15.03.2021

Polizei

Zweimal Kritik an der St. Galler Kantonspolizei

Die St. Galler Kantonspolizei ist übers Wochenende für Auskünfte und Informationen kritisiert worden. Die SP-Fraktion des Kantonsrats stiess sich an Äusserungen des Polizeisprechers. In den sozialen Medien ging es um einen Ratgeber für Frauen.
Polizei: Zweimal Kritik an der St. Galler Kantonspolizei
Eine Aussage von Mediensprecher Hanspeter Krüsi sorgten für Kritik am Wochenende. Hier Krüsi bei einem Statement zu einem Unfall vom letzten Jahr. (Bild: Keystone/Eddy Risch)

In einer am Freitag eingereichten einfachen Anfrage bezieht sich die SP-Fraktion auf Ausführungen des Polizeisprechers Hanspeter Krüsi gegenüber dem St. Galler Tagblatt. Es ging dabei um ein Treffen von Corona-Skeptikern in einem Restaurant in Gommiswald.

Der Sprecher habe dazu erklärt, dass es unverhältnismässig gewesen wäre, das Restaurant zu stürmen und alle Beteiligten zu identifizieren, fasste die SP zusammen. Er habe gesagt: «Im Restaurant befanden sich Leute wie Sie und ich, nicht die übliche Bahnhofprominenz.»

Für die SP liegt auf der Hand, dass damit Leute in prekären Lebenssituationen gemeint seien. «Personen die sich regelmässig am Bahnhof in Gruppen aufhalten», insbesondere Personen mit Suchtproblemen.

Der Polizeisprecher bringe zum Ausdruck, dass für eine Intervention die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe massgebend sei. Das bedeute, dass das Recht nicht auf alle gleich angewendet werde. Die SP-Fraktion will nun von der Regierung wissen, ob Handlungsbedarf bestehe.

Dazu könne er nicht Stellung nehmen, erklärte Krüsi auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nun laufe der politische Prozess. Die Fragen der SP werde die Regierung beantworten.

Veralteter Ratgeber gelöscht

Am Wochenende war in den sozialen Medien – vor allem auf Twitter – ein im Internet aufgeschalteter Ratgeber der St. Galler Kantonspolizei zum Thema sexuelle Belästigung kritisiert worden, der sich ausschliesslich an Frauen richtete.


Darin stand etwa: «Treten sie selbstbewusst auf. Frauen, die Selbstbewusstsein ausstrahlen, werden weniger belästigt als verschreckte Frauen, die unsicher nach Hause huschen». Eine weitere Empfehlung: «Es liegt auf der Hand, dass Sie ein leichteres Opfer sind, wenn sie nicht bei klarem Verstand sind. Trinken Sie deshalb Alkohol nur in Massen».

Damit werde die Verantwortung für Vergewaltigungen auf die Opfer abgeschoben, hiess es etwa in Kommentaren. Es gebe dazu auch keine Tipps für Männer, beispielsweise weniger zu trinken und Frauen nicht zu belästigen.

Die Kantonspolizei reagierte am Sonntag ebenfalls auf Twitter: «Liebe Community. Wir haben den Ratgeber vom Netz genommen. Es tut uns leid, dass wir beim Verfassen dieser Tipps nur Frauen in der Opferrolle angesprochen haben», schrieb die Polizei. Sie stelle sich klar «gegen Victim-Blaming».

Die Kritik sei am Wochenende wie aus heiterem Himmel gekommen, sagte Krüsi. Der Ratgeber sei schon mehrere Jahre alt und beim Aufschalten der neuen Webseite nicht kontrolliert worden. Der Inhalt entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen. Man habe damit die Gefühle von Frauen nicht verletzen wollen und entschuldige sich dafür. (sda/lol)



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