepanz gebe es allerdings bei der Kleidung, die bei Politikerinnen häufiger erwähnt als bei Politikern. Die Forscher haben dafür eine mögliche Erklärung: Der Dresscode sei für Frauen weniger eng gefasst und lasse mehr Individualität zu, sagte Christopher Huddleston vom an der Untersuchung beteiligten Politologenteams der Zeitung.

Weiter kommt die Studie zum Schluss, dass für Politikerinnen mehr positiv und weniger emotional aufgeladene Wörter verwendet werden als für Politiker. Diese Unterschiede würden aber langsam kleiner werden. (sda/eh)



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