24.02.2023

Prix Transparence

Yves Demuth vom Beobachter erhält den Preis

Aus zehn von Öffentlichkeitsgesetz.ch nominierten Beiträgen hat eine Fachjury die besten Transparenzstorys geehrt – sie sind im Beobachter und Le Matin Dimanche erschienen. Erstmals wurden auch Regionalbeiträge gewürdigt.
Prix Transparence: Yves Demuth vom Beobachter erhält den Preis
«Mir leuchteten die Datenschutz-Argumente der Verwaltung nicht ein»: Der Beobachter-Journalist Yves Demuth mit der Prix-Transparence-Auszeichnung in der Hand. (Bild: zVg)

Hartnäckig verlangte er Fakten zu internierten jungen Frauen – und konnte belegen, dass Schweizer Heimkinder in Fabriken öfter ausgebeutet wurden, als bisher bekannt war. Dafür wird der Beobachter-Journalist Yves Demuth mit dem Prix Transparence 2022 ausgezeichnet, heisst es in einer Mitteilung.

Aus zehn von Öffentlichkeitsgesetz.ch nominierten Beiträgen kürte eine Fachjury den Beobachter-Beitrag zur besten Transparenzstory des letzten Jahres. Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz des Bundes hat «Beobachter»-Journalist Yves Demuth Zugang zu einer Datenbank des Bundesarchivs verlangt. Darin sind die Institutionen erfasst, in die Teenager aus jenischen Familien bis Mitte der Siebzigerjahre von Fürsorgebehörden interniert wurden. Erst auf Druck von Betroffenen und Forschenden kam der Beobachter-Journalist an darin verzeichnete Informationen.

Um solche Angaben aus der archivinternen Arbeitshilfe zu erhalten, wehrte sich Demuth auch beim Öffentlichkeitsbeauftragten des Bundes in einem Schlichtungsverfahren. «Mir leuchteten die Datenschutz-Argumente der Verwaltung nicht ein», wird er in der Mitteilung zitiert. Die erkämpften Informationen waren die Grundlage für eine umfassende Recherche zu einem – laut Demuth — «repressiven System der Fürsorgebehörden, das aus 16- bis 20-jährigen jungen Frauen sittsame und angepasste Ehefrauen formen sollte.»

Mit dem zweiten Platz geehrt wird eine Recherche der freien Journalistin Catherine Duttweiler zur Energiewende, heisst es weiter. Sie erkämpfte sich – ebenfalls für den Beobachter – mit einem Schlichtungsverfahren eine Liste mit Wasserkraft-Projekten. Diese sollen aktiviert werden, wenn von einem Runden Tisch favorisierte Vorhaben nicht umgesetzt werden können.

Der Journalist Florent Quiquerez wird mit seinem in Le Matin Dimanche erschienenen Artikel zum Lobbying von Süssgetränkeherstellern mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Er konnte mit Verwaltungsdokumenten belegen, dass eine Vorlage über eine obligatorische Zahnversicherung mit Geld von Süssgetränke-Herstellern bekämpft wurde.

Regionalpreis geht an «Zentralplus»

Zum ersten Mal wird dieses Jahr auch der beste Regionalbeitrag gekürt. Den Prix Transparence Regio gewinnt die Innerschweizer News-Plattform Zentralplus. Journalist Kilian Küttel recherchierte akribisch zum unerwarteten Rücktritt des Zuger Sicherheitsdirektors Beat Villiger. Gestützt auf das Zuger Öffentlichkeitsgesetz verlangte er Regierungsratsprotokolle heraus, in denen die Regierung Villigers Gesundheitszustand, seine Auszeit und seinen Rücktritt thematisiert wurden. Laut diesen wurde noch vor dem offiziellen Rücktritt Geschäfte und Abläufe der Sicherheitsdirektion – unter grösster Diskretion — «auf ihre Ordnungsmässigkeit hin» überprüft.

Auf dem zweiten Platz des Regio-Preises rangiert Philipp Zimmermann von der Aargauer Zeitung. Er machte eine Intervention des Aargauer Justizdirektors wegen illegalen Fahrverbots-Überwachung durch die Polizei publik.

Die Westschweizer Journalistin Chloé Din (24 heures) wird mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Die Zeitung kämpfte vor Gericht für den Zugang zu einem Prüfbericht zum 235 Millionen Franken teuren Centre Sportif de Malley und konnte zeigen, wie riskante Entscheidungen getroffen wurden.

Insgesamt hat Öffentlichkeitsgesetz.ch 81 Beiträge aus Presse, Rundfunk und TV evaluiert, welche 2022 mithilfe eines Öffentlichkeitsgesetzes realisiert worden sind. Zehn davon wurden für den Prix Transparence 2022 nominiert. (pd/wid)



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