11.03.2016

ADC Creative Week

«Der Trend geht klar Richtung Einordnung und Erklärung»

An der Creative Week wollte Fabian Zürcher, Stv. CR von «Blick.ch» und «Blick am Abend» darüber sprechen, wie Meldungen zu einer Geschichte werden. Andere Themenbereiche waren aber brisanter.
ADC Creative Week: «Der Trend geht klar Richtung Einordnung und Erklärung»
von Sonja Gambon

Im Vorfeld der ADC Gala und zum 40-Jahr-Jubiläum fand in der zweiten Märzwoche die «ADC Creative Week» statt (persoenlich.com berichtete). Verschiedene Lunchspeaks standen auf dem Programm. So auch «Wie aus einer Meldung eine Geschichte wird» von Fabian Zürcher, Stv. Chefredaktor von «Blick.ch» und «Blick am Abend online». persoenlich.com hat sich den Lunchspeak angehört.

Gut Ding will improvisiert sein: da die Technik nicht von Anfang an funktioniert, findet der Einstieg ohne Präsentation – ganz analog also – statt. Auf Anfrage von Remy Fabrikant beginnt Zürcher von seinem Werdegang zu erzählen, wie auch von der Entwicklung der Online-Tätigkeiten des «Blick». Die Redaktion sei «positiv ausgedrückt ungefähr gleich geblieben», währenddessen der technische Bereich mit je zwei SEO-Leuten und Big-Data-Spezialisten ausgebaut wurde. Die Digitalisierung bringe neue Herausforderungen, und obwohl Ringier-CEO Marc Walder ein «digitaler Visionär» sei, wisse man nicht so recht weiter. Man erhoffe sich natürlich einiges von der bevorstehenden Werbeallianz zwischen Ringier, SRG und Swisscom – auf die der Journalist im Verlauf des Referats nicht mehr weiter eingehen wird.

Zürcher spricht verschiedene Themen wie Adblocker, die schwierige Monetarisierung im Mobile-Bereich oder Native Advertising, das bisher als einzige Massnahme im Umgang mit der Digitalisierung gilt, an. Werbung sei allgemein ein schwieriges Thema für digitale Medien, da man nicht wisse, mit welchen Entwicklungen man zu rechnen habe, so Zürcher weiter. «Alle müssen umstellen», das ist alles, was klar zu sein scheint.

Auf die kritischen Fragen von Werber Frank Bodin in Bezug auf Native Advertising – oder eben «Schleichwerbung», wie Bodin es nennt –, «Vermainstreamung» und Digitalisierung weicht Zürcher mehr oder weniger geschickt aus.

Mit dem Einsetzen der Technik beginnt auch das eigentliche Referat und Zürcher erzählt, wie bei «Blick» Geschichten entstehen.

«Der Trend geht klar Richtung Einordnung und Erklärung», so der Journalist. Der Leser wolle nicht einfach nur eine Nachricht, denn «abschreiben kann jeder». Auch Boulevard mache jeder ein bisschen. Stattdessen brauche es eine Erklärungsleistung, gute Bilder, Labels und virale Storys. Nur so könne man sich abheben. Zur Demonstration zeigt er bekannte Blick-Kampagnen wie «Leider-Ammann», das «SBB-Hakenkreuz» oder den «Bagger-Depp».

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Die Beispiele zeigten auch, dass die Tätigkeit des Online-Journalisten viel aufwändiger sei als noch zu Print-Zeiten, berichtet Zürcher weiter. Bilder, Videos, Listicles und die schnelle Weiterentwicklung von Geschichten gäben viel Arbeit, die Aufgabe des Journalisten liege nicht mehr nur beim Text. Auch der Umgang mit Werbung/PR brauche immer mehr Kompetenzen, da PR nach einer Einschätzung des Online-Journalisten immer stärker werde.

Den Peak bildet das Schlussthema Social Media. Denn da hinke man dem direkten Konkurrenten «20 Minuten» stark hinterher, gibt Zürcher zu, der etwas desillusioniert wirkt. Diese hätten zwei Asse im Ärmel: Die gratis App – welche «Blick» erst sehr viel später einführte – und die Community. Dies lasse «20 Minuten» wahrscheinlich auch sympathischer wirken, mutmasst der stellvertretende Chefredaktor. «Blick» hingegen kämpft auf Social Media: Die Artikel werden nicht gerne auf Facebook und Twitter geteilt, gesteht er ein.

Dies warf auch beim Publikum viele Fragen auf. Was wird dagegen getan? Es scheint, als lasse man die Zeit entscheiden. Die Hoffnung liegt auf der Werbeallianz und Native Advertising, ansonsten hat man aber nicht wirklich eine Strategie. Dies war zwar nicht Thema der Veranstaltung, aber die Botschaft «zwischen den Zeilen».



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