22.07.2018

Lohngleichheit

SRG-Frauen verdienen 4 Prozent weniger

Ähnlich wie Tamedia dieses Jahr, untersucht die SRG bereits seit 2013 die Löhne, um zu eruieren, ob Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen. Kein Thema sind solche Analysen bei NZZ und AZ.
Lohngleichheit: SRG-Frauen verdienen 4 Prozent weniger
Ob die Lohngleichheit zwischen Mann und Frau eingehalten wird, können Arbeitgeber mit einer der Software prüfen. (Bild: Videostill Erklärfilm Logib)
von Edith Hollenstein

Tamedia will mit einem neuen Funktions- und Gradingmodell unter anderem analysieren, ob Männer und Frauen für die gleiche Arbeit gleich viel verdienen. Und was machen die anderen Schweizer Medienhäuser? Sind gleichberechtigte Löhne ein Thema? Eine Umfrage von persoenlich.com zeigt, dass vor allem die SRG das Thema ernst nimmt. Das Unternehmen untersucht seit 2013 systematisch jährlich die Lohndifferenzen zwischen den Geschlechtern. Die im Geschäftsbericht veröffentlichten Resultate zeigen für 2017: In der SRG sind die Frauenlöhne 3,9 Prozent tiefer als die Männerlöhne. Bei diesem Wert handelt es sich um den nicht erklärbaren Lohnunterschied*. Dieser beträgt schweizweit laut einer vom Bund in Auftrag gegebenen Studie 7,4 Prozent.

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Die SRG ist mit 3,9 Prozent Unterschied zufrieden. «Im Vergleich zur Schweizer Gesamtwirtschaft ist dieser der SRG ein guter Wert, der unter der vom Bund festgelegten Toleranzschwelle von 5 Prozent liegt», sagt Medienchef Edi Estermann auf Anfrage von persoenlich.com. Die SRG ziehe für die regelmässige Prüfung die Sozialpartner bei und habe das Ziel, «diese Lohnunterschiede weiter zu reduzieren».

Logib als Tool

Laut Estermann sieht sich die SRG als Service-Public-Unternehmen bei diesem Thema speziell im Fokus. Er sagt: «Der vom Bund im Jahr 2012 gestartete Lohngleichheitsdialog war hier mit ein Grund für den Beschluss, jedes Jahr die Lohngleichheit mit Logib zu messen».

Bei Logib handelt es sich um das vom Bund entwickelte Lohngleichheitsinstrument. «Es taugt zur Durchführung eines objektiven Tests im Unternehmen gut, denn es ist einfach anzuwenden und – da auf einer Regressionsanalyse basierend – wissenschaftlich korrekt», sagt Kathrin Amacker im persoenlich.com-Interview dazu. Die SBB-Kommunikationschefin gilt als eine der schweizweit bedeutendsten Expertinnen bei Lohnanalysen. Bereits vor Jahren hatte sie als Gleichstellungbeauftragte eine solche bei Novartis durchgeführt.

Keine Analysen bei NZZ und AZ

Zurück zur Umfrage bei den Verlagen: Auch Ringier und Ringier Axel Springer geben gegenüber persoenlich.com an, «aktuell und bereits in der Vergangenheit regelmässige Überprüfungen der Lohngleichheit zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitenden durchzuführen», wie Kommunikationschef René Beutner auf Anfrage schreibt. Dies brauche es, «um wettbewerbsfähig zu bleiben». Falls es nötig war, habe man Anpassungen vorgenommen und werde man auch künftig tun, so Beutner. 

Bei Ringier und RASCH gibt es also «regelmässig Überprüfungen», aber keine jährlichen, im Geschäftsbericht ausgewiesenen wie bei der SRG. Noch vager tönt es an der Falkenstrasse in Zürich und in Aarau: Bei der NZZ gibt es keine solchen Analysen. «Wir achten bei Einstellungen grundsätzlich auf faire und angemessene Löhne – unabhängig vom Geschlecht», sagt Kommunikationschefin Seta Thakur gegenüber persoenlich.com. Noch weniger scheint das bei den AZ Medien ein Thema zu sein. Kommunikationschefin Monica Stefanie lässt kurz und knapp ausrichten: «Wir führen derzeit keine solchen Analysen durch».



*Das bedeutet: Frauen verdienen 7,4 Prozent weniger, dadurch, dass sie mit ihrer aktuellen Ausstattung nicht gleich entlöhnt werden wie Männer mit vergleichbaren objektiven Merkmalen (Qualifikation, persönliche Merkmale, berufliche Stellung und ausgeübter Beruf, Unternehmensgrösse, Branchenzugehörigkeit, Region und weitere lohnrelevante Merkmale). 

 



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