Nach der Intervention eines Mitglieds des SRG-Regionalvorstands beim Direktor der Westschweizer Radios und Fernsehens RTS wurden die Recherchen einer Journalistin zur Affäre des Genfer Staatsrats Pierre Maudet gestoppt, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
Der neunköpfige Regionalvorstand ist das Führungsgremium der SRG Westschweiz. In den Statuten ist festgehalten, dass der Regionalvorstand in laufenden Programmangelegenheiten keine Einzelweisungen erteilt. Die Intervention stammt von Eric Benjamin, der bei der PR-Agentur Cabinet privé de Conseils arbeitet. Dieser werden enge Beziehungen zu Maudet nachgesagt.
Nach einem Radioeitrag zu Maudets umstrittener Luxusreise nach Abu Dhabi im RTS am 1. Juni beschwerte sich Benjamin per Mail bei RTS-Direktor Pascal Crittin über die Berichterstattung. Crittin sagt gegenüber der NZZaS, dass er die Unabhängigkeit seiner Journalisten garantiere und keine Weisungen erlassen habe. Die kritisierte Journalistin Laetitia Guinand selbst nahm keine Stellung. Seit der zweiten Intervention von Benjamin Ende Juni habe Guinand nur noch wenig geschrieben. Die RTS-Berichterstattung im Fall Maudet werde von internen Journalisten als zurückhaltend empfunden, schreibt die NZZaS.
Anfang Oktober hätte Guinand zeitgleich mit der «Rundschau» des Deutschschweizer Fernsehens einen Beitrag publizieren wollen. Doch die Zusammenarbeit wurde gestoppt. Über den «Rundschau»-Beitrag schrieb Benjamin später auf Facebook: «Arme Schweizer Presse. Sie sinkt tiefer und tiefer.» (pd/maw)
Kommentare
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Sebastian Renold, 04.11.2018 20:19 Uhr
Exponenten von PR-Agenturen sollten ohnehin in einem SRG-Gremium nichts verloren haben. Wie wusste doch schon George Orwell: "Journalismus heisst, etwas zu publizieren, von dem jemand will, dass es nicht publiziert wird. Alles andere ist Public Relations."