29.03.2001

Tamedia

SBS zahlt nicht mehr für TV3

Verleger Hans Heinrich Coninx und CEO Michel M. Favre (Bild) haben am Donnerstag die Zahlen der Tamedia des Jahres 2000 präsentiert. Die Zürcher Mediengruppe erzielte einen Betriebsertrag von 823 Mio. Franken (+ 7 Prozent) und ein Betriebsergebnis vor Abschreibungen von 179 Mio. Franken (+ 3 Prozent). An der Bilanzpressekonferenz ging die einschneidende Nachricht fast unter, dass SBS die Zahlungen für TV3 seit Anfang Jahr eingestellt hat.
Tamedia: SBS  zahlt nicht mehr für TV3

Die Mediengruppe Tamedia hat im Jahr 2000 ihren Umsatz dank grösserer Verlagserträge um 6.9 Prozent auf 822.8 Mio. Franken gesteigert. Beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen resultierte ein Plus von drei Prozent auf 179.1 Mio. Franken. Belastet wurde der Betriebsgewinn durch den Ausbau der elektronischen Medien, und zwar mit 69 Mio. Franken. Auch die Übernahme der Fachzeitung Finanz und Wirtschaft schlug sich nieder. Mit der Folge, dass der Reingewinn um 19.2 Prozent auf 105.4 Mio. Franken sank.

Das Stammgeschäft Printmedien legte umsatzmässig um 12 Prozent auf 712.7 Mio. Franken zu. So konnte das Nachrichtemagazin Facts mit 2232 Anzeigenseiten einen finanziellen Rekord vermelden. Aber auch mit dem Bereich Fernsehen zeigte sich die versammelte Tamedia-Spitze zufrieden: Wie CEO Michel M. Favre ausführte, sei es TV3 als grösstem Schweizer Privat-TV-Sender gelungen, hinter SF1 und RTL Platz drei bei den 15- bis 49-Jährigen zu besetzen. Die Investitionen lägen im Budget, die Verluste darunter. Im laufenden Jahr sollen 45 Millionen in den Sender einfliessen; im vergangenen Jahr waren es 53 Millionen statt der budgetierten 60 Millionen Franken.

2001 will Tamedia durch Kooperationen, Partnerschaften oder durch Übernahmen ihre Marktposition weiter stärken. Für das laufende Geschäftsjahr werde Tamedia trotz eines schwierigen Marktumfeldes einen Umsatz über Vorjahr erwirtschaften, so Favre. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen werde aber darunter liegen. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit gehaltenden Umsätzen und einem weiteren Rückgang des Reingewinns. Die seit Oktober 2000 an der Börse kotierte Tamedia will eine Dividende von 4.20 Franken je Aktie ausschütten.

---> Detailierte Zahlen können unter http://www.persoenlichtv.com/pdf/tamedia.pdf ausgedruckt werden.

Tamedia finanziert TV3 zur Zeit im Alleingang

In letzter Zeit hatten sich die Gerüchte gehäuft, dass sich Scandinavian Broadcasting System (SBS) von seiner Beteiligung beim Tamedia-TV-Sender TV3 zurückziehen will. Die beiden Partner sind mit je 50 Prozent an dem Joint-Venture beteiligt. Der Präsident des Verwaltungsrates, Hans Heinrich Coninx, mochte am Donnerstag vor versammelter Presse nur bestätigen, dass Tamedia mit SBS zur Zeit "zwecks Neuregelung der Besitzverhältnisse" in Verhandlungen stünde. Wie Finanzchef Patrick Eberle ergänzte, wolle sich SBS vermehrt auf seine Standorte in Ungarn, Holland, Polen und Skandinavien konzentrieren.

Für gewaltige Überraschung sorgte Eberles Aussage, dass Tamedia seit Januar für die Gesamtfinanzierung von TV3 aufkomme. Dass dies faktisch den Ausstieg von SBS bedeutet, wollten weder Eberle noch Coninx so bestätigen. Gemäss Coninx sei man jedoch in Gespräch mit diversen möglichen neuen Partnern. "persoenlich.com" geht davon aus, dass Gespräche mit der Kirch-Gruppe und auch RTL geführt werden. Dass Tamedia mit TV3 keinen Alleingang wagen will, bestätigte Favre hingegen: "Unser strategisches Ziel ist es, Fernsehen nicht im Alleingang, sondern in einem Joint Venture zu machen". Über mögliche Verhandlungspartner wollte aber auch er keine Angaben machen. Die SBS-Angelegenheit könnte ein gerichtliches Nachspiel haben. In Frage steht, ob SBS der finanziellen Verpflichtung nicht mehr entsprechen will oder kann; der Gerichtsort ist gemäss Informationen von "persoenlich.com" Genf.

Konkurrenz durch Gratisblätter

Ein weiterer Punkt, der interessierte, war die Auflagenentwicklung beim Tages-Anzeiger im Zusammenhang mit der Konkurrenz durch die Pendlerblätter. Gemäss GL-Mitglied Kurt W. Zimmermann sank die Auflage des Tamedia-Flaggschiffs um rund 11'000 Exemplare. Für 2001 rechnet Zimmermann nochmals mit einem ähnlichen Einbruch. Er glaube jedoch, dass sich der Trend schon ab 2002 verflachen werde; dies zeigten Erfahrungwerte aus Schweden. Der Kioskabsatz, der von den Neulancierungen am stärksten betroffen gewesen sei, habe sich bereits Mitte letzten Jahres wieder stabilisert.

Winnergruppe baut ab – Moneycab startet Ende April

Obwohl sich die Tamedia-eigene Marke Winner im Segment der Rubriken bereits im Aufbaujahr 2000 als einer der Marktleader etabliert habe, werden die beiden dazugehörigen Internet-Plattformen AuctionWinner und PriceWinner eingestellt. Gemäss Michel M. Favre sei der Markt zur Zeit auf Grund des generellen Umfeldes schwierig. Die Investitionen im laufenden Jahr werden um 6 auf 10 Mio. Franken zurückgenommen. Durchgestartet wird dafür an einem anderen Ort: Wie Moneycab-CEO Markus Gisler erklärte, werde der Soft-Launch des Finanzportal, an dem die Tamedia mitbeteiligt ist, bis Ende April erfolgen. Ein grosser Werbefeldzug sei per Ende Mai geplant.

Gang an die Börse



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