05.12.2019

Weltwoche

Salomé Balthus kritisiert Journalist Roman Zeller

Das Gespräch hätte nicht journalistisch verwertet werden dürfen, sagt die Prostituierte. Roger Köppel stärkt Zeller den Rücken.

In der aktuellen Ausgabe berichtet die «Weltwoche» über ein Date mit der Prostituierten Salomé Balthus. Journalist Roman Zeller (Sohn des verstorbenen «Weltwoche»-Autors und jahrelangen NZZ-Inlandchefs René Zeller) beschreibt ein vierstündiges Treffen mit der Prostituierten in einer Bar. Zeller hatte sich für das Date entschieden, weil Balthus mehrere Interviewanfragen der «Weltwoche» abgelehnt hatte.

Balthus habe Zeller schliesslich geschrieben, dass er «als Kunde jederzeit willkommen» sei. «Also packte ich genügend Kleingeld ein», schreibt Zeller. Er habe vor dem Date eine Anweisung bekommen, wie das Geld zu übergeben sei: «Überreichen Sie der Hetäre das vereinbarte Honorar diskret in einem offenen Briefumschlag.»

«Rein privat als Escort gebucht»

Nach der Publikation des Textes äusserte Balthus heftige Kritik. «Sehr geehrte ‹Weltwoche›, Ihr Autor Roman Zeller hat über mich und ein ‹Rendezvous› mit mir geschrieben. Er hatte mich rein privat als Escort gebucht. Für eine Zusammenarbeit mit Ihrer Zeitung stand ich nicht zur Verfügung», schrieb sie auf Twitter.

Offenbar waren die Bedingungen nicht ganz klar festgelegt worden: Gegenüber «20 Minuten» sagt sie: «Es verstand sich von selbst, dass er keinen Artikel über das Date veröffentlichen würde.»

Nach «Schawinski» in den Schlagzeilen

Die «Weltwoche» weist die Kritik zurück. «Roman Zeller hat sich korrekt als ‹Weltwoche›-Journalist zu erkennen gegeben und einen geradezu euphorischen Artikel über eine sehr intelligente Frau geschrieben», so «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel gegenüber 20 Minuten.

Das Ganze erinnert ein wenig an «Schawinski». Nach der Aufzeichnung der SRF-Talkshow im April 2019 hatte Balthus Roger Schawinski für eine Frage scharf kritisiert. Daraufhin verlor Balthus eine Kolumne und Schawinski kassierte eine Rüge vom Ombudsmann. (eh)



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Kommentare

  • Victovr Brunner, 06.12.2019 14:22 Uhr
    Nach Schawinski springt auch die WELTWOCHE auf den Balthuszug auf. Peinliche Vorstellung einer "Qualitätszeitschrift" deren Redaktion scheinbar relevante Themen fehlen! Es gibt doch auch in der Schweiz einen Escort-Service wo Zeller nachfragen kann!
  • Oliver Brunner, 06.12.2019 10:50 Uhr
    Journalisten können nicht immer sagen, wer sie sind und was sie machen. Siehe Günter Wallraff bei Thyssen. Hier liegt der Fall etwas anders: Die Dame wusste, dass ihr Kunde Journalist ist. Was erwartet sie, was er macht, nach einem langen Gespräch. Ein Portrait oder Bohnensuppe?
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