16.09.2018

Umzug Radiostudio Bern

Eine PR-Agentur in der Zwickmühle

Zwei aus medienpolitischer Sicht brisante Mandate: Die Berner Agentur Furrerhugi betreut gleichzeitig die SRG und die Geschäftsstelle der Hauptstadtregion Bern, deren Ansichten betreffend den Umzug des Radiostudios Bern diametral auseinandergehen.
Umzug Radiostudio Bern: Eine PR-Agentur in der Zwickmühle
Nicht nur für Politiker und Medienschaffende, sondern auch für die PR-Agentur Furrer-Hugi eine heikle Angelegenheit: der geplante Umzug des Radiostudios Bern. (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Ein Entscheid, der mit viel Spannung erwartet wird: Am Dienstag befindet der SRG-Verwaltungsrat über die Verlegung des Radiostudios von Bern nach Zürich. Rund 170 SRF-Radiomitarbeiter wären davon betroffen (persoenlich.com berichtete). Mit dem Umzug könnte die SRG drei Millionen einsparen.

Ein «publizistisch sinnvoller Entscheid»

Wie der «SonntagsBlick» schreibt, liegt ihm ein Protokollauszug der Geschäftsleitungssitzung vom 30. Mai vor, der zeigt: Intern sei sich der SRG-Verwaltungsrat einig, dass der Umzug des Radiostudios und die Bildung eines Newsrooms in Zürich publizistisch sinnvoll sei. Die Argumentation sei aber in der Öffentlichkeit bislang nicht nachvollziehbar gewesen.

Daher plante die Geschäftsleitung gemäss SoBli, mit einer Medienkampagne Verständnis für den Entscheid zu schaffen. Dabei sollten sich auch Externe «im Sinn des Vorhabens äussern», wird SRG-Direktor Gilles Marchand im SoBli zitiert.

PR-Agentur betreibt Lobbying für SRG

Für das politische Lobbying und die Öffentlichkeitsarbeit der SRG ist die Berner Kommunikationsagentur Furrerhugi zuständig: «Wir begleiten die SRG bei ihren Public-Affairs-Aktivitäten», heisst es auf deren Webseite.

Dieses Mandat ist brisant, da medienpolitisch heikel: Wie der «SonntagsBlick» berichtet, nimmt seit einem Jahr auch die Geschäftsstelle der Hauptstadtregion Bern die Dienste der inhabergeführten Kommunikationsagentur in Anspruch.

Unmut in der Hauptstadtregion

«Wir unterstützen die Geschäftsstelle des Vereins Hauptstadtregion Schweiz bei ihrer Kommunikation und ihren Public-Affairs-Aktivitäten», umschreibt Furrerhugi das Mandat auf ihrer Webseite. Dazu gehört auch das Formulieren von Medienmitteilungen – unter anderem jene mit dem Titel «Enttäuschender Entscheid der SRG zum Radiostudio», wie der SoBli schreibt. In dieser Pressemitteilung vom Mai tat die Hauptstadtregion ihren Unmut über den SRG-Entscheid kund.

Konträre Interessen der beiden Kundinnen

Eine Agentur, die für die SRG Lobbying in Bern betreibt und gleichzeitig Medienmitteilungen gegen ihren Auftraggeber verfasst? «Für die Kommunikationsagentur mit mehr als 40 Angestellten ist das offenbar kein Problem», schreibt der «SonntagsBlick».

Man sei sich des Interessenkonflikts bewusst, sagt Claudine Esseiva gegenüber dem SoBli. Esseiva betreut das Mandat der Hauptstadtregion und hat für Furrerhugi Medienmitteilungen gegen die SRG verfasst. Die Leitung der Geschäftsstelle beinhalte auch die Vertretung von Positionen der Hauptstadtregion – und die sei nun mal der Auffassung, das Radiostudio Bern müsse erhalten bleiben, wird die Berner FDP-Politikerin im «SonntagsBlick» zitiert.

Furrerhugi kritisiert SoBli-Artikel

Andreas Hugi, CEO und Managing Partner von Furrerhugi, will gegenüber persoenlich.com den Sachverhalt klarstellen: «Mit viel Lärm um nichts werden heute im ‹Sonntagsblick› unsere langjährigen Mandate SRG (Public Affairs) und Hauptstadtregion Schweiz (Geschäftsstellenführung) gegeneinander ausgespielt. Insbesondere wird insinuiert, wir hätten mit Interessenkonflikten ‹kein Problem›. Dies ist unwahr und beleidigt unser Selbstverständnis als transparente und gemäss den PR-Kodizes agierende Berater: Wir legen seit Gründung unserer Agentur sämtliche Public Affairs-Mandate transparent auf der Agenturwebsite offen.»

Hugi erklärt weiter: «Allfällige sich abzeichnende Interessenkonflikte bei neuen oder bestehenden Mandaten besprechen wir immer rechtzeitig und transparent mit den jeweiligen Kunden, denn unser Credo ist klar: Ohne Wissen und ausdrückliche Zustimmung unserer Auftraggeber vertreten wir keine sich widersprechenden oder miteinander konkurrierenden Interessen. Dies wurde auch bei den beiden Mandaten SRG und Hauptstadtregion Schweiz so gehandhabt.» (as)

 



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