19.12.2021

Ringier

Offenbar 105'000 Franken an Rochebin gezahlt

Das Verlagshaus soll dem früheren RTS-Moderator Darius Rochebin einen sechsstelligen Betrag im Rahmen einer aussergerichtlichen Einigung überwiesen haben. Dies berichtete die NZZ am Sonntag.
Ringier: Offenbar 105'000 Franken an Rochebin gezahlt
Interviewte Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron für LCI und TF1: Darius Rochebin. (Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Die Vorwürfe der Tageszeitung Le Temps an den früheren RTS-Moderator Darius Rochebin im Oktober 2020 kommen dem Verlagshaus Ringier, dem die Zeitung damals noch gehörte, offenbar teuer zu stehen. Der Medienkonzern habe rund 105'000 Franken im Rahmen einer aussergerichtlichen Einigung an Rochebin überwiesen, wie die NZZ am Sonntag mit Verweis auf «informierte Kreise» berichtete.

Rochebin soll gemäss der Zeitung offenbar nicht mehr gefordert haben, ihm solle es vor allem darum gegangen sein, seine Kosten zu decken. Im Gegenzug habe er seine Klagen gegen insgesamt sechs Personen zurückgezogen – darunter Ringier-CEO Marc Walder, so die NZZaS weiter.

Klage gegen Le Temps im November zurückgezogen

Le Temps hatte im Oktober 2020 einen Belästigungsskandal beim Westschweizer Fernsehen RTS publik gemacht und darin auch Rochebin angeschuldigt. Dieser hatte die Vorwürfe jedoch immer zurückgewiesen und nach der Veröffentlichung des Artikels Klage gegen die Westschweizer Tageszeitung eingereicht (persoenlich.com berichtete). Diesen November zog er die Klage jedoch zurück, wie sein Anwalt, Vincent Solari, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Dies sei nach einer «Vereinbarung mit der Ringier-Gruppe» entstanden. Ein Ringier-Sprecher bestätigte das Fallenlassen der Klage damals und betonte, dass eine Einigung erzielt worden sei (persoenlich.com berichtete).

Die von der SRG eingesetzten unabhängigen Sachverständigen waren in einer Untersuchung zum Schluss gekommen, dass sich Rochebin keiner sexuellen Belästigung oder Mobbing schuldig gemacht habe (persoenlich.com berichtete). Dies habe die Verhandlungen zwischen Rochebin und Ringier offenbar beeinflusst, wie die NZZ am Sonntag weiter schreibt: Gemäss einem Beobachter soll das Verlagshaus aufgrund der Ergebnisse befürchtet haben, den Prozess gegen Rochebin zu verlieren. Laut anderen Stimmen sei Ringier um Fairness bemüht, und man wolle Rechtsstreitigkeiten vermeiden.

Sowohl Rochebin als auch Ringier wollten sich gegenüber NZZaS nicht dazu äussern, wie die Zeitung schrieb. Der Verlag habe lediglich den aussergerichtlichen Vergleich bestätigt: «Darüber hinaus haben die involvierten Parteien Stillschweigen vereinbart», so eine Sprecherin gegenüber der NZZ am Sonntag. Dasselbe antwortete Ringier am Sonntag auf Anfrage von persoenlich.com.

Herausgeber von Le Temps hält an Artikel fest

Le Temps, seit Anfang 2021 im Besitz der Stiftung Fondation Aventinus, hält laut Gesamtleiter Tibère Adler an der «Richtigkeit des publizierten Artikels» über Rochebin fest, wie er gegenüber der NZZ am Sonntag sagt. Die Untersuchung der SRG entkräfte die Recherche seiner Journalistinnen und Journalisten keinesfalls. Denn die SRG habe die Untersuchung auf RTS-Angestellte beschränkt und somit mehrere Zeugen, die im Artikel von Le Temps vorkämen, nicht befragt. Die drei Journalistinnen und Journalisten wurden für den Artikel mit dem Swiss Press Award ausgezeichnet (persoenlich.com berichtete).

Rochebin hatte das Westschweizer Fernsehen im September 2020 verlassen und war zum französischen Sender LCI gewechselt. Dort zog er sich nach der Veröffentlichung des Artikels vorübergehend zurück. Nachdem er im April 2021 von einer internen Untersuchung der SRG entlastet worden war, kehrte er an den Bildschirm zurück. (tim)

 


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