von Christian Beck
SRF setzt nicht nur auf die eigenen Social-Media-Kanäle, sondern auch auf jene ihrer prominenten Aushängeschilder. Auslöser dafür ist die seit 1. Januar 2019 geltende Konzession und die dazugehörigen Erläuterungen des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Darin wird von der SRG ausdrücklich gefordert, neue Kommunikationsmöglichkeiten wie Social Media zu nutzen und die spezifischen Möglichkeiten, die die unterschiedlichen Plattformen ermöglichen, kreativ auszuloten. Diese Forderung sei «nicht zuletzt mit Blick auf die Resonanz beim jüngeren Publikum, da sich dieses von den klassischen Medien ab- und den Internetangeboten zuwendet», sagt dazu SRF-Sprecher Stefan Wyss auf Anfrage von persoenlich.com.
Eine grosse Herausforderung des Service public bestehe darin, mit seinen Angeboten die gesamte Bevölkerung anzusprechen und so die Integrations- und Identifikationsfunktion weiterhin zu wahren. «Deshalb wurde die SRG verpflichtet, den jungen Zielgruppen eine altersgerechte und unabhängige Orientierung zu bieten. Dafür muss SRF dorthin, wo sich diese Zielgruppe befindet», so Wyss. Auf dieser Basis habe SRF entschieden, dass persönliche Social-Media-Accounts von Mitarbeitenden künftig ebenfalls zur Distribution von SRF-Inhalten verwendet werden können.
Speziell definitierte Projekte
Werden nun also alle SRF-Mitarbeitenden mit ihren Social-Media-Accounts zu Ausspielkanälen von SRF? Wyss verneint. «Das heisst, dass für speziell definierte Projekte die Channels von bewusst ausgewählten und entsprechend geschulten SRF-Mitarbeitenden für die Distribution von SRF-Inhalten genutzt werden können.»
Konkret könnte das bedeuten, dass beispielsweise Virus-Moderator Robin Rehmann die Ausgaben von «Rehmann S.O.S. – Sick of Silence» auch über seine privaten Accounts ausspielen würde – statt nur auf eine andere Distributionsplattform zu verlinken. «Oder die SRF-Korrespondenten könnten – in Absprache mit SRF News – interessante Interviewsequenzen oder kurze Videos von einem Schauplatz auch über ihre eigenen Social-Media-Kanäle verbreiten und die Diskussion mit der Community führen», so Wyss weiter.
Mitarbeiter als Markenbotschafter: @SRF will persönliche Social-Media-Accounts „für definierte Projekte als Ausspielkanäle“ nutzen. Bei den „Digitalen Persönlichkeiten“ (aka Promis) können Social-Media-Aktivitäten künftig Teil des Jobprofils und entsprechend entschädigt werden.
— Nick Lüthi ✎ (@nick_luethi) 24. Januar 2019
Die Aufgaben von Journalisten hätten sich mit dem Medienwandel seit längerem generell verändert. «Diese neuen Aufgaben werden nun einfach explizit im Stellenprofil aufgeführt», sagt Wyss. Gibt es dafür einen finanziellen Zustupf? Zu vertraglichen Details will sich der Sprecher nicht äussern, sagt aber: «Wenn ausgewählte SRF-Mitarbeitende Inhalte für SRF auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen distribuieren, dann fällt die Zeit, die sie dafür aufwenden, innerhalb des bestehenden Pensums auch unter ihre bezahlte Arbeitszeit.»
Muss ein SRF-Moderator das Posten zusätzlich zu seinen üblichen Arbeiten machen? Oder wird «das bestehende Pensum» einfach erhöht? Es sei erst der Grundsatzentscheid gefallen, so Wyss. Die Ausgestaltung in einem konkreten Fall sei momentan noch offen.
Kommentare
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Robert Weingart , 25.01.2019 18:48 Uhr
Wird im Privatmedienbereich teilweise schon so betrieben.