12.03.2021

NZZ am Sonntag

Künftige Rolle von Luzi Bernet unklar

Wegen «unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung» wird der Chefredaktor seine Tätigkeit beenden. Sein Nachfolger Jonas Projer soll die NZZ am Sonntag «in die nächste digitale Phase» führen.
NZZ am Sonntag: Künftige Rolle von Luzi Bernet unklar
War seit Herbst 2017 im Amt als Chefredaktor der NZZ am Sonntag: Luzi Bernet. (Bild: NZZ)

Jonas Projer, vormals Redaktionsleiter der «Arena» und derzeit Chefredaktor von Blick TV, übernimmt per September 2021 die publizistische Leitung der NZZ am Sonntag (persoenlich.com berichtete). Projer soll laut NZZ-Mitteilung «den renommierten Titel in die nächste digitale Phase» führen.

Die NZZ am Sonntag stehe beim Schweizer Medienqualitätsrating seit Jahren an der Spitze in der Kategorie Sonntagszeitungen und Magazine. «Dies und die positive Entwicklung im Lesermarkt sind das Verdienst von Luzi Bernet, der den 2002 gegründeten Titel zusammen mit einem starken Redaktionsteam in den letzten vier Jahren zu einer der renommiertesten Medienmarken der Schweiz entwickelt hat», heisst es in einer am Freitag publizierten Mitteilung. Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung der NZZ am Sonntag werde Bernet seine Tätigkeit als Chefredaktor beenden. In dieser Funktion war er seit 2017.

Gespräche «über eine allfällige neue Rolle von Luzi Bernet innerhalb der NZZ-Mediengruppe» sind laut Mitteilung derzeit im Gang. «Im Namen des Verwaltungsrates möchte ich Luzi Bernet herzlich danken für seine hervorragenden Leistungen und sein langjähriges Engagement für die ‹NZZ am Sonntag›», lässt sich Etienne Jornod, Präsident des Verwaltungsrates der NZZ-Mediengruppe, zitieren.

Digitalisierung vorantreiben

Unter der Leitung von Jonas Projer soll für den Sonntagstitel die Digitalisierung weiter verstärkt werden. Damit soll die NZZ am Sonntag den zukünftigen Anforderungen im Rahmen der medialen Transformation noch besser entsprechen, heisst es im Communiqué. «Der Print-Ausgabe der ‹NZZ am Sonntag› kommt nach wie vor eine zentrale Rolle zu, und wir glauben, dass sie noch viele Jahre eine Zukunft hat. Gleichzeitig müssen wir den digitalen Wandel aber auch bei unserem Sonntagstitel vorantreiben», so Jornod.

«Jonas Projer verfügt über den journalistischen Instinkt, eine profunde Erfahrung im digitalen Bereich und den nötigen strategischen Weitblick, die NZZ am Sonntag als weiteren digitalen Wachstumstreiber für unser Unternehmen positionieren zu können», so Jornod über den Personalentscheid des Verwaltungsrates. CEO Felix Graf ergänzt: «Ich freue mich sehr, dass wir mit Jonas Projer nicht nur einen ausgewiesenen Digitalexperten, sondern auch eine charismatische Führungspersönlichkeit und einen Teamplayer für diese anspruchsvolle Position gewinnen konnten.»

Jonas Projer ist seit Mai 2019 als Chefredaktor von Blick TV tätig, das im Februar 2020 digital auf Sendung ging. Davor war er während fünf Jahren Redaktionsleiter und Moderator der politischen Diskussionssendung «Arena» beim Schweizer Fernsehen SRF. Von 2017 bis 2018 hatte Projer die Leitung Fachredaktion Talk inne. Von 2011 bis 2014 berichtete er als Korrespondent des Schweizer Fernsehens aus Brüssel über EU-Themen. Seine Karriere bei SRF startete Jonas Projer im Jahr 2006 als Redaktor von «Schweiz Aktuell». Im Rahmen eines zweijährigen Lehrgangs absolvierte er bis 2009 Praktika bei «ECO», der «Tagesschau» und bei «10vor10». Jonas Projer studierte von 2000 bis 2003 Germanistik, Anglistik und Filmwissenschaften an der Universität Zürich, um dann an die Zürcher Hochschule der Künste zu wechseln, wo er die Filmklasse abschloss. Während seines Studiums war Projer als freier Journalist unter anderem für Swiss TXT, Blue cinema und die Basler Zeitung tätig. (pd/cbe)



Lesen Sie auch den Kommentar von Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.


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KOMMENTARE

Tek Berhe
15.03.2021 05:55 Uhr
Ich glaube in zwei Jahren wird Jonas Projer zu CH Media wechseln. Dort wird bei den TV Sendern eine Schärfung und eine Bereingung dann fällig sein.
Hanspeter Wullschleger
14.03.2021 14:38 Uhr
Da überlege ich mir, ob in Zukunft die NZZ mit Jonas Projer die richtige Zeitung für mich ist
Jeroen VAN ROOIJEN
13.03.2021 09:41 Uhr
Ich kenne den nun steil aufsteigenden Herrn Projer nicht, aber Luzi Bernet sehr wohl - ein aufrichtiger, toller, loyaler und kompetenter Journalist, Chefredaktor und Mensch, den ich sehr gerne mochte. Sein Verhängnis dürfte sein grosses Bewusstsein für Tradition und Kontinuität geworden sein - heute muss es in der Medienbranche schnell gehen und laut krachen. Das war nicht Luzis Stil.
Rudolf Penzinger
12.03.2021 13:28 Uhr
Ja, die "alte Tante" hatte auch schon bessere Manieren im Umgang mit ihren Redaktoren.
Balz Bruppacher
12.03.2021 10:52 Uhr
Da wird jemand eiskalt abserviert, der für das Haus NZZ grosse Verdienste hat. Als Nachrichtenchef sorgte Luzi Bernet in der turbulenten Phase, als der Verwaltungsrat bei der Nachfolgeregelung von NZZ-CR Markus Spillmann denkbar ungeschickt agierte, dafür, dass das Stammblatt täglich in gewohnter Qualität erschien. Zum Dank wurde er bei der Neubestellung der Chefredaktion in seiner damaligen Funktion abgelöst bzw. zunächst schlicht vergessen, bevor man ihm die Leitung des Zürich-Ressorts übertrug. Bei der "NZZ am Sonntag" hielt Luzi Bernet die Tradition erfolgreich aufrecht, sich nicht bloss im Fahrwasser des Stammblatts zu bewegen.
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