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Unverblümter Antisemitismus

Diego Yanez

Ja, das war nicht Roger Schawinski at his best. Und ja, Schawinski stolperte über die plumpen Provokationen von Andreas Thiel, der sich von Beginn weg den Fragen verweigerte, so dass Schawinski mehrmals emotionsgeladen die Contenance und den Faden verlor. Das kann man Schawinski vorwerfen. Einverstanden. Doch das ist nicht der Skandal. Kaum beginnt der Talk wird Schawinski ohne nachvollziehbaren Zusammenhang gefragt: "Bist du ein Papier-Jud?". Dabei setzt Thiel diesen "ach ich bin so cool und mutig und intelligent"-Blick auf. Was soll das? Warum muss sich ein Schweizer, der Jude ist, sich diese süffisant vorgetragene Frage gefallen lassen? Das ist unverblümter Antisemitismus.

Politische Korrektheit kann einengend wirken und wichtige Diskussionen im Keim ersticken. Antisemitismus hat in unserer liberalen Gesellschaft allerdings nichts verloren, auch Rassismus nicht. Wer hier bewusst Grenzen überschreitet, ist nicht mutig, er ist bestenfalls selbstgerecht. Thiels Aufgabe wäre es gewesen, sich der Diskussion zu stellen. Diese Diskussion schon in den ersten Minuten bewusst zu torpedieren, war schwach und feige. Denn seine in der "Weltwoche" publizierte Hasstirade gegen den Koran wirft berechtigte Fragen auf. Diese offen zu diskutieren, hätte sich gelohnt. Dass dies nicht gelang, ist nicht Schawinskis Schuld.  

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