18.10.2001

"Wer krank ist, geht zum Arzt, nicht an den Kiosk"

Vor knapp einem Monat hat Peter Rothenbühler (Bild) die interimistische Leitung des Ringier-Magazins Gesundheit-SprechStunde übernommen. Mit dem Auftrag, das Heft inhaltlich und gestalterisch zu erneuern, hat er als erstes das Titelblatt für Schweizer Prominenz freigemacht. "persoenlich.com" wollte von Rothenbühler wissen, ob er jetzt der Schweizer Illustrierten Konkurrenz machen will. Und wie es mit seinem ursprünglich auf den Herbst angekündigten Lifestyle-Magazin weitergehen soll. Das Interview:
"Wer krank ist, geht zum Arzt, nicht an den Kiosk"

Erst eine migränegeplagte Christina Surer, jetzt eine schwangere Karin Roten: Wollen Sie der Schweizer Illustrierten die Promis abwerben?

Erst eine migränegeplagte Christina Surer, jetzt eine schwangere Karin Roten: Wollen Sie der Schweizer Illustrierten die Promis abwerben?

Ein neues Titelkonzept macht aber noch keinen Relaunch...

Einen Relaunch im eigentlichen Sinn gibt es auch nicht. Der Auftritt der Gesundheit-SprechStunde wird einfach farbiger, frischer, mit einer verbesserten Bildsprache. Wobei die Umstellungen fliessend passieren. Wir werden nach und nach neue Elemente einbauen, und zwar so, dass der Leser nicht jedesmal das Gefühl hat, ein ganz neues Heft in der Hand zu haben. Das können auch ganz kleine Sachen sein. So haben wir auf die nächste Nummer hin, die Ende Woche erscheint, eine kleine Rubrik zum Thema Gesundheit und Tiere eingeführt. Das nächste Mal gibt's eine neue Rubrik zum Thema Sex. Ein neuer Service ist auch der so genannte Check-up: Anhand von Vorgaben kann der Leser testen, ob seine Erkältung immer noch eine Erkältung ist – und nicht schon eine Grippe. Oder ob sich seine Verstimmung bereits zur Depression ausgewachsen hat. Wobei wir natürlich auch hier eng mit Ärzten zusammen arbeiten.

Das klingt dennoch stark nach Selbstdiagnose...

Ganz klar: Die Gesundheit-SprechStunde kann den Arzt nicht ersetzen. Wer krank ist, geht zum Arzt, nicht an den Kiosk. Wir wollen kein Magazin für Kranke bieten, sondern ein Magazin für Leute, die gesund bleiben wollen – und zwar durch kompetente medizinische Beratung durch Ärzte, die sagen, was man tun muss, bevor man krank wird. Das Thema Gesundheit interessiert. Schauen Sie sich all die Frauentitel an: Gesundheit, Wellness, Schönheit – all das sind immer wiederkehrende Themen, nach denen die Leserinnen verlangen. Unser Hauptpublikum besteht nicht umsonst aus Frauen.

Was bietet mir die Gesundheit-SprechStunde, was ich nicht in einem der besagten Frauenhefli finde?

Informationen zur Gesundheit bekommen Sie im Internet, in jeder Drogerie, wie gesagt in jedem Heftli. Was Sie aber nicht finden, sind konkrete Fälle, Personen, die offenlegen, woran sie leiden, wie es ihnen geht. Und die von den besten Kapazitäten aus der Medizin direkt beraten werden. Da springt die Gesundheit-SprechStunde ein – in der Fernsehsendung, in Zukunft aber auch vermehrt im Printprodukt. Beratung durch real existierende, unabhängige Kapazitäten – das ist unser Trumpf. Was ja auch die vielen Telenfonanrufe auf unsere Hotline beweisen.

Ursprünglich war vorgesehen, mit der TV-Sendung, dem Magazin und einem ausgebauten Web-Portal ein Gesundheit-SprechStunde-Medienverbund zu bilden. Zumindest im Bereich Internet ist Ringier aber unterdessen zurückgekrebst.

Aus der heutigen Warte ist ganz klar, dass man sich beim Medium Internet zu grosse Illusionen gemacht hat. Aber unser Medienverbund besteht vor allem zwischen den Printmedien GsundBlick im Blick, der Rubrik Topfit in der Schweizer Illustrierten, dem Heft Gesundheit-SprechStunde und der TV-Sendung auf SF2. Da werden grosse Synergien genutzt. Künftig noch mehr. Wenn wir zum Beispiel eine Nichraucheraktion geballt in allen vier Medien mittragen, hat das eine enorme Wirkung. Für solche Aktionen mit einem Gesundheitsamt oder einer Lungenliga können wir viel Power mobilisieren. Internet oder auch Teletext gehören da einfach mit dazu, wenn auch nur begleitend. Ich bin mir bewusst, dass unser Zielpublikum nicht unbedingt über einen Internetanschluss verfügt.

Sie haben die Chefredaktion der Gesundheit-SprechStunde für die Dauer von sechs Monaten übernommen. Wie geht's weiter – sowohl mit dem Magazin als auch mit Ihnen?

Meine Aufgabe ist es, das Heft möglich rasch zu verbessern. Dafür habe ich mir diese Frist von sechs Monaten gesetzt. Bis dann wird die Gesundheit-SprechStunde vielleicht noch nicht gerade ein Renner sein (lacht), aber mindestens auf dem Weg dorthin. Für mich persönlich gibt es mehrere Optionen: Zum einen arbeite ich noch immer an dem Projekt eines neuen Lifestyle-Magazins. Sollte der Launch definitiv von der KL abgesegnet werden, möchte ich dafür frei sein. Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, die Gesundheit-SprechStunde noch weiter zu begleiten. Wobei ich aber zugeben muss, dass ich jemand bin, der gerne weiterzieht, wenn etwas zu Faden geschlagen ist. Warten wir ab: Bis zum Frühling kann noch viel geschehen...

Der Launch des Lifestyle-Magazins ist somit also auf den Frühling geplant? Ursprünglich hätte es ja diesen Herbst erscheinen sollen...

Nein, so habe ich das nicht gemeint. Wir haben uns entschieden, uns im Zusammenhang mit diesem Projekt noch nicht auf einen Termin festzulegen. Ein Produkt, das sich so hoch positionieren will, muss gut überlegt sein, und dafür will und muss ich mir Zeit nehmen. Momentan finden Gespräche mit Interessenten aus der Luxus- und der Modebranche statt, mit denen ich die Bedürfnisse des Marktes genau abkläre. Wie es konkret weiter gehen wird, darauf will ich mich nicht festlegen. Wer mich kennt, weiss aber, dass ich, wenn ich etwas will, sehr hartnäckig sein kann...



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