15.06.2006

Kommentar

Zuviel Medienpräsenz bekommt niemanden gut

Marcus Knill zum medialen Overkill rund um Doris Leuthard.

Im Kommunikationszeitalter muss jede Politikerin fähig sein, mit allen Medien professionell zu kommunizieren. Niemand kann sich mehr den Medien entziehen. Doris Leuthard, die neue Bundesrätin, besitzt dabei unbestrittenermassen hervorragende medienrhetorische Fähigkeiten. Sie beherrscht die Kunst, mit Journalisten umzugehen. Und sie kommt auch in der Öffentlichkeit sehr gut an. Die neugewählte Bundesrätin war am vergangenen Mittwoch im Galérie des Alpes, SF TV, am Donnerstag im Tagesgespräch Radio DRS, und wird Freitagabend im "Quer" und grad anschliessend in der "Arena" sein. Nach der Wahl bestand sie den üblichen Medienmarathon.

Dennoch stellen wir uns bei Doris Leuthard die Frage: Falls die neue Bundesrätin in diesem Tempo weiterfährt, wo bleibt dann noch die Zeit zum Regieren? Eine bekannte Medienwissenschaftlerin mit viel Medienpräsenz verriet mir: "Soeben habe ich ein grosses Interview einer der bekannten Zeitung abgesagt, weil ich 1. keinen Medienoverkill produzieren will und 2. nur dann in die Medien gehe, wenn ich wirklich auch was Neues zu sagen habe."

Erstaunlich war, dass niemand -- ausser Urs Paul Engeler -- diese Gefahr des medialen Overkills bei der neuen Bundesrätin kommentiert hatte. Bisher hat zwar der Medienmarathon noch keine negativen Auswirkungen. Dennoch gilt es zu bedenken: Soviel Medienöffentlichkeit bekommt niemandem gut. Ob wir uns täuschen? Leuthards Medienberater wäre jedenfalls verpflichtet, die neue Bundesrätin auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Fazit: Es geht bei allen Kommunikationsprozessen um die Dosierung. Es gilt, stets die Balance zu finden, zwischen zu wenig und zu viel!



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