01.08.2017

Tamedia

Verwaltungsrat berät wohl Ende August über «Projekt 2020»

Die möglichen Sparmassnahmen bei Tamedia geben erneut zu reden. Stephanie Vonarburg von der Gewerkschaft Syndicom sieht im Medientalk von Radio SRF die Medienvielfalt in Bern in Gefahr. Nur die beiden Titel beizubehalten reiche nicht, sagt sie.
Tamedia: Verwaltungsrat berät wohl Ende August über «Projekt 2020»
Alle drei werden von Tamedia herausgegeben: «Der Bund», die «Berner Zeitung» und der «Tages-Anzeiger». (Bild: Keystone)

Im Hause Tamedia werden zurzeit drastische Sparmassnahmen geprüft. Wie die «NZZ am Sonntag» im Mai berichtete, überlegt sich ein Projektteam unter der Leitung des ehemaligen Tamedia-Geschäftsleitungsmitglieds Ueli Eckstein und Chefredaktoren der Tages-, Sonntags- und Pendlerzeitungen, einen gemeinsamen Mantel zu schaffen – vornehmlich für die bezahlten Tageszeitungen in der Deutschschweiz.

Die Rede ist von Kompetenzzentren, welche die Mäntel füllen sollen. Die Zeitungen würden sich schliesslich noch im Regionalteil unterscheiden. Grund für den Einsatz des Projektteams bei Tamedia sind die rückläufigen Werbeumsätze.

Massnahmen bis 2020 geplant

Details zum «Projekt 2020», wie es intern offenbar genannt wird, sind bisher nicht bekannt. In einem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informierte CEO Christoph Tonini darüber, der Zeithorizont sei das Jahr 2025, konkrete Massnahmen sollen im Zeitraum bis 2020 geplant werden. Wie Radio SRF berichtet, könnte sich der Verwaltungsrat von Tamedia bereits Ende August zu den Arbeiten der Projektgruppe äussern.

Im aktuellen Medientalk von Radio SRF kritisierte Stephanie Vonarburg von der Gewerkschaft Syndicom das umschriebene Szenario vor allem im Hinblick auf die Medienplatz Bern, wo Tamedia den «Bund» und die «Berner Zeitung» herausgibt. Vonarburg engagierte sich bereits im Jahr 2009 stark dafür den «Bund» als Zeitung zu retten.« Tamedia hat sich damals für ein Berner Modell ausgesprochen», sagte sie im Radiointerview. Dafür, dass die beiden Tageszeitungen in einer positiv anspornenden Konkurrenz stehen.

«Stärken beibehalten»

«Uns stellt sich die Frage, wie können wir in Zukunft den Leserinnen und Lesern gute Zeitungen anbieten, die regionale und nationale Berichterstattung anbieten. Und das mit weniger Einnahmen», sagte Christoph Zimmer im Medientalk. Der «Bund» und die «Berner Zeitung» hätten ein relativ unterschiedliches Profil. Diese jeweiligen Stärken sollten erhalten bleiben. Aber selbstverständlich sei das auch von der Entwicklung am Werbemrkt abhängig.

Für Vonarburg ist es «nicht damit getan, die Titel beizubehalten». Wenn die Inhalte in konzernübergreifenden Kompetenzzentren erstellt und dann in unterschiedlicher Länge in die verschiedenen Zeitungen abgefüllt würden, sei «das nicht eine gelebte Vielfalt». (wid)



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Kommentare

  • Mark Balsiger, 02.08.2017 10:56 Uhr
    Es hilft, wenn man die nächste grosse Sparrunde bei Tamedia in einen Kontext mit Zahlen stellt (Die kleinen Sparrunden, z.B. auf dem Platz Bern, gingen mehrheitlich unter dem Radar durch.) 2015 erwirtschaftete der Konzern einen Reingewinn von 334 Mio. CHF, CEO Christoph Tognini erhielt einen Bonus von 6 Mio. CHF. Im letzten Jahr betrug der Reingewinn 122 Mio. CHF. Jeder Titel bei Tamedia muss, so die Vorgabe, 10 Prozent oder mehr Marge erzielen. Das ist branchenunüblich viel. Unternehmen sollen Gewinn machen. Wenn aber gleichzeitig stetig Qualität abgebaut wird, ist das im Falle von Tamedia medien- und staatspolitisch bedenklich. Medien dürfen keine Wegwerfware sein.
  • Robert Weingart, 01.08.2017 10:21 Uhr
    Auf den ersten Blick mag es noch nachvollziehbar sein. Hält man sich aber vor Augen, dass deer Tagi im überregionalen Teil mit der Süddeutschen kooperiert, ist dies ein weiterer, massiver Eingriff in die Themen- und evtl. Meinungsvielfalt im Schweizer Tgaeszeitungssektor. Das hat womöglich nicht nur Auswirkungen auf die Festangestellten, sondern auch den Markt der Freien. Wenn doch der ganze Konzern schwarze Zahlen schreibt, warum dnicht die Zeitungen quer finanzieren? Muss denn immer jede Sparte im Plus sein?
  • Anton Moser-Breitenstein, 01.08.2017 07:20 Uhr
    Gewinnmaximierung an allen Enden und Ecken: Warum, Herr Supino, verkaufen sie nicht Waschpulver statt Zeitungen?
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