30.07.2020

Weltwoche

Thomas Hirschhorn gestaltet Cover

Der Schweizer Künstler fordert, sich mit der französischen Philosophin Simone Weil zu beschäftigen.
Weltwoche: Thomas Hirschhorn gestaltet Cover
Das Enfant terrible der Schweizer Kunst, Thomas Hirschhorn, hat für die aktuelle Weltwoche das Titelbild gestaltet. (Bilder: Keystone/Adrian Reusser, Weltwoche)

Thomas Hirschhorn hat für die Weltwoche das Titelblatt der aktuellen Ausgabe entworfen. Der Schweizer Künstler, der seit den 1980er-Jahren in Paris lebt, habe sofort zugesagt, als er von der Weltwoche angefragt worden sei. Im von ihm gestalteten Cover «Überleben in einer verrückten Welt» fordert er die Leserschaft auf, sich mit der französischen Philosophin und Mystikerin Simone Weil zu beschäftigen, heisst es am Donnerstag in einem Interview. «Ihre Philosophie ist radikal und singulär, deshalb ist es so wichtig, sie heute zu lesen», so der 63-Jährige. «Simone Weil denkt, was man nicht denken kann, was man nicht denken will, was man nicht denken muss, das macht ihre einzigartige Position in der Galaxie der Philosophinnen und Philosophen aus.»

Weiter äusserte sich Hirschhorn auch zur Coronakrise. «Für mich war dieser ‹Lockdown› eine interessante, bereichernde, wenn auch problematische Erfahrung, und ich denke, es war für viele eine einschneidende, aber auch herausfordernde, individuelle und kollektive Erfahrung.» Dabei gehe es nicht darum, die Bedrohung von Covid-19 zu ignorieren, es gehe darum, sie ernst zu nehmen. «Hier haben die Künstlerin und der Künstler eine entscheidende Rolle zu übernehmen, haben doch Begriffe wie Distanz, soziale Kontrolle, Eingrenzung, Sicherheit, Repression, Exklusivität nichts mit der Erfahrung ‹Kunst› zu tun. Kunst ist immer widerständig, und für mich als Künstler ist klar, dass ich – in und mit meiner Arbeit – Widerstand gegen alles, was Exklusivität anstrebt, leisten muss.»

Das Interview mit Hirschhorn sei auf seinen Wunsch hin schriftlich geführt worden. «Wenn jemand meine mündlichen Antworten ‹verschriftlicht›, kann ich nicht mehr dafür einstehen», so die Begründung des Installationskünstlers.

Internationale Bekanntheit erlangte Hirschhorn 2004 durch die Installation «Swiss-Swiss Democracy» im Schweizer Kulturzentrum Paris. Nach einer Welle der Empörung im Nationalrat wurden als Strafaktion der Kulturstiftung Pro Helvetia die Mittel in Höhe des Beitrags der Stiftung an diese Ausstellung gekürzt. Stein des Anstosses war unter anderem ein Angriff auf Bundesrat Christoph Blocher. (cbe)



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