30.06.2000

"Ich bin ein animal politique, das kann man nicht ändern"

Interview mit SF-DRS-Chefredaktor Filippo Leutenegger über das sommerliche TV-Programm, die "Arena" und das Publikumsverhalten.

Vom 3. Juli bis 20. August stellen SF1 und SF2 auf das Sommerprogramm um. Viele Zuschauer werden dann auf ihre Lieblingssendungen verzichten müssen. Droht den Daheimgebliebenen ein langweiliges TV-Sommerloch? Der neue Chefredaktor von SF DRS, Filippo Leutenegger, verneint: "Die Sommerspezialsendungen versprechen viel Spannung und Unterhaltung."

Vom 3. Juli bis 20. August stellen SF1 und SF2 auf das Sommerprogramm um. Viele Zuschauer werden dann auf ihre Lieblingssendungen verzichten müssen. Droht den Daheimgebliebenen ein langweiliges TV-Sommerloch? Der neue Chefredaktor von SF DRS, Filippo Leutenegger, verneint: "Die Sommerspezialsendungen versprechen viel Spannung und Unterhaltung."

Herr Leutenegger, die "Quotenrenner" von SF DRS machen Pause. Wie langweilig droht das TV-Sommerloch zu werden?

Es wird keineswegs langweilig werden, im Gegenteil, das Sommerprogramm hat sich zu einem eigenständigen Vollprogramm entwickelt, das von den Zuschauern gern gesehen wird. Es bietet zudem die Chance, speziellen Sendungen, Sendeformen und Experimenten Platz zu geben, die im normalen Strukturplan keinen Platz finden würden.

Warum aber stellt SF DRS noch immer während dieser Zeit seine populärsten Sendungen ein? Ist das bei der heutigen TV-Konkurrenz noch klug?

Es machen zwar einige Struktursendungen Pause, aber neu ist, dass zum Beispiel "Schweiz aktuell" weiter sendet sowie auch die "Rundschau" und der "Zischtigs-Club". Die Tendenz ist also eher eine Ausweitung des Sommerprogramms.

Warum ist die Sommerpause sieben Wochen lang?

Die sieben Wochen ergeben sich aus den verschiedenen Ferienstrukturen der Leute, der Schweizer Schulen und Schweizer Institutionen. Die Politiker und viele Behördenmitglieder sind abwesend. Eine "Arena" zum Beispiel wäre nicht durchführbar. Andererseits müssen auch unsere Redaktionen ihre Ferien beziehen. Kleine Teams, die regelmässig senden, können ihre Ferien nur im Sommer beziehen.

Welche Sendungen empfehlen Sie aus dem Sommerprogramm?

Das sind einige, etwa die Aussenproduktionen, die über die ganzen Sommerwochen fortgesetzt werden, wie "Donnschtig-Jass" oder "Bsuech in...". Ebenfalls beliebt sind Sendereihen und Specials wie "Schweizerlacher" mit Walter Roderer, Kurt Felix oder Viktor Giacobbo. Oder die Serie "Who is Who" mit Schweizer Prominenten wie Maja Brunner oder Rolf Knie, die von Gabriela Amgarten porträtiert wurden. Sehr beliebt sind die Reisereports mit Kurt Schaad und Monika Schär. In "Fernweh" berichten sie dieses Jahr über Schweizer, die fern der Heimat eine neue Existenz aufgebaut haben. Wir bieten den Zuschauern doch recht viel über die Ferienzeit hinweg.

Sie sind seit einem halben Jahr TV-Chefredaktor. Vermissen Sie Ihre Sendung "Arena" nicht?

Nein, eigentlich nicht. Ich mache schliesslich, wie versprochen, sieben bis acht "Arena"-Abstimmungssendungen im Jahr, dann moderiere ich auch die Abstimmungssonntage, mache die Sendung "Bernerhof" und einige Kommentare in der Tagesschau. Ich habe also vor der Kamera immer noch genügend zu tun. Ausserdem, wenn man sich einmal für eine andere Aufgabe entschlossen hat, sollte man nicht die vergangene vermissen.

Ist es so, dass Sie auch genug hatten von der "Arena"?

Ich habe sie sieben Jahre lang gemacht, und ich muss ehrlich sagen, ich bin froh, wenn ich nicht mehr jeden Freitag die Sendung machen muss.

Ihr Weggang hat bei den Politikern aber doch einigen Missmut ausgelöst. Eine "Arena" ohne Filippo Leutenegger konnten sie sich nicht vorstellen.

Man gewöhnt sich eben an eine Paerson, das verstehe ich schon. Aber es gibt auch Politiker, die froh sind, dass ich weg bin.

Haben Sie ein paar Müsterchen?

Mein Gott, da gibt es einige. Zum Beispiel einige linke Frauen: Sie haben das Gefühl, dass die Sendung jetzt besser ist mit Patrick Rohr als Moderator. Das ist aber absolut in Ordnung. Dann gibt es auch jene Politiker, die jetzt zufriedener sind, weil sie mehr zu Wort kommen. Ich war vom Ansatz her eventuell etwas strenger. Das hat aber nichts mit der Qualität des Moderators zu tun, sondern nur mit dem Temperament. Ich bin halt ein "animal politique", das kann man nicht ändern.

Sie wussten die Antworten der jeweiligen Politiker schon bevor Sie die Frage gestellt hatten, nicht?

(Lacht). Ja, das war eine Beziehung wie unter Geschwistern: Manchmal genügt ein Augenaufschlag und man weiss, was gemeint ist. Ich kenne die Politik tatsächlich so gut, dass mir ein Augenaufschlag manchmal alles sagte. Da konnte ich auch schnell reagieren und den roten Faden weiterziehen. In solchen Situationen kommt dann eben das politische Know-how zum Ausdruck.

... das Patrick Rohr noch fehlt?

Patrick Rohr macht seine Sache gut. Er ist eine sehr sympathische Erscheinung und macht damit vieles wieder wett. Aber es ist richtig, er ist noch am Lernen, hat sich aber schon sehr gut eingearbeitet.

Es ändert sich an der Sendung "Arena" also nichts?

Es ist doch so: Jeder ist an seinem Platz ersetzbar. Bei uns in der Schweiz sowieso. Wir kennen keine grossen Figuren. Die Schweiz ist als System stark, darum müssen die Konzepte aufrecht erhalten werden. Auch die "Arena" wird als Plattform für politische Sendungen wie bisher weitergehen. Verändert wird vielleicht höchstens einmal das Outfit, nicht aber das Konzept.

Dafür sind neue Sendungen geplant. Wie wird das neue SF1-Mittags-Magazin aussehen?

Das Mittags-Magazin wird eine Unterhaltungs- und Informationssendung werden, die jeweils von 12.30 bis 13.45 Uhr dauert. Genaueres lässt sich noch nicht sagen, auch nicht, wer sie moderieren wird.

Herr Leutenegger, werden Sie auch Sommerpause machen?

Ja, ich werde drei Wochen mit der Familie in die Ferien gehen.



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