28.03.2023

SRF

Bericht verwirft Vorwürfe der sexuellen Belästigung

Die frühere SRF-Moderatorin Patrizia Laeri hat auf Social Media einen SRF-Mitarbeiter wegen eines sexuellen Übergriffs beschuldigt. Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden, schreibt SRF. Die Untersuchung läuft noch. Gegen die Person gingen fünf weitere Meldungen ein.
SRF: Bericht verwirft Vorwürfe der sexuellen Belästigung
SRF hat den Fall, der sich vor 20 Jahren ereignet hat, untersuchen lassen. (Bild: Keystone)

Die Medienunternehmerin und frühere SRF-Moderatorin Patrizia Laeri bezichtigte im Februar 2023 über Social Media einen SRF-Mitarbeiter, sie während ihrer Anstellung als Praktikantin vor 20 Jahren sexuell belästigt zu haben (persoenlich.com berichtete). Aufgrund der publik gemachten Äusserungen hat SRF eine unabhängige Fachstelle beauftragt, die Sachlage zu untersuchen und die involvierten Personen zu befragen. Welches Unternehmen beauftragt wurde, sagt SRF «auf Wunsch der Fachstelle» nicht, wie es auf Anfrage heisst.

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Laut dem Untersuchungsbericht konnte die externe Fachstelle aufgrund der widersprüchlichen Aussagen der Befragten nicht abschliessend klären, wie sich das damalige Treffen vor 20 Jahren abgespielt hat und wie es überhaupt dazu gekommen ist, schreibt SRF in einer Mitteilung. Bei der Befragung habe sich zudem herausgestellt, dass sich der Vorfall nicht am Arbeitsplatz ereignet hat. Der Vorwurf der sexuellen Belästigung konnte nicht bestätigt werden, wie SRF schreibt. Auf Empfehlung der Fachstelle seien in diesem Zusammenhang deshalb keine weiteren Massnahmen nötig. Das Medienhaus fügt an: «Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung und bei sexistischem Verhalten Nulltoleranz.» 

Bei SRF gibt es ein klar definiertes Verfahren, das bei Verdacht auf sexuelle Belästigung und der Verletzung der persönlichen Integrität zur Anwendung kommt. Nach den öffentlich gemachten Äusserungen von Laeri hat die Geschäftsleitung von SRF die Mitarbeitenden aufgerufen, sich bei den verschiedenen Anlaufstellen zu melden, sollten weitere Vorfälle in Bezug auf die Verletzung der persönlichen Integrität im Raum stehen. Daraufhin hätten sich fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Vorwürfen gegenüber derselben Person namentlich gemeldet, so SRF weiter. Drei dieser Meldungen konnten bereits abschliessend untersucht werden. Bei zwei Meldungen, die erst später eingetroffen sind, würden noch die entsprechenden Untersuchungen der externen Fachstelle laufen. SRF hält fest: «Keiner dieser fünf weiteren Vorwürfe bezieht sich auf sexuelle Belästigung.»

Fraglich ist, weshalb SRF in der Sache am Dienstag aktiv kommuniziert, obwohl die Untersuchungen noch immer laufen. Auf Anfrage heisst es dazu: «Die ehemalige Mitarbeiterin sowie der Mitarbeiter von SRF wurden am Dienstag über die Ergebnisse des Untersuchungsberichts informiert.» Laut SRF folge der separate Untersuchungsbericht zu den weiteren Meldungen zu einem späteren Zeitpunkt.

Die verfrühte Kommunikation von SRF sorgt offenbar auch bei der Mediengewerkschaft SSM für Verwirrung. Kurz nachdem SRF das Ergebnis des Untersuchungsberichts publik gemacht hat, fordert sie in einer Mitteilung, dass die Untersuchung zum Fall Patrizia Laeri wieder aufgenommen und weitergeführt wird. Wichtige Zeugen seien bisher nicht befragt worden. Für SSM ist klar: «Ob eine sexuelle Belästigung vorliegt, klärt die Untersuchung im Fall Laeri nicht.» Bis heute habe sich SRF keinen Schritt hin zu ihrem eigenen Nulltoleranz-Bekenntnis bewegt. Es könne nicht sein, dass SRF mit dieser Reaktion bestätigt, dass es sich nicht lohnt, solche Fälle zu melden.

Die Fachstelle wird nach Abschluss aller Untersuchungen in einem separaten Bericht erneut Empfehlungen zuhanden von SRF abgeben, wie SRF schreibt. Um das Verfahren in einem angemessenen Zeitraum abschliessen zu können, könne die Fachstelle nur Meldungen bis am 6. April 2023 berücksichtigen. Anonym eingegangene Meldungen können aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht Bestandteil des Untersuchungsverfahrens sein, werden jedoch zur Kenntnis genommen und behandelt. (pd/wid)


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