01.08.2018

#metwo

Ugur Gültekin wirft SRF Rassismus vor

Der schweiz-kurdische Rapper und Moderator wirft dem Sender vor, ihm einen Job wegen seiner Herkunft vorenthalten zu haben. Gültekin solidarisiert sich so mit der #metwo-Bewegung, die auf Rassismus im Alltag aufmerksam macht.
#metwo: Ugur Gültekin wirft SRF Rassismus vor
Fühlt sich diskriminiert: Ugur Gültekin. (Bild: Ugur Gültekin/Facebook)

Es sei «eines aus unzähligen Beispielen» von Anfeindungen aufgrund seines Äusseren oder seiner Herkunft: Der Rapper und ehemalige «Joiz»-Moderator Ugur Gültekin wirft SRF via Twitter vor, ihm einen Moderationsjob aus fremdenfeindlichen Motiven nicht gegeben zu haben.

Eine externe Produktionsfirma, die im Auftrag von SRF eine Sendung macht, schlug ihn als Moderator dafür vor. Gültekin veröffentlichte ein Mail der Produktionsfirma, das die SRF-Reaktion auf diesen Vorschlag wiedergibt.

Darin heisst es: «Es gab ein bisschen die Reaktion ‹aber der ist doch Türke, das können wir auf dem Land vergessen, bei all den SVP-Wählern›» – trotzdem sei er noch im Rennen um den Job.

Schliesslich kam die Zusammenarbeit nicht zustande. Das Mail habe ihn traurig und wütend gemacht, sagt Gültekin gegenüber blick.ch. «Ich empfand diese Begründung als ungerecht. Wenn meine vermeintliche Herkunft – ich besitze neben meiner schweizerischen Bürgerschaft auch die türkische – der Grund für eine Absage ist, hat das wohl nur mit äusseren Merkmalen und meinem Aussehen zu tun oder präziser: mit den Bildern, die damit assoziiert werden.»

SRF weist den Vorwurf von sich. «SRF diskriminiert keine Personen und keine Gruppen von Personen – weder wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit noch aufgrund ihrer Religion, ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung», sagt Sprecher Stefan Wyss zu blick.ch. Zum besagten Tweet könne er sich nicht äussern, da er nicht wisse, um welche Sendung es sich handeln könnte. «Die internen Abklärungen laufen», so Wyss

Die Sendung oder die Person, mit der er Mailverkehr hatte, wollte auch Gültekin nicht nennen. Es gehe nicht darum, Einzelpersonen an den Pranger zu stellen – diese wären sowieso nur Bauernopfer. Vielmehr wolle er sich mit der #metwo-Bewegung solidarisieren.

Der Hashtag #metwo kam im Zuge der Affäre um Mesut Özil auf. Der deutsch-türkische Sozialaktivist Ali Can ermutigte Betroffene, unter dem Hashtag ihre Erfahrungen rassistischer Belästigung und Übergriffe öffentlich zu machen. Seither wurde er tausendfach benutzt. (maw)



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Kommentare

  • Meienberg Priska, 03.08.2018 12:16 Uhr
    Es ist etwas voreilig, immer gleich mit dem Rassismus-Vorwurf zu kontern. Gerade bei einem Fernsehformat ist es wichtig, dass ein Moderator oder eine Moderatorin zu einem TV-Format passt. Deshalb wäre es interessant, zu erfahren, um was eine Sendung es sich handelt, wofür sich Gültekin bewarb. Geht es um eine volkstümliche Sendung mit Schweizer Volksmusik, würde sich der Rapper wohl kaum eignen. Auch zum «Wort zum Sonntag» würde Gültekin kaum passen, denke ich. Dass sich SRF Gedanken darüber macht, wer es was moderieren lässt, finde ich in Ordnung. Es ist nachvollziehbar, dass man wünscht - natürlich ist das auch vom TV-Format abhängig - dass jemand eine Sendung präsentiert, mit dem sich eine Mehrheit der Fernsehzuschauer identifizieren kann. Ausserdem gibt es bestimmt auch viele Schweizer, die sich schon um einen TV-Job beworben haben, und ihren Traumjob nicht bekamen. Sei es, weil sie zu alt waren, oder nicht den Anforderungen entsprachen, oder nicht zum Format passten. Gleich mit dem Rassismus-Vorwurf zu kommen, wenn man nicht den gewünschten Job kriegt, ist zu einfach, und macht die Sache nicht besser.
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